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Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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vielleicht ein bisschen seltsam, dass ein Pfarrer um die sechzig dich kennt, aber ausgeschlossen ist es nicht.
    »Ich bin die Musikerin«, half sie ihm auf die Sprünge. »Wahrscheinlich haben Sie schon von mir gehört.«
    Jetzt nickte er. »Mara …«, sagte er wieder. »Was führt Sie her? Machen Sie eine Reise durch die Toskana?«
    »Nein … das ist es nicht. Sagen Sie, dürfte ich Ihnen ein paar Fragen stellen?«
    »Fragen?«
    »Sie betreffen die Geschichte der Kirche.«
    Er nickte wieder. »Aber sicher. Bitte kommen Sie herein.«
    Er öffnete die Haustür, und Mara folgte ihm.

52
    Der Padre ging eine enge Treppe hinauf und führte Mara über einen schmalen Flur, in dem die Holzdielen knarrten. Sie gelangten in einen quadratischen Raum mit Bücherregalen, die bis zur Decke reichten. Neben dem einzigen Fenster, hinter dem der Platz vor der Kirche zu sehen war, beherrschte ein polierter und mit Intarsien geschmückter Schreibtisch den Raum. In der anderen Ecke gab es eine Sitzgruppe mit einem abgewetzten Sessel, einem kleinen, mit dunkelgrünem Samt bezogenen Sofa und einem Beistelltisch, der ebenfalls mit Bücherstapeln bedeckt war.
    »Nehmen Sie bitte Platz«, sagte der Padre, und Mara ließ sich auf dem Sofa nieder. Viele Buchrücken waren ähnlich gestaltet – so etwa ein ganzes Dutzend von Bänden mit golden geprägten Verzierungen. Wahrscheinlich waren das Lexika oder vielbändige Ausgaben theologischer Schriften. »Sie wollen also die Geschichte unserer Kirche San Martino studieren? Aber Sie haben gesagt, Sie seien Musikerin.«
    »Ja, ich bin Musikerin. Mara Thorn. Ich dachte, Sie kennen mich vielleicht.«
    Der Padre schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, Ihr Name sagt mir nichts.«
    »Dann ist das ein Missverständnis. Ja, ich bin Musikerin, aber eben auch an Ihrer Kirche interessiert. Das nehme ich zumindest an.«
    Jetzt lächelte der Padre väterlich. »Sie nehmen es an? Sie wissen nicht, wofür Sie sich interessieren?«
    »Ja, entschuldigen Sie, das muss Ihnen seltsam vorkommen. Aber es geht dabei um Musik … Und es geht um diesen Ort.«
    »Einen Moment«, unterbrach der Padre. »Ehe Sie zu ausführlich werden. Sie haben doch sicher eine lange Reise hinter sich. Darf ich Ihnen etwas anbieten? Etwas zu trinken vielleicht? Meine Haushälterin kommt nur mittags, aber ich kann Ihnen einen Kaffee machen.«
    »Etwas zu trinken … gerne. Ja, die Reise war lang. Ich komme gerade aus Wien … Hätten Sie ein Wasser für mich?«
    Der Padre holte eine Literflasche Wasser und ein Glas. Er räumte einen Stapel Bücher auf den Schreibtisch, um Platz zu schaffen.
    »Wie lange sind Sie schon Priester in dieser Gemeinde?«, fragte Mara.
    »Es sind schon über dreißig Jahre. Vorher war ich ein Jahr in Deutschland. Dort habe ich Ihre Sprache gelernt.«
    »Hier hat vor Kurzem ein Erdbeben stattgefunden, habe ich recht?«
    »Allerdings. Italien wird ja oft von solchen Katastrophen heimgesucht. Es ist ein großes Rätsel, warum der Herrgott gerade das Land, in dem die Heimat unserer katholischen Kirche liegt, so furchtbar straft …«
    »Unterwegs habe ich Spuren der Zerstörung gesehen.«
    »Diesmal ging es … wie sagt man …«
    »Glimpflich?«
    » Sì, grazie . Unsere Kirche ist freilich auch in Mitleidenschaft gezogen worden. Es kam eigens ein Ingegnere, der den Bau geprüft hat, weil ich Angst hatte, es könnte Einsturzgefahr bestehen.«
    Mara trank etwas von dem Wasser. Die Erfrischung tat ihr gut.
    »Aber sagen Sie … Sie sind doch nicht hergekommen, um mit mir über das Erdbeben zu sprechen.«
    »Nein, ich will auf keinen Fall Ihre kostbare Zeit stehlen … Etwas ganz Bestimmtes führt mich zu Ihnen.«
    Wie fange ich es an?, fragte sie sich. Was soll ich sagen? Jedes Herantasten ist sicher sinnlos. Wenn er mir nicht helfen kann oder will, lassen wir es eben. Dann muss ich mir doch einen Historiker suchen oder noch einmal die Karte studieren. Ob ich auch alles richtig gemacht habe.
    »Meine Frage ist folgende: Ich interessiere mich für eine Art Sekte. Oder eine Gruppe von Künstlern. Die Vereinigung ist vor mehreren Hundert Jahren gegründet worden. Und sie soll hier in dieser Gegend, vielleicht sogar in diesem Ort, ihre Zusammenkünfte abgehalten haben. Die Mitglieder verehrten den antiken Sänger Orpheus. Eine Sagengestalt, die Sie sicher kennen. Ich weiß, es klingt fantastisch. Aber wissen Sie etwas darüber?«
    Während sie sprach, hatte Mara versucht, im Gesicht des Padre zu lesen, ob er sie als völlig

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