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Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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tat Mara fast ein bisschen weh, aber jetzt ging es nicht um nostalgisches Schwärmen für alte Zeiten. Es ging nicht darum, diese Zeiten wieder hervorzuholen.
    Jakob konzentrierte sich auf den Bildschirm, während an der schwarzen Festplatte ein grünes Licht blinkte.
    Mara beruhigte dieses Lämpchen. Das Blinken bedeutete, dass mit jeder Sekunde mehr von ihrem Leben in Sicherheit war. Es fühlte sich fast so an, als würde sie Stück für Stück ihre Geige wiederbekommen.
    Wenn ihre Musik auf diese Weise erhalten blieb, war noch nicht alles verloren. Es war vielleicht möglich, Tamara nachzubauen. Geigenbauer leisteten angeblich Unglaubliches. Sie hatte darüber gelesen. Oder hatte John es ihr erzählt? Nein, jemand aus dem Orchester war es. Sie hatte eigentlich wenig Kontakt zu den anderen Musikern gehabt, aber dieser Geiger war sehr gesprächig gewesen. Er kannte einen Geigenbauer aus München, der sich auch mit der Physik des Klangs auseinandersetzte. Wissenschaftlich. Vielleicht würde er Mara helfen können. Sie hatte jetzt wenig Geld, aber sie würde jeden Job annehmen, nur um wieder so musizieren zu können wie … noch vor einigen Tagen, einer Woche …
    Das Lämpchen blinkte und blinkte.
    Ja, dachte Mara, kommt nur rüber ihr Bits und Bytes.
    Das grüne Licht schien sie zu hypnotisieren, sie konnte den Blick nicht abwenden.
    Und plötzlich sagte Jakob: »Fertig.«
    Mara schrak aus ihren Gedanken auf. »Hast du Klangfiguren auf die Karte gelegt?«
    »So weit bin ich noch nicht. Aber ich habe die Töne isoliert.«
    Sie stand auf und stellte sich hinter Jakob.
    »Ich erzeuge erst die Figuren«, sagte er. »Alle vier Saiten. Ich fange unten an.«
    Er startete das Programm. Die Kurve des Tones G, auf den die unterste Geigensaite gestimmt war, hob sich, ohne dass sie etwas hörten. Es war nicht nötig, den Ton über die Lautsprecher zu schicken. Es kam nur auf die elektronische Verarbeitung an.
    »Sieht aus wie ein Kreis«, stellte Mara fest.
    »Ja, aber elliptisch. Wie ein Ei. Nehmen wir den nächsten Ton.«
    Er ergab dieselbe Figur. Nur etwas kleiner und unregelmäßiger.
    »Die Ungenauigkeiten kommen sicher durch die verschiedenen Umwandlungen zustande«, sagte Jakob. »Wenn die Geige direkt sehr gleichmäßig vor einem Tonografen klingen würde, wäre das ein klares Oval. Oder sogar ein Kreis.«
    Er nahm sich die A-Saite vor. Mara war nicht überrascht, als dieser Klang wieder die Figur eines Kreises ergab. Er war etwas kleiner, sodass man sich vorstellen konnte, wie das Ergebnis auf der Karte aussah. Drei konzentrische Kreise, die sich immer mehr nach innen auf einen bestimmten Ort konzentrierten.
    »Gibt es auch Klangfiguren, die wie Punkte aussehen?«, fragte Mara.
    »Du glaubst, die vierte Saite zeigt genau die Stelle an, wo der Ort liegt? Lassen wir uns überraschen.«
    Und als der Rechner fertig war, ergab sich kein Punkt. Dafür ein regelmäßiges Kreuz aus zwei diagonalen Balken, die sich in der Mitte trafen. Zusammen mit den Kreisen sah das Ergebnis aus wie ein Fadenkreuz.
    Ein Fadenkreuz, das auf den Ort zielte, den sie suchten.
    »Jetzt müssen wir es nur noch mit der eingescannten Karte verbinden«, sagte Jakob.
    Ein paar spannende Sekunden vergingen.
    »So.« Er drückte die Entertaste so schnell, dass es knallte, und im selben Moment erwachte der Drucker. Es ratterte leise, als er ein Blatt Papier einzog und in die Ausgabehalterung entließ. Mara stand auf und nahm den Bogen heraus. Sie drehte sich zu Jakob um, der das Ergebnis auf dem Bildschirm betrachtete.
    Die Linien verliefen zum Teil mitten durch die Ortsnamen, die auf der Karte eingezeichnet waren.
    »Wir haben es«, sagte Jakob. »Man muss das nur noch mit einer anderen Karte in Verbindung bringen … Das dürfte kein Problem sein. Ich mache sicherheitshalber noch einen Ausdruck von der Karte und den Klangfiguren alleine.«
    Wieder setzte er den Drucker in Gang. Er gab das Gesamtbild, die Klangfiguren der einzelnen Saiten, die Vereinigung aller Figuren und die Karte aus.
    »Wir sollten jetzt nicht noch mehr Zeit verlieren«, sagte Jakob. »Das Beste wäre, sofort zu verschwinden.«
    »Wohin?«
    Er lächelte. »Wohin wohl? Aber zuerst mal zum Flughafen oder zum Bahnhof. Jetzt, da wir das hier in der Hand haben, wird es gefährlich für uns. Stell dir vor, dieser Quint würde genau jetzt auftauchen. Wir haben einen Vorsprung, und wir müssen ihn nutzen.«
    Mara nickte. Jakob hatte recht. Sie sah zu dem grün blinkenden Lämpchen. »Die

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