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Die Päpste: Herrscher über den Glauben - von Petrus bis Franziskus - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Die Päpste: Herrscher über den Glauben - von Petrus bis Franziskus - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Die Päpste: Herrscher über den Glauben - von Petrus bis Franziskus - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert F. Pötzl
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dieses Evangelium wurde relativ spät aufgeschrieben: um 100 n. Chr. Zu dieser Zeit wurde schon eifrig am Petrus-Mythos gestrickt. Ohnehin ist fraglich, ob die Passagen die Doktrin der Petrus-Nachfolge stützen. An einer anderen Matthäus-Stelle (18, 18) verwendet Jesus fast dieselbe Inthronisationsformel, doch erteilt er seine Vollmacht auch den anderen Jüngern: »Was ihr auf Erden binden werdet …« Daraus ließe sich herleiten, dass Jesus nicht Petrus als Stellvertreter und Nachfolger, sondern alle zwölf Jünger als solche betrachtet hat.
    Gleichwohl: Schon Mitte des 2. Jahrhunderts wird das monarchische Wesen des römischen Bischofsamtes erkennbar. Pius I . (um 140–etwa 155) verstößt 144 als Leiter einer Synode von Presbytern (Älteste, später: Bischöfe, Priester) den Theologen Markion aus dem Kreis der Rechtgläubigen. Markion hatte dem zürnenden Gott des Alten Testaments den liebenden Gott des Neuen Testaments gegenübergestellt.
    Pius’ stellvertretendes Handeln für alle Christen ist pragmatisch erklärbar: Auf die Bekehrungserfolge schwer kontrollierbarer Wanderprediger reagierten die frühen Christengemeinden seit Anfang des 2. Jahrhunderts mit der Bemühung um klare Strukturen. Dazu gehörte die Wahl eines einzigen, obersten »Episkopen« (»Aufsehers«), der, halb einfacher Gemeindevorsteher, halb geistlicher Würdenträger, bald aus der Schar der Presbyter, Diakone und Laienchristen herausragte; erst in einer Gemeinde, dann in einer Provinz oder Diözese. Der von Priestern und Laien gemeinsam Gewählte wachte über Taufe, Buße, Liturgie, Begräbnis und Priesterweihe, lange Zeit allerdings nur als Ratgeber, nicht als Richter.
    Die ärmlichen Gemeindevorsteher der frühen Christen, deren Versammlungen in Privathäusern stattfinden, sind also denkbar weit von späterer päpstlicher Macht entfernt. Ihr langer Weg dorthin beginnt historisch mit Simon Petrus – aber nicht in Rom, sondern in Jerusalem. Dort agiert dieser Petrus nach der Hinrichtung des Jesus von Nazareth als unumstrittener Leiter der eifrig missionierenden Gemeinde, neben dem Jesus-Bruder Jakobus.
    Pontius Pilatus, der Statthalter Roms in Judäa, verfolgt die Jesus-Jünger nach der Kreuzigung ihres Herrn nicht weiter. Das ändert sich jedoch unter König Herodes Agrippa I. : Um 43 /44 n. Chr. lässt er Jakobus den Älteren, einen der zwölf Jünger, hinrichten. Auch Petrus soll exekutiert werden. Die orthodoxen Juden verübeln ihm und seinen Leuten vor allem ihre Liberalität gegenüber nichtjüdischen Heiden: Petrus hat einen Hauptmann namens Kornelius ohne vorherige Beschneidung getauft (Apostelgeschichte 10,9–48), außerdem handhabt er die Speisevorschriften der Juden lax.
    Er flieht nach Kleinasien und ins griechische Korinth. Schließlich soll er der erste Bischof im syrischen Antiochia gewesen sein, bevor er in den Westen des Reiches und vielleicht auch nach Rom gelangt. Die Christengemeinde in Jerusalem wird nach seiner Flucht vom Jesus-Bruder Jakobus geleitet, der dann 62 n. Chr. ebenfalls hingerichtet wird; wohl auch, weil er sich nicht am jüdischen Aufstand gegen Rom beteiligen will, verurteilt ihn ein Hohepriester zum Tod durch Steinigung.
    Wie es mit Petrus weitergeht, ist ungesichert. Viele Geschichten stammen aus dem 2. und 3. Jahrhundert. Paulus, der führende Kopf der Heidenmissionierung, hat Petrus zwar gekannt, doch in seinem wichtigen Brief an die Römer erwähnt er ihn nicht. Dass Petrus jemals in Rom gewesen ist, lässt sich nicht beweisen. Immerhin wurden ihm wie auch Paulus in Rom Gedenkstätten eingerichtet: Keimzellen der Basiliken St. Peter und St. Paul vor den Mauern. Doch nur für Paulus sind Aufenthalt und Enthauptung in Rom historisch verbürgt.
    Dass Petrus 25 Jahre dort wirkt, der von ihm und Paulus gegründeten Gemeinde vorsteht und unter Kaiser Nero um 64 n. Chr. den Märtyrertod stirbt, gehört dennoch etwa von 100 n. Chr. an zur Kernüberzeugung der Christen. Frühe christliche Autoren schreiben darüber, zum Beispiel Ignatius, der Bischof von Antiochia. Der Jurist, in dessen Schriften die Kirche erstmals »katholisch« (»allgemein«) heißt, wird unter Kaiser Trajan (98–117) verhaftet, nach Rom geschafft und dort, zum Martyrium entschlossen, bei einem Gladiatorenkampf von Löwen zerfetzt.
    In den Berichten und Briefen des frühen Christentums geht es primär um die Botschaft des Messias. An biografischen Einzelheiten sind die Verfasser wenig interessiert. Das gilt für Petrus, aber noch

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