Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)
Hotel? Oder finde ich ihn in Johns Wohnung?«
»Aber …«
»Also bitte: Wo ist er abgestiegen? Wenn er nicht mit mir sprechen will, kann er mir das selbst sagen.«
Mara glaubte, ein Seufzen zu hören. Dann nannte die Frau auf der anderen Seite der Leitung den Namen des Hotels. Das Hyatt .
»Danke«, sagte Mara und legte auf.
Sie verließ das Flughafengebäude und nahm den nächsten Bus in die Kölner Innenstadt. Sie musste sparen, und das war das preiswerteste Verkehrsmittel.
Nachdenklich betrachtete sie den Flugschein, auf dem nicht ihr Name stand, sondern Deborah Fleur. Es war leicht gewesen, ihn mit Deborahs Kreditkarte zu kaufen. Ihre Unterschrift auf der Rückseite der Karte war auch einfach nachzumachen. Sie bestand nur aus einem großen D und etwas Gekrakel dahinter.
Mara riss das Papier in kleine Fetzchen, die sie später in einen Abfallbehälter am Kölner Hauptbahnhof warf. Dort machte sie sich erneut auf die Suche nach einem Telefon. Sie wählte die Nummer des Hotels und verlangte Alfred Gritti. Eine Weile blieb sie in der Warteschleife. Musik plätscherte dahin. Dann kam wieder die Stimme der Frau. »Mr Gritti ist zu sprechen. Ich verbinde.«
Quint saß auf dem Bett in dem kleinen Hotel am Rande von Berlin. Mit der rechten Hand hielt er das Handy am Ohr, mit der linken tippte er auf dem Laptop herum, der auf seinem Schoß stand.
Er sprach mit seiner Auftraggeberin, deren Stimme im Moment wieder einmal sehr wenig erotische Ausstrahlungskraft besaß.
»Sie ist abgehauen«, sagte sie gerade. »Aber sie kann doch keinen Verdacht geschöpft haben?«
Quint schüttelte den Kopf. So viel Naivität hätte er seinem weiblichen Boss gar nicht zugetraut. Er konnte sich sehr gut denken, was passiert war. Wahrscheinlich war es nicht falsch, es ihr Stück für Stück beizubringen – natürlich, ohne sie offen zu kritisieren.
»Wir haben gestern Abend telefoniert«, sagte er. »Und noch einmal heute Nacht. Und Sie haben mir vorher geschildert, in welcher Unterkunft sie und Mara die Nacht verbringen wollten.«
»Ja, und?«
»Mara hat Sie belauscht. Und sich ihren Reim darauf gemacht. Sie ist misstrauisch. Das habe ich Ihnen schon gesagt.«
»Ich war in der Wohnung, aber Mara nicht. Sie hatte plötzlich den Drang nach frischer Luft.«
»Was meinen Sie damit?«
»Sie ist rausgegangen. Irgendwohin. Sie war fast eine Stunde weg. Und in dieser Zeit kann ich hier in der Wohnung ja wohl reden, was ich will, oder nicht?«
Quint spürte, dass die Frau immer ärgerlicher wurde, und unterließ es daher, nach offenen Fenstern oder ähnlichen Möglichkeiten zu fragen, durch die Mara hätte lauschen können.
»Und das nächste Gespräch? Das in der Nacht? In dem Sie explizit über die Geige gesprochen haben?«
»Sie schlief. Sie konnte nicht hören, was ich sagte.«
Quint schwieg. Es war nicht seine Schuld, dass Mara weg war. Und weiter würde er sich in der Analyse dieser Sache nicht aus dem Fenster hängen. Es sei denn, man fragte ihn um seine Meinung.
»Sie überwachen Mara doch. Wo ist sie hin?«
»Ich kann es nicht sagen.«
»Warum nicht?«
»Sie hat ihr Handy vollkommen lahmgelegt. Ich kann das GPS-Signal nicht mehr orten. Als wüsste sie, dass es mir ihre Verfolgung ermöglicht.«
»Kann es sein, dass sie jemand gewarnt hat?«
Endlich kam sie, die Aufforderung zur Analyse. Wenn auch nur indirekt.
»Davon gehe ich aus«, sagte Quint. »Sie hat vielleicht jemanden getroffen. Als sie das Haus verlassen hat …«
»Ich verstehe das nicht. Ich bin mir sicher, sie hatte Vertrauen zu mir, als sie mich kontaktierte. Sonst hätte sie es doch gar nicht getan. Aber da gibt es noch eine andere Möglichkeit … Sie hat gesagt, sie hätte Mailkontakt zu jemandem gehabt. Können Sie sie nicht auch orten, wenn Sie mobil ins Internet geht?«
»Das habe ich schon versucht, aber sie benutzt einen aufladbaren Internetstick. Die Spuren im Internet sind schwer zu finden …«
»Ich muss wissen, mit wem sie Kontakt hat.«
»Kennen Sie die Mailadresse?«
»Ich weiß nur, dass er sich Orpheus nennt«, sagte die Frau dann. »Und es ist ja nicht nur, dass sie verschwunden ist, sie hat mir auch noch meine Kreditkarte geklaut.«
»Hat sie kein eigenes Geld?«
»Das zu erklären würde zu weit führen. Aber ich bin sicher, glauben Sie mir.«
»Damit haben wir eine Möglichkeit. Wenn Sie sie benutzt hat, können wir herausfinden, wo sie sich aufhält … Haben Sie die Nummer?«
»Von der Karte? Glauben Sie, ich lerne sie
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