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Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Stich gelassen. Ist dir eigentlich klar, dass er jetzt vielleicht in der Gewalt dieser Verbrecher ist, die alles tun werden, um an die Informationen zu kommen, die sie wollen?«
    Sie starrte auf die Straße, die der Bus Meter um Meter in sich hineinfraß.
    Was hätte ich denn tun sollen?
    Er wollte, dass ich nach Italien fahre.
    Diese Nachricht hat er dir nur geschickt, fing ihr Vater wieder an, weil er wollte, dass du dein Ziel erreichst. Er hat sich geopfert.
    Eine Lautsprecherstimme kündigte die nächste Haltestelle an. San Martino.
    Der Bus stoppte neben einer kleinen Senke, die mit schmutzig weißen Häusern mit blassrosa Dächern angefüllt war. Ein Kirchturm ragte daraus hervor.
    Auf diesen Ort konzentrierte sich alles.
    Mit einem Zischen öffneten sich die Türen, und Mara trat in die sanfte toskanische Luft hinaus. Eine schmale Straße bog in Richtung des Orts ab. Mara folgte ihm und durchschritt eine enge Gasse, hinter der sich ein großer, etwas abschüssiger Platz öffnete. An der höchsten Stelle stand die Kirche, die alle anderen Häuser überragte. Das Portal zeigte einen großen, quer verlaufenden Riss mitten durch die Fassade. Als habe in die Kirche ein Blitz eingeschlagen und ein Zeichen hinterlassen.
    Auf der gegenüberliegenden Seite, wo es in eine dunkle Seitenstraße ging, befand sich eine Bar. Ein paar Gestalten waren darin zu erkennen. Die Stühle neben dem Eingang, die sich um einen kleinen runden Tisch scharten, waren leer.
    Als Mara über den Platz spazierte, scheuchte sie Tauben auf. Die Tür der Kirche stand offen, aus dem Dunkel wehte es Mara kühl an.
    Sie drehte sich um und blickte auf das ockerfarbene Häuser- und Dächergewirr zu ihren Füßen. In der Bar blinkte eine grüne Reklame.
    So, Mara Thorn, sagte sie sich. Nun bist du hier.
    Was nun?
    Sollte sie in die Bar gehen und die Leute nach dem Treffpunkt der Orphiker fragen?
    Lächerlich. Abgesehen davon, dass sie kein Italienisch sprach, würde man ihr nicht weiterhelfen können. Die Geschichte der Musiksekte war ein Geheimnis.
    Was half es ihr überhaupt, hier zu sein?
    Was konnte ihr der Ort sagen?
    Sie musste mit Experten sprechen. Mit Historikern. Mit jemanden, der sich in diesem Ort auskannte. Mit seiner Geschichte.
    Sie schüttelte den Kopf. Nein, das würde ihr auch nicht helfen. Worin bestand dieser Treffpunkt überhaupt? Was war er?
    Ein Haus?
    Das konnte längst abgerissen sein.
    Oder die Kirche?
    Ein Hoffnungsschimmer. Natürlich! Die Kirche war der Mittelpunkt des Orts.
    Kirchen besaßen doch eine Menge Geheimnisse. Und diese hier sah alt aus. Sehr alt. Bestimmt hatte sie schon die Tage der Leute gesehen, die die Sekte gegründet hatten.
    Mara ging hinein, blickte über das leere Gestühl, und als ihre Augen sich an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, erkannte sie den Altar und das darüberhängende Kruzifix.
    Neben ihr trat eine Gestalt aus dem Schatten des Seitenschiffs. Es war ein alter Mann in schwarzem Anzug. Mara sah in das faltige Gesicht, und der Mann öffnete den Mund. Sein Hals wirkte unnatürlich lang, und als Mara sah, wie der Adamsapfel auf und nieder ging, wurde ihr klar, dass er etwas sagen wollte.
    »Signora …«, brachte er hervor und deutete sogar eine kleine Verbeugung an. Eine letzte Haarsträhne stand von seinem ansonsten kahlen, fleckigen Kopf ab und bewegte sich wie eine große Feder.
    Ob das der Pfarrer war?
    Nein, er trug keinen Kragenspiegel, wie es die Priester, vor allem in Italien, doch wohl taten.
    Mara konnte zu wenig Italienisch, um danach zu fragen, und so versuchte sie es auf Englisch.
    » Are you … the priest?« , fragte sie. » Il Padre?«
    Der alte Mann nickte, aber Mara war nicht klar, ob er damit die Frage bejahte. Vielleicht war er schwerhörig und freute sich einfach nur darüber, dass er verstanden hatte, was sie meinte.
    »Padre Antonio«, sagte der alte Mann und nickte wieder.
    »Sie sind … are you Padre Antonio ?«
    Jetzt schüttelte er den Kopf. » Sono Sergio … il sagrestano .« Er ließ etwas folgen, was Mara nicht verstand, und deutete in Richtung des Altars.
    Nicht er, sondern dieser Padre Antonio war also der Priester hier. Mara konnte mit ihm reden, und er würde ihr sicher etwas über die Geschichte des Gotteshauses sagen.
    Der alte Mann, der Sergio hieß, setzte sich in Bewegung. Er schlurfte unregelmäßig über den Steinfußboden. Mara bemerkte, dass er ein Bein nachzog. Sie folgte ihm. Es dauerte eine Weile, bis sie am Portal angekommen waren. Und als ob die

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