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Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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ich tun?«, flüsterte sie.
    Jakob antwortete nicht.
    »Sag was. Ich bin ganz in der Nähe. Wie kann ich dir helfen?«
    »Es ist alles in Ordnung.«
    Sie spürte, wie ihr heiß wurde. »Jakob?«
    Etwas krachte.
    War das ein Schuss?
    Das habe ich schon mal erlebt, dachte sie. Als John im Wagen saß und wir telefonierten. Ihre Gedanken rasten. Und erst nach und nach drang das regelmäßige Tuten in ihr Bewusstsein. Die Leitung war unterbrochen.
    Sie rannte zurück. Die Strecke kam ihr jetzt viel länger vor. Die Glastür stand offen. Mara stürmte hinein, prallte gegen einen der Tische, sodass die Bücher zu Boden krachten. Als sie das Hinterzimmer betrat, wurde ihr bewusst, dass sie einen Fehler gemacht hatte.
    Wenn Quint Jakob bedroht hatte, wartete er ja nur auf sie, und sie würde in die Falle gehen.
    Aber das Zimmer war leer.
    Sie stürmte nach draußen, sah nach links und rechts, zog dann die Glastür hinter sich zu, sodass sie von außen nicht mehr zu öffnen war, und lief los, die Straßen entlang, bis sie nicht mehr konnte.
    Schwitzend und von Seitenstechen geplagt blieb sie schließlich an der Ringstraße stehen.
    Sie musste Jakob finden. Ihn retten. Sie konnte doch nur mit ihm zusammen nach Italien fahren. Sie durfte ihn nicht im Stich lassen.
    Sie sah zum Rathaus hinüber – einem hohen Gebäude mit spitzen Dächern, das wie eine Kathedrale aussah. Davor, in dem kleinen Park, bewegten sich Schatten. Obdachlose, die auf der Suche nach einer Unterkunft waren. Die grelle Beleuchtung, mit der das Rathaus illuminiert war, wirkte fast obszön. Abweisend.
    Sollte sie versuchen, Kontakt zu Deborah und Quint zu bekommen? Sollte sie aufgeben? Sich mit ihnen zusammentun?
    Das war doch sicher der Sinn von Jakobs Entführung gewesen, oder nicht? Sie unter Druck zu setzen.
    Nein, dachte sie. Nicht nur das. Es ging auch darum zu erfahren, wo der Ort in Italien war. Deborah brannte darauf, das zu erfahren. Und nun würden sie es aus Jakob herauspressen.
    Sie rief sich die Szene im Hinterzimmer des Antiquariats in Erinnerung. Wie sie wahrscheinlich abgelaufen war.
    Als Quint auftauchte, hatte Jakob geistesgegenwärtig auf die Tastatur des Computers eingehämmert, das gelöscht, was sie herausgefunden hatten. Er hatte es zumindest versucht. Mara wusste, dass man auf einer Festplatte nichts so einfach ganz und gar löschen konnte. Man konnte Daten wiederherstellen. Aber das dauerte seine Zeit.
    Hatte Quint den Rechner mitgenommen? Sie wusste es nicht. Und jetzt hatte sie auch keine Chance, noch mal nachzusehen.
    Sie tastete nach ihrer Jackentasche, in der etwas Dickes steckte. Die zusammengefalteten Blätter, die Jakob ausgedruckt hatte. Sie musste sie bei ihrer Rückkehr einfach an sich genommen haben.
    Sie kannte nun den Weg, den sie gehen musste.
    Aber sollte sie ihn gehen? Ohne Jakob?
    Der Herbstwind riss an den Blättern. Nachdenklich faltete sie sie zusammen und steckte sie wieder ein.
    Der Wind schien unter ihre Jacke kriechen zu wollen. Sie spürte, wie ihre Haut eiskalt wurde.
    Und gleichzeitig wurden ihre Gedanken klarer.
    Die Polizei.
    Sie hatten versucht, Jakob zu finden. Weil sie ihn wegen Ron befragen wollten.
    Was wäre, wenn sie zur Polizei ging?
    Konnten die ihr helfen?
    Sie würde dann alles sagen müssen. Angefangen von Johns Tod über das Erlebnis mit Quint in dem Wald in der Nähe von Köln. Wesselys Tod. Ihre Versuche, hinter das Geheimnis ihres Lebens zu kommen.
    Sie schüttelte den Kopf. Wegen ein paar Melodien, die irgendwo in Italien lagen, starben so viele Menschen. Und sie ließ das zu.
    Aber wenn sie zur Polizei ging, wenn sie sich in diese Mühle begab, würde sie das Geheimnis niemals lüften. Deborah und Quint würden einen Vorsprung gewinnen. Sie würden durch Jakob erfahren, wo sich der Ort der Orphiker befand, und für Mara war die Erkenntnis darüber verloren.
    Und wenn ich jetzt hinfahre?, dachte sie.
    Und wenn du jetzt zur Polizei gehst und nicht deinem eigenen Weg folgst, ist es mit der Musik erst einmal tatsächlich vorbei. Vielleicht sogar für immer.
    Entweder du gehst zu Deborah und Quint und versuchst, Jakob zu befreien. Oder du setzt dich in den nächsten Zug und fährst hinunter.
    Eine dritte Möglichkeit schien in ihr auf. Sie konnte warten. Hier in Wien bleiben und warten, bis sich Jakob selbst befreite oder sich irgendwie meldete.
    Das wird natürlich gar nicht passieren, sagte sie sich. Wie blöd bist du eigentlich? Sie werden den Ort aus ihm herauspressen und ihn dann

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