Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)
auswendig?«
»Sie haben doch sicher etwas damit gekauft. Im Internet oder so. Es muss ein Dokument geben, auf dem sie steht. Oder fragen Sie bei der Bank nach. Bitte machen Sie schnell. Jetzt zählt jede Minute. Rufen Sie mich wieder an.«
Es war unhöflich, aber Quint drückte einfach den roten Knopf. Während er wartete, bereitete er seinen Rechner vor. Es dauerte eine Viertelstunde, bis sich die Frau wieder meldete. Sie diktierte ihm die lange Zahlenkolonne. Quint schickte sie durch seine Software und wurde fündig.
»Sie fliegen gerade nach Köln«, sagte er.
»Wie bitte?«
»Oder anders ausgedrückt: Mara hat mit Ihrer Kreditkarte einen Flug nach Köln gebucht und ist unterwegs.«
»Das heißt …?«
»Wir haben sie wieder. Können Sie sich vorstellen, was sie in Köln will?«
Eine Weile überlegte sie.
»Ja«, sagte die Frau. »Ich kann es mir sogar sehr gut vorstellen.«
23
»Ich wüsste nicht, was wir noch zu besprechen hätten«, sagte Al Gritti am Telefon. »Ich denke, es ist alles geregelt. Auch das Finanzielle.«
»Wenn Sie damit die Sperrung der Konten meinen, dann haben Sie recht.«
»Was willst du? Es ist nicht dein Konto. Es gehörte meinem Bruder, und er hat es dir nur ermöglicht, darauf zuzugreifen. Das heißt noch lange nicht, dass dir das Geld gehört, das sich darauf befindet. Ich werde jetzt erst mal alle Verbindlichkeiten und Verträge prüfen. Dann kannst du haben, was dir zusteht. Wir müssen einen korrekten Schnitt machen. Ich kann es mir nicht leisten, Geld zum Fenster hinauszuwerfen.«
»Das ist sicher richtig, aber …« Verdammt, ihr fiel nichts ein. Wenn er jetzt einfach auflegte, war es aus. Sie musste ihn persönlich treffen.
»Was willst du eigentlich noch von mir? Ich habe wenig Zeit.«
Plötzlich kam ihr eine Idee. »Es geht um die Violine«, sagte sie. Kaum hatte sie es ausgesprochen, fand sie die Idee noch besser. Sie würde vielleicht zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
»Was für eine Violine?«, fragte Gritti gelangweilt. Entweder er interessierte sich tatsächlich nicht für ihr Instrument und wusste noch nicht mal etwas von seinen Geheimnissen. Oder er verstellte sich gut.
»Sie haben recht«, sagte sie. »Wir müssen einen Schnitt machen. Und dazu will ich beitragen. Ich will ganz von vorn anfangen.«
»Was meinst du mit Violine?« Gritti klang jetzt ungeduldig.
»Die Geige, die ich spiele. Die meine ich.«
»Und?«
»Na, sie gehörte doch Ihrem Bruder. Wussten Sie das nicht? Er hat sie mir nur zur Verfügung gestellt.«
In der Leitung entstand eine Pause. Offenbar dachte Gritti nach. Und das konnte vieles bedeuten. Zum Beispiel, dass er der Dieb des Instruments war und nun überlegte, warum Mara die Sprache darauf brachte. Oder ihm kam langsam die Idee, dass er jetzt der wahre Besitzer eines Instruments war, das sehr wertvoll sein konnte.
Mara beschloss, einfach weiterzureden.
»Ich dachte, Sie kommen sowieso drauf, dass die Geige Ihnen gehört. Und bevor Sie sie mir irgendwann wegnehmen, wenn Sie den Vertrag finden, den ich mit Ihrem Bruder gemacht habe … Es ist sicher besser, wenn ich mich gleich davon trenne.«
»Ein Vertrag?« Jetzt war bei ihm offensichtlich der Groschen gefallen.
»Ich habe ihn mit Ihrem Bruder damals in seiner Wohnung in Köln gemacht. Ich habe unterschrieben, dass ich die Geige benutzen darf, um darauf zu spielen, dass sie aber in seinem Besitz bleibt.«
»Und du willst mir die Geige nun zurückgeben?«
»Genau. Außer, Sie erlauben mir, weiterhin darauf zu spielen, und lassen die Vereinbarung, die ich mit Ihrem Bruder hatte, weiterlaufen. Darüber würde ich mich natürlich am meisten freuen.«
»Ich werde den Teufel tun. Du bringst mir das Instrument. Ich lasse es prüfen. Ich will herausfinden, was es wert ist. Erst dann werde ich weitere Entscheidungen treffen, was damit passiert. Es ist sehr nobel von dir, dass du mir das gesagt hast.«
Er weiß nichts von dem Diebstahl, schoss es ihr durch den Kopf. Er hat die Meldungen nicht gelesen. Sicher, weil er schon wieder mit anderen Dingen beschäftigt ist. Sehr gut!
»Danke. Ich schlage vor, wir treffen uns in der Wohnung Ihres Bruders.«
»Warum?«
»Na, um einen neuen Vertrag zu machen.«
»Einen neuen Vertrag? Hör mal, ich habe gerade gesagt …«
»Sie werden mir doch wohl wenigstens bestätigen, dass ich Ihnen die Geige ordentlich wieder übergeben habe? Am besten geschieht das, wenn wir die Verträge von damals vernichten. Da ist es doch viel
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