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Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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nach alten Kellern gesucht, weil sie gelesen hatte, dass sich die Orphiker unter der Erde trafen und damit Orpheus nahe kamen, der in die Unterwelt reiste, um seinen größten Schatz zu befreien. Eurydike hatte er dem Hades nicht entreißen können, aber er brachte eine tiefere, größere Musik mit. Eine Musik, die von Trauer über den Verlust geprägt war und die Orpheus zu einem so großen Künstler machte, dass er fortan der normalen Welt enthoben, von ihr entrückt war …
    »Der Punkt bewegt sich wieder«, sagte Quint. Er öffnete ein zweites Computerfenster, auf dem sich Diagramme mit Kurven befanden.
    Plötzlich kam der Punkt zum Stillstand.
    Dann erlosch er.
    Deborah erhob sich und ging wieder nach nebenan. Die Schreibtischlampe, die sie vorhin eingeschaltet hatte, brannte noch. Sie stellte sich vor das Sofa und betrachtete den Gegenstand, der dort lag, von dem Tuch bedeckt.
    Mit einer Bewegung zog sie das Tuch weg.
    Die Schwarze Violine glänzte im Licht der Lampe.
    Deborah nahm sie in die Hand. Sie hatte das Gefühl, das Holz würde leben, so warm war es.
    Bald wirst du dort sein, wo du hingehörst .
    Und es wird einen neuen Orpheus geben .

56
    Mara spürte einen stechenden Schmerz im Rücken. Ein Stein schien sich in ihre Wirbelsäule zu bohren. War sie bewusstlos gewesen? Wie lange?
    Sie versuchte, sich zu bewegen, und rollte sich auf dem körnigen Steinboden zur Seite. Etwas wurde sichtbar – ein grauer Fleck weit oben über ihr. Er war fast rund, wie ein Mond am Himmel, aber Mara wusste, dass sie nicht ins Firmament sah, sondern zum Eingang der Höhle.
    »Hallo?«
    Ihre Stimme kam ihr selbst fremd vor. Sie hallte in dem weiten Raum, der sich neben ihr erstrecken musste.
    »Padre Antonio?« Sie räusperte sich. »Hallo … Ich bin hier unten. Können Sie mich hören?«
    Ihre Glieder schmerzten, als sie sich wieder bewegte, aber sie setzte alles daran aufzustehen. Sie reckte sich nach oben, rief noch mehrmals, aber niemand antwortete.
    Sie atmete tief durch. Dann tastete sie ihre Taschen ab. Da war ihr Handy. Ob es noch funktionierte? Als sie es aktivierte, leuchtete es schwach. Das Licht reichte, um ein, zwei Meter über ihren Kopf zu blicken. Und zu erkennen, dass sie dort nie im Leben würde hinaufklettern können. Die Wand war steil und glatt.
    Jakob, dachte sie. Er ist meine einzige Chance.
    Aber hatte sie hier überhaupt Empfang?
    Ich darf die Hoffnung nicht aufgeben.
    Sie holte seine Nummer aus dem Speicher und begann, eine SMS zu tippen. Dabei wurde ihr klar, dass sie keine Ahnung hatte, wie sie beschreiben sollte, wo sie war.
    Sie war mit Padre Antonio im Auto gefahren. Er hatte irgendwo angehalten. Mitten in der Landschaft. Dann waren sie den kleinen Weg entlanggewandert.
    Das Handy vibrierte.
    Eine Nachricht kam an.
    Ich komme zu Dir.
    J.
    Sie drückte auf Antwort und schrieb:
    Frag nach Padre Antonio in San Martino.
    Am Platz mit der Kirche.
    Er weiß …
    Das Licht des Handys erlosch mitten im Satz.
    Der Akku war leer.
    Mara fluchte, dass es in der Höhle hallte. Dann riss sie sich zusammen und zählte innerlich bis fünfzig. Dabei kroch ihr die Kälte auf die Haut. Die Höhle war tief und feucht. Was sollte sie hier unten machen ohne Licht?
    Sechsundvierzig, siebenundvierzig, achtundvierzig, neunundvierzig … Sie rief das Handy aus dem Standby zurück und drückte auf »Senden«. Wenige Atemzüge blieb das Licht an, dann erlosch es wieder.
    Sie hatte keine Ahnung, ob die Nachricht abgegangen war. Plötzlich ergriff sie eine tiefe Schwäche. Sie musste sich hinsetzen. Am liebsten wäre sie in Tränen ausgebrochen.
    Der Padre würde doch sicher Hilfe holen.
    Bestimmt waren schon Leute unterwegs.
    Wie war das eigentlich passiert? Wie kam es, dass sie hier heruntergestürzt war?
    Sie versuchte, sich zu erinnern, und jetzt, im Nachhinein, wuchs in ihr ein beunruhigender Gedanke.
    Plötzlich war da eine Erinnerung. Der Moment, in dem sie fiel, in dem sie spürte, dass sie etwas von hinten in den Abgrund schob. Sie hatte sich noch festhalten können, und nur das hatte verhindert, dass sie mit dem Kopf voran hier unten aufgeschlagen war.
    Und in diesem einen Moment wurde ihr klar, dass der Padre für ihren Sturz verantwortlich war. Die Erkenntnis fügte sich in das Puzzle der vielen anderen seltsamen Dinge ein, für die sie blind gewesen war – blind, weil sie einfach an diesen Ort gelangen wollte.
    Der Padre hatte gewusst, dass sie kam. Er hatte mit seinen Lippen ihren Namen geformt. Er hatte

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