Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)
Sicherungskopie ist aber noch nicht beendet.«
Jakob runzelte die Stirn. »Ja, das wird auch noch eine Weile dauern. Ehrlich gesagt … mir wäre es lieber, wir könnten das später machen.«
»Aber dann ist es vielleicht zu spät. Grittis Bruder könnte alles löschen.«
»Kannst du denn nicht juristisch gegen ihn vorgehen? Ich meine, es sind deine Aufnahmen. Du hast ein Recht, dass sie erhalten bleiben.«
»Ich will mich mit ihm auf keinen Rechtsstreit einlassen. Den würde ich verlieren. Wenn ich mir vorstelle, was der für juristische Berater hat …«
»Aber das hier dauert noch mindestens eine Stunde. Bis dahin könnten wir schon am Flughafen sein … Oder es geht heute Nacht noch ein Zug. Vielleicht können wir es einfach weiterlaufen lassen.«
»Während wir in Italien sind?«
»Ich könnte es so programmieren, dass es sich abstellt, wenn der Download fertig ist. Aber das ist auch gefährlich. Wenn jemand merkt, dass wir auf dem Server waren, kehrt er den Spieß vielleicht um und dringt in mein System ein.«
Maras Herz klopfte stärker, sie spürte Schweiß auf der Stirn. Endlich ging es wieder ein Stück voran. Sie hatten etwas herausgefunden, und das durften sie nicht aufgeben. Sie mussten sofort nach Italien.
Verabschiede dich von deinen Aufnahmen, die noch nicht heruntergeladen sind, sagte sie sich.
Verabschiede dich von ihnen, wie du dich von Tamara verabschiedet hast.
»Wie viele Dateien haben wir denn schon?«, fragte sie.
»Noch nicht mal die Hälfte.«
Sie biss die Zähne zusammen. »Also gut. Brich es ab.«
Ein lautes Schrillen ließ sie zusammenzucken.
»Was ist das?«, fragte sie.
Jakob blickte überrascht auf. »Keine Ahnung.«
Das Schrillen wiederholte sich.
»Es ist die Türklingel zu meiner Wohnung. Man hört sie auch im Laden.« Er stand auf. »Warte einen Moment. Ich schau mal nach.«
»Wenn es Quint ist …«, sagte Mara.
»Meinst du, er würde klingeln?«
»Lass mich nachsehen. Kümmere du dich um den Download.«
Damit hatte sie ihre Jacke genommen, war durch den Vorhang geschlüpft und stand nun im Dunkel des Verkaufsraums. Es gelang ihr, die Tische mit den aufgestapelten Büchern elegant zu umrunden und zur Glastür vorzudringen. Sie drückte die Klinke herunter. Es war nicht abgeschlossen.
Hatte Jakob sie offen gelassen?
Sie ging hinaus, betrat den Gehsteig und sah dann nach links, wo der Eingang zum Treppenhaus lag. Dort standen zwei Männer.
Mara tat so, als sei sie eine späte Spaziergängerin und lief langsam an ihnen vorbei.
»Scheint nicht da zu sein«, sagte der eine Mann.
»Klingel noch mal«, erklärte der andere.
Bevor er den Finger ausstrecken konnte, bemerkte er Mara.
»Guten Abend«, sagte er.
Mara nickte nur und wollte vorbeigehen.
Der Mann trat ihr in den Weg. »Wohnen Sie hier?«
»Nein, warum?«
»Es hat keinen Zweck«, sagte der andere, der klingeln wollte. »Reden wir morgen mit ihm.«
Mara ging einfach weiter. Am Bordstein parkte ein Wagen. Es fiel so viel Licht von einer Straßenlaterne hinein, dass sie ein Funkgerät und ein transportables Blaulicht erkennen konnte.
Zügig erreichte sie die nächste Ecke und drehte sich um. Die Männer stiegen in den Wagen. Das Licht flammte auf. Sie fuhren jedoch nicht los.
Mara war klar, was die Polizisten wollten. Sie hatten Ron gefunden und ermittelten nun in dessen Bekanntenkreis.
Ein Grund mehr, dass sie möglichst schnell aufbrachen.
Sie sah sich um. Ob es hier irgendwo ein öffentliches Telefon gab. Sie hatte ja kein Handy mehr.
Nein, sie irrte sich. Sie hatte ein Telefon. Jakob hatte ihr doch eins gegeben!
Sie zog es heraus, fand in der Kontaktliste den Eintrag »Auskunft« und ließ sich mit dem Antiquariat Lechner verbinden. Jakob meldete sich sofort.
»Keine Angst, ich bin’s.«
»Mara?«
»Es war die Polizei. Sie stehen noch da. Sie sitzen in ihrem Wagen.«
»Kann sein.«
Er klingt seltsam, schoss es ihr durch den Kopf.
»Jakob, ist irgendwas?«
»Alles in Ordnung.«
Da stimmte etwas nicht. Sie spürte es genau. Sie sah zu den Polizisten hinüber. Der Motor ging an. Die Scheinwerfer wurden heller. Der Wagen setzte sich in Bewegung und fuhr an Mara vorbei davon.
»Wir haben über den Bahnhof gesprochen«, sagte Jakob plötzlich. »Du weißt es doch. Die Züge gehen von Meidling ab.«
Bahnhof? Meidling? Nein, sie hatten nicht … Es war, als würde eine große eiserne Faust sie umfassen, als ihr die Erkenntnis kam. Jakob war nicht allein. Jemand war bei ihm.
»Was soll
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