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Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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der Kirche. Er ist auch nicht hier in der Stadt. Aber er ist in der Nähe.«
    »Es kann sein«, sagte Mara, »dass die Software ungenau gearbeitet hat. Vielleicht weil wir keine Messung mit der echten Violine durchführen konnten, sondern nur mit einem Computerprogramm.«
    Der Padre sah auf. »Das verstehe ich nicht. Was für ein Computerprogramm?«
    Mara rief sich ins Gedächtnis, was sie mit Jakob über die chladnischen Klangfiguren herausgefunden hatte. Es gelang ihr sogar, das Gerät zu beschreiben, mit dem man sie sichtbar machte.
    »Ich weiß über Chladni Bescheid«, sagte der Priester. »Sie sind damit auf dem richtigen Weg. Aber sagen Sie mir doch: Was ist aus der Violine geworden, deren Klang ja letztlich das Instrument ist, das den Weg zu dem Ort weist?«
    »Sie wurde zerstört. Sie fiel in die Donau.«
    Der Padre nickte, und jetzt glaubte Mara, in seinem Gesichtsausdruck so etwas wie Befriedigung zu lesen.
    »Mir kommt es vor, als würden Sie die Zerstörung der Geige gutheißen«, sagte sie.
    Der Padre zog die Mundwinkel nach unten. Es geschah sehr schnell, als ob er sich ertappt fühlte. »Wie bitte? Aber nein. Das ist eine sehr traurige Nachricht. Ich habe gerade an etwas anderes gedacht. Es ist wirklich erstaunlich, wie sich die Dinge fügen.« Der Padre stand auf. »Kommen Sie.«
    Gemeinsam traten sie auf den Flur. Der Geistliche zog die Tür seines Arbeitszimmers hinter sich zu und drängte sich an Mara vorbei. An der niedrigen Haustür blieb er stehen.
    »Haben Sie einen Wagen?«
    »Nein, ich bin mit dem Bus gekommen.«
    »Also gut. Wir nehmen mein Auto. Gehen wir.«
    »Einen Moment noch. Dürfte ich Ihre Toilette benutzen?«
    Der Padre nickte und führte sie in eine winzige Kammer am Ende des unteren Flurs, in dem gerade die Klosettschlüssel und ein kleines Waschbecken Platz hatten.
    Sie zog ihr Handy heraus, schaltete es ein und wählte Jakobs Nummer.
    Keine Verbindung.
    Sie fluchte innerlich und öffnete das SMS -Menü. Dann schrieb sie.
    Ich bin in San Martino.
    Meld Dich, wenn Du das liest.
    M.

54
    Der Padre steuerte in Richtung Ortsausgang. Schließlich waren sie auf der freien Landstraße. Der Geistliche sprach kein Wort. Mara sah auf die Uhr, um im Blick zu behalten, wie weit sie fuhren. Nach zwanzig Minuten bremste der Padre ab. Eine Abzweigung kam in Sicht. Erst als sie dicht heran waren, wurde Mara klar, dass der Weg nicht asphaltiert war. Die Scheinwerfer glitten über festgestampften Lehm.
    Es holperte, als der Padre abgebogen war. Die Strecke war voller Schlaglöcher. Sie schlängelte sich ein Stück durch die Hügel, die im langsam schwindenden Licht des Tages als dunkle Kurven zu erkennen waren. Hin und wieder ragten Reihen von Zypressen als Silhouetten in den Himmel. Sie sahen bedrohlich aus. Wie eine Phalanx stummer Wächter. Mara fragte sich, ob es nicht besser gewesen wäre, die Besichtigungstour auf den nächsten Tag zu verschieben.
    Der Padre ging auf Schritttempo hinunter. Auf der linken Seite wurde ein kleiner, von feinem Kies bedeckter Platz sichtbar.
    »Hier steigen wir aus«, sagte der Geistliche.
    Ein leichter Wind umfing sie. Er brachte einen feinen Duft nach Erde und moderndem Gras mit.
    »Sind wir da?«, fragte Mara.
    »Wir müssen zu Fuß weiter.«
    »Wie lange sind wir denn noch unterwegs? Wäre es nicht besser, die ganze Sache auf morgen zu verschieben?«
    »Kommen Sie schon.« Er klang plötzlich ungeduldig. »Ich bringe Sie nachher zurück. Zu einem kleinen, preiswerten Hotel. Es gehört einer entfernten Cousine von mir.«
    »Ist es denn weit?«, fragte Mara.
    »Nicht so sehr.«
    »Und was ist es? Ein Gebäude? Oder ein Ort im Freien?«
    »Das wird Ihnen klar werden, wenn ich Ihnen erzähle, was es mit dem Ort auf sich hat.«
    Er ging auf dem schmalen Weg voran. Mara folgte ihm.
    »Da haben sie recht«, sagte Mara. »Also. Klären Sie mich auf.«
    Der Padre ließ sich Zeit. Vielleicht wollte er seine Gedanken ordnen. Als er wieder etwas sagte, waren sie in einen gemächlichen Wandertrott verfallen.
    »Wussten Sie eigentlich«, sagte er, »dass eine der ersten Opern der Gestalt des Orpheus gewidmet war? Ich meine, dass sie von seiner Geschichte handelte?«
    »Eine der ersten Opern? Das klingt ja, als habe jemand die Opern erfunden. Und es sei noch gar nicht so lange her.« Hatte ihr nicht Jakob schon davon erzählt?
    Der Padre nickte. »So ist es auch. Ende des 16. Jahrhunderts trafen sich in Florenz Künstler, Gelehrte und interessierte Adlige, die eines

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