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Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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gewusst, dass sie eine lange Reise hinter sich hatte.
    Er steckte mit Deborah und Quint unter einer Decke.
    Nein, falsch!
    Wenn der Priester wusste, wo sich der Ort befand, und wenn Deborah und Quint wie Mara und Jakob den Ort suchten, dann hätte die Amerikanerin sich nicht mit ihren Aktionen in Wien aufgehalten. Sie hätte sich sofort nach Italien aufgemacht, um hier das zu suchen, was sie haben wollte.
    Die letzten Relikte der Orphiker.
    Ein Loch in einem Berg. Ein Haufen Steine.
    Oder gab es hier noch mehr?
    Mara steckte das Handy weg und suchte ihre Taschen ab. Sie fand ein Feuerzeug. Immerhin.
    Sie drehte sich zu dem dunklen Raum um, der hinter ihr lag.
    Die Finsternis schien sie anzublicken wie ein düsteres, geheimnisvolles Lebewesen.
    Sie riss die Flamme an.
    Ihr Blick fiel auf einen weiten, runden Raum, von dessen hinterer Wand ein kleinerer, dunkler Eingang abzweigte. Er war ordentlich in den Fels gehauen und wirkte wie eine Tür. Sie war eindeutig nicht natürlichen Ursprungs, sondern Menschenwerk. Mara konnte sogar so etwas wie eine Umrandung erkennen. Und eine Verzierung über dem oberen angedeuteten Querbalken. Ein geschwungenes Symbol. Es sah aus wie eine Lyra.
    Das Zeichen der Orphiker.
    Ihr Finger wurde heiß, sie musste die Flamme löschen und einen Moment warten.
    Dann machte sie wieder Licht. Sie ging ein paar Schritte.
    Neben der Tür lag etwas und grinste sie an.
    Vor Schreck ließ sie das Feuerzeug los. Es klapperte vor ihr auf den Boden.
    Verdammter Mist.
    Ihr Herz schlug wild, als sie sich hinkniete und suchte. Bange Momente vergingen, in denen sie immer wieder dieses Gesicht vor sich sah, das Grinsen. Da war ein Toter. Er lag auf dem Rücken, den Kopf etwas erhöht auf einen Stein gebettet.
    Ein Schauer überfiel sie, als ihr klar wurde, dass sie sich weiter in Richtung der Leiche und der Tür vortastete. Sie hielt inne. Einen Moment lang hörte sie nur ihren keuchenden Atem.
    Sie spürte den Blick des Toten. Jedes Härchen auf ihrem Körper schien sich aufzurichten, und sie überkam ein Zittern – so stark, dass ihr nachgerade die Luft wegblieb.
    Sie beugte sich wieder vor. Da war es, das Feuerzeug.
    Sie riss es erneut an.
    Er war immer noch da. Wie ein Wächter, der die Tür beaufsichtigte.
    Ein dunkelhaariger Junge. Höchstens achtzehn Jahre alt. Er konnte noch nicht lange hier unten liegen. Er war kein bisschen verwest oder mumifiziert. War er wie sie hier heruntergestürzt?
    War dafür auch Padre Antonio verantwortlich?
    Sie ging den ganzen Bereich ab, der ihr zugänglich war. Dann kehrte sie zu der Stelle zurück, wo sie weit oben die Öffnung gesehen hatte. Jetzt war davon nichts mehr zu erkennen. Die Nacht musste endgültig hereingebrochen sein.
    Immer wieder löschte sie das Feuerzeug. Die Momente, in denen sie sich umsehen konnte, waren kurz. Sie nahm den Schacht in Augenschein, durch den sie gefallen war. Vielleicht konnte sie doch den Aufstieg schaffen.
    Dabei fiel ihr etwas Eigenartiges auf. Ein Draht, der von oben herunterhing. Gab es ein Seil oder eine andere Hilfe? Waren Leute hier unten gewesen? Mit Hilfsmitteln, die sie benutzen konnte?
    Wenn sie wenigstens den Draht erreichen konnte.
    Es war unmöglich, das Feuerzeug brennen zu lassen und gleichzeitig hinaufzuklettern. Sie steckte es sorgsam in die Tasche, tastete die Wand vor ihr ab und hob das Knie an.
    Für ein, zwei Atemzüge gelang es ihr, den Fuß auf die Wand zu setzen und sich nach oben zu recken. Sie griff ins Leere über sich, aber sie konnte den Draht nicht erwischen. Wieder stellte sie sich hin, riss die Flamme an und sah nach oben. Sie prägte sich so genau wie möglich ein, wo der dünne Strich verlief.
    Dann stand sie erneut im Finsteren, trat mit dem Fuß gegen die Mauer, stemmte sich nach oben – ohne Erfolg. Immer wieder wiederholte sie das Spiel, bis ihr die Knie schmerzten. Beim zehnten oder zwölften Mal verlor sie das Gleichgewicht und drohte, rückwärts nach hinten zu stürzen. Mit aller Kraft riss sie den Körper auf die linke Seite und knallte mit der Schulter gegen körniges Gestein. Der Schmerz durchzuckte sie wie ein Blitz. Als sie mühsam aufstand, pochte es in ihrem Oberarm. Verbissen versuchte sie es noch einmal.
    Alle Kraft, Mara. Du musst alle Kraft in deine Beine legen. Und dann reck dich! Reck dich, so weit du kannst …
    Für einen Moment war ihr, als hebe ihr ganzer Körper vom Boden ab, als schieße sie in dem Schacht nach oben. In einer Schrecksekunde wurde ihr klar, dass sie

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