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Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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praktischer, wenn wir uns in der Wohnung treffen.«
    »Die Bestätigung kannst du gerne von mir haben. Bring mir die Geige hier ins Hotel. Wann kannst du hier sein?«
    »In einer halben Stunde.«
    »Du bist also in Köln. Gut, dann komm her. Du weißt ja, wo ich zu finden bin. See you. «
    Damit legte er auf.
    Mist, das war nicht ganz so gelaufen, wie sie sich das vorgestellt hatte. Sie musste in diese verdammte Wohnung und nicht ins Hotel. Und die Geige hatte sie auch nicht. Wenn sie mit leeren Händen ankam, würde Gritti gleich merken, dass etwas nicht stimmte, und wahrscheinlich würde er sie wieder rauswerfen.
    Also musste sie mit einer Geige kommen. Und hoffen, dass er in der Zwischenzeit nicht doch noch von dem Diebstahl erfuhr.
    Sie suchte sich einen geschützten Platz zwischen einem der Restaurants in den Durchgängen des Bahnhofs und inspizierte ihre Finanzen. Was sie vorhatte, kostete sie eine Kleinigkeit, aber es würde gehen. Doch sie musste sich beeilen.
    Eine Dreiviertelstunde später spazierte sie in das Hotel, ging zur Rezeption und sagte: »Zu Herrn Gritti bitte. Er erwartet mich.«
    Man wies ihr den Weg zum Aufzug. Mara hielt die rechte Hand fest um den Griff des Geigenkastens, während sie mit der linken auf den Knopf drückte. Grittis Suite befand sich ganz oben im Gebäude. Wahrscheinlich wohnte er in einer der teuersten, die das Haus zu bieten hatte.
    Schließlich kam sie vor einer edel gemaserten Holztür an. Wie am Eingang einer Wohnung gab es einen Klingelknopf. Die Tür besaß einen Spion, durch den man von innen sehen konnte, wer draußen stand.
    Sie wollte gerade klingeln, da wurde schon geöffnet, und Gritti stand vor ihr.
    »Du kommst spät«, sagte er, drehte sich um und ging einen kleinen Gang entlang, der in ein riesiges Wohnzimmer führte, das kaum an ein Hotel erinnerte. Eher an einen Raum in einem Schloss. Der Raum war zweigeteilt: Die hintere Seite füllte eine gewaltige Couchgarnitur mit sehr großem Flachbildfernseher, die andere ein langer Esstisch, an dem mindestens zwölf Personen Platz fanden. Es gab einen Kamin, eine Schrankwand voller Bücher und sogar – noch weiter im Hintergrund – einen Konzertflügel.
    Gritti ließ sich nicht dazu herab, Mara einen Platz anzubieten oder ihr gar etwas zu trinken zu offerieren.
    »Das ist also die Geige«, sagte er.
    Mara nickte. War da Misstrauen in seinem Blick? Nein, nur ein Anflug von Gier, die sie schon am Telefon aus seiner Stimme herausgehört hatte.
    »Stell den Kasten auf den Esstisch.«
    Sie gehorchte, und er ließ nervös die Schnallen aufklappen. Als er den Deckel hob, wurde das Instrument sichtbar. Es war rötlich, sehr glänzend und besaß eine etwas übertriebene Maserung.
    »Ich dachte immer, die Geige wäre dunkel?«, fragte Gritti, streckte seine Hand aus und nahm die Violine heraus. Mara erkannte sofort, dass er so ein Instrument noch nie in der Hand gehabt hatte. Er fasste es ungeschickt an, griff sogar nach den Saiten zwischen Griffbrett und Steg. Diese Stelle, wo sich auf den Saiten das Kolophonium ablagerte, das zur Reibung mit dem Bogen diente, durfte man niemals berühren. Das lernte man in der ersten Geigenstunde.
    »Sie sieht auf den Fotos manchmal dunkel aus«, sagte Mara. »Ich musste sie vor zwei Monaten wegen einer kleinen Reparatur zum Geigenbauer bringen, und er hat sie ein wenig aufpoliert.«
    Sie versuchte, ihr Mienenspiel zu kontrollieren, während sie Gritti diese unverschämte Lüge auftischte.
    »Da fehlt aber was«, sagte Gritti, und im selben Moment ertönte irgendwo in den Tiefen der Suite Musik.
    »Was denn?«, fragte Mara.
    »Moment, bin gleich zurück.«
    Er schritt über den Parkettboden in den Flur. Mara hatte gesehen, dass da weitere Türen abgingen. Dort gab es auch eine Garderobe. Wahrscheinlich wollte Gritti sein Telefon holen.
    Was hatte sie vergessen? Sie kam nicht drauf. Egal. Sie musste Grittis Abwesenheit nutzen. Vielleicht lag hier irgendwo der Schlüssel für die Wohnung am Rhein herum? Sie hätte nicht gezögert und ihn einfach mitgehen lassen. Wenn Sie überhaupt wusste, wie er aussah.
    Aber hier war nichts. Gar nichts Persönliches von Alfred Gritti.
    Bis auf eine Ausnahme.
    In der Ecke, wo die Schrankwand zu Ende war, gab es einen Sekretär. Er wirkte wie eine Antiquität. Dort stand ein zugeklapptes Notebook, an dem eine kleine LED -Lampe blinkte. Ein Ladekabel führte zu einer Steckdose.
    Was half das? Den Schlüssel hatte sie damit immer noch nicht. Sie sah sich weiter

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