Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
Vom Netzwerk:
Sergente hatte es nicht verstanden oder hatte es vielmehr nicht verstehen wollen .
    Was war das nur für eine moderne Welt, in der die alten Gegensätze von Gut und Böse, das alte Oben und Unten nicht mehr galten? Irgendwo hatte der Padre einmal den Satz gelesen, dass die größte Tücke des Teufels darin bestand, dass er die Menschen glauben machte, es gebe ihn gar nicht.
    So weit war es längst gekommen. Nicht nur der Teufel, sogar Gottvater persönlich war für die meisten bestenfalls eine Symbolfigur, ein Relikt aus alten Zeiten und nur noch geeignet, belächelt zu werden.
    Diese eigenartige Fremdheit dem Glauben gegenüber hatte der Padre in den Augen des Sergente gelesen.
    Die Digitaluhr auf dem Nachttisch zeigte 05:32. Normalerweise schlief der Padre noch mindestens eine Stunde länger. Um sieben begann die Frühmesse, zu der aber in den letzten Jahren kaum noch Menschen kamen, sodass sie meist ausfiel. Trotzdem musste er zur Kirche hinüber und nachsehen, ob es Gläubige gab, die vor der Arbeit in den Gottesdienst wollten.
    Er stemmte sich aus dem Bett und spürte die Kälte in seinem feuchten Schlafanzug. Der Herbst hatte nun auch Italien erfasst.
    Er ging ins Bad, wusch sich und kleidete sich an. Bald fühlte er sich sicherer. Sergente Massimo hatte ganz bestimmt keinen Verdacht geschöpft. Sonst wäre er nicht so schnell wieder weg gewesen. Trotzdem musste Antonio überprüfen, ob alles in Ordnung war. Ob alles noch da war.
    Die Zeit bis zur Frühmesse verwendete er, um am Computer nachzusehen, ob die Spuren der Webseiten, die er am Tag zuvor besucht hatte, auch wirklich gelöscht waren.
    So ganz sicher war er da nicht. Er verstand so wenig von dieser neumodischen virtuellen Welt, aber in diesem Fall hatte er sie gebraucht.
    Es war schon schwierig genug gewesen, das Dynamit auf einer Baustelle zu stehlen. Wie sollte er wissen, wie man es für eine Sprengung verwendete?
    Die Worte des deutschen Kollegen klangen noch in seinen Ohren. Und es gab keinen anderen Weg. Er musste zerstören, was dort oben war. Es musste der Vergessenheit anheimfallen. Der Vergessenheit, aus der es das Erdbeben gerissen hatte.
    Um fünf vor sieben schaltete er den Computer aus, verließ sein Haus und ging hinüber zur Kirche. Sergio, der alte Küster, hatte aufgeschlossen. Aber sonst war niemand da. Natürlich hätte er alleine für Sergio die Messe lesen können, aber der legte keinen Wert darauf. Es reichte ihm, wenn er am Sonntag in den Gottesdienst kam.
    Der Padre ging bis nach vorn zum Altar, kniete nieder und verrichtete ein einsames Gebet. Als er fertig war, waren wieder zehn Minuten vergangen. Kein Gottesdienstbesucher kam.
    Endlich konnte der Padre seiner inneren Unruhe nachgeben. Sein Magen meldete sich. Er hätte doch etwas essen sollen. Er überlegte, das jetzt noch nachzuholen, aber er war zu unruhig. Er kehrte zu seinem Haus zurück und stieg in den Wagen. Ein Blick auf die Ladefläche des Kombis sagte ihm, dass alles in Ordnung war.
    Langsam ließ er das Fahrzeug rückwärts aus der Einfahrt rollen. Dann fuhr er los. Als er die freie Landstraße erreichte, rief er sich ins Gedächtnis, was er in der Nacht gelernt hatte. Die Verteilung der Dynamitstangen. Das Anbringen der Drähte. Die Montage der Energiequelle, die den entscheidenden Auslöser liefern würde. Er hatte nichts davon ausgedruckt – aus Angst, jemand könnte einen Beweis finden. Er hatte sich in die Zeit seines Theologiestudiums zurückversetzt, in dem er große Teile der Heiligen Schrift auswendig gelernt hatte.
    Trotzdem war es natürlich etwas anderes, diese Arbeiten durchzuführen, als nur die Anweisungen dazu zu lesen und im Gedächtnis zu speichern.
    Er parkte das Auto abseits auf einem Feldweg und hoffte, dass niemandem auffiel, dass dort der Wagen des Pfarrers stand. Ein Fußweg von einer halben Stunde lag vor ihm. Er musste ihn drei Mal gehen, bis er das Material hinaufgeschafft hatte. Dann begann er zu arbeiten.
    Bald stand die Sonne höher am Himmel. Die herbstliche Kühle machte einer fast sommerlichen Wärme Platz. Der Padre schwitzte. Beim Verlegen der Dynamitstangen rutschte er mehrmals aus und riss sich die Hand auf. Aber er gab nicht auf. Als er aus weiter Entfernung Glockengeläut hörte, war er fertig. Zwölf Uhr. Niemand war hier oben gewesen. Niemand hatte ihn gesehen.
    Im Auto fand er zwischen dem Werkzeug ein paar alte Lumpen, mit denen er sich notdürftig die Hand abwischte. Er musste die Wunde zu Hause säubern. Also nichts wie

Weitere Kostenlose Bücher