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Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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immer zur Ehre Gottes gemacht, nie zur Freude der Menschen. Oder um ihre Eitelkeit zu unterstützen. In dem Moment, in dem man die Herrlichkeit der Musik dafür missbraucht, spielt man dem Bösen in die Hände.«
    Plötzlich flammte ein langer Lichtstreifen auf, der sich blass etwa zehn bis zwanzig Schritte vor ihnen verlor. Der Priester hatte eine Taschenlampe eingeschaltet.
    »Der Kaufmann, der sich damals, vor etwa vierhundert Jahren für den wahren Orpheus interessierte, war nicht von Eitelkeit oder Ausschweifungen getrieben«, sagte der Padre. »Zumindest soweit man das heute beurteilen kann. Ihm ging es darum, die Wahrheit zu ergründen. Er betrieb historische Studien. So etwas kann man nur begrüßen. Hundert Jahre später sah das alles schon anders aus. Die Musiker, die diesen Weg gingen, wollten nichts erfahren. Sie suchten nicht die Erkenntnis des Heils, keine religiöse Erbauung. Sie wollten Orpheus gleich werden. Sie wollten wissen, mit welchen Mitteln er einst seine Hörer umschmeichelte.«
    »Ist das nicht auch eine Art von Suche nach Erkenntnis?«
    »Aber es kommt doch darauf an, aus welchen Gründen diese Suche stattfindet.«
    »Und kennen Sie wirklich die Gründe, aus denen heraus der Kaufmann von damals forschte?«
    Mara spürte Ärger in sich aufsteigen. Jetzt hatte sie sich doch dazu verleiten lassen, mit dem Padre zu diskutieren. Sie konzentrierte sich auf den Weg und auf das, was in dem Lichtkegel der Taschenlampe zu erkennen war. Sie glaubte, Bewegungen zwischen dem angrenzenden Gehölz wahrzunehmen. Aber es waren nur die tanzenden Schatten, die die Lampe in der Hand des Priesters erzeugte. Es dauerte nicht mehr lange, da öffnete sich der Weg vor ihnen zu einem großen Platz aus Kies und festgestampfter Erde. Die niedrigen Bäume und die Gebüsche traten weiter zurück.
    Der Lichtschein schwenkte nach rechts. Dort schienen Mauern aus der Erde zu ragen. Doch als Mara näher kam, sah sie, dass es Felsen waren, die glatt aus dem Boden ragten. Weiter oben ging ein schräger Riss durch die Wand. Dort hatte sich die Fläche verschoben. Ein breites Loch gähnte ihnen entgegen. Es war oval und glich einem großen dunklen Auge.
    »Wir sind da«, sagte der Padre.
    In Mara wuchs Beklommenheit. Das hier war der Platz? Eine x-beliebige Lichtung im Wald?
    »Sind Sie sicher? Was sagt Ihnen denn, dass es hier war? Und welche Bedeutung hat gerade dieser Ort?«
    »Spüren Sie es nicht? Manche Plätze strahlen doch etwas aus. Vor allem Kultplätze alter Kulturen. Das sagt man doch so …«
    »Sicher …« Mara spürte tatsächlich etwas. Aber es war einfach nur das unangenehme Gefühl des Ausgeliefertseins. Wie lange waren sie vom Auto bis hierher gelaufen? Eine halbe Stunde vielleicht. Also zwei Kilometer. Sie stand somit mitten in der Landschaft. Wie hätte sie über den Ort gedacht, wenn helles Tageslicht geherrscht hätte?
    »Aber es ist kein Kultplatz«, sagte sie. »Er hat nichts mit dem historischen Orpheus zu tun. Wir sind hier nicht in Griechenland.«
    »Sie haben recht. Und doch war Orpheus als Gründer einer griechischen Sekte, eines Mysterienkults eine religiöse Figur. Und die Anhänger der Orphischen Sekte wussten das. Sie glaubten wie Orpheus an die Wiedergeburt – und zwar nicht an die Wiedergeburt in einem Jenseits, einem Reich Gottes, sondern sie glaubten an die Wiedergeburt auf der Erde. Sie glaubten, die Seele wandere durch Reinkarnationen, sie sammle alles Gelernte der vielen Erdenleben, die sie durchwandert hatte, und so glaubten sie auch, dass Orpheus immer wiedergeboren werden würde. In Gestalt großer Musiker natürlich. Wer die Schwarze Violine errang, war für diese Leute Orpheus. Er war eine Art Papst der Musik. Verstehen Sie, warum die heilige Kirche nicht zulassen konnte, dass ein solcher Irrglaube die Welt beherrschte? Warum man diesen Kult bekämpfen musste? Und noch immer bekämpfen muss?«
    »Noch immer bekämpfen muss?«, fragte Mara. »Gibt es die Orphiker noch?«
    »Es gibt diesen Ort.«
    »Aber dieser Ort war die ganze Zeit vorhanden. Und er ist nur ein paar Kilometer von der Straße entfernt.«
    »Niemand wusste davon, bis das Erdbeben kam und ihn sichtbar gemacht hat. Die Information darüber hat sich anscheinend sofort verbreitet, obwohl ich alles darangesetzt habe, es geheim zu halten. Aber es hat nichts genützt. Die Alten Seelen haben es gespürt. Fragen Sie mich nicht, wie es ihnen gelang, aber sie haben es herausgefunden. Dabei waren sie nicht hier. Sie können es

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