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Die Päpste: Herrscher über den Glauben - von Petrus bis Franziskus - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Die Päpste: Herrscher über den Glauben - von Petrus bis Franziskus - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Die Päpste: Herrscher über den Glauben - von Petrus bis Franziskus - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert F. Pötzl
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schenkt dem Papst den Palast der Kaiserin Fausta, den Lateranpalast, als Residenz – zuvor hatte er Fausta, der ein Verhältnis mit ihrem Stiefsohn unterstellt wurde, ebenso töten lassen wie diesen Stiefsohn.
    Papst Damasus I. (366–384) ist der Sohn eines römischen Klerikers, der auch noch eine Tochter hat, und gerät, nachdem er als Diakon erst dem Papst Liberius, dann dem Gegenpapst Felix II. gedient hat, zwischen die Fronten der Anhänger dieser Rivalen. Im Kampf um die Papst-Nachfolge greift Damasus zum Äußersten: Er heuert eine bewaffnete Bande an, die die Bastion der Konkurrenten, eine Basilika, stürmt und 137 Gegner umbringt. Das Massaker dauert drei Tage. Die Sieger besetzen die Lateranbasilika, wo Damasus zum Papst geweiht wird. Roms Präfekt weist später die Gegenpartei aus der Stadt. Es ist das erste Mal, dass ein Papst im Kampf um sein Amt die Dienste der weltlichen Macht in Anspruch nimmt.
    Damasus ist ein machthungriger Römer, der sich mit dem kaiserlichen Hof und dem römischen Adel, aber auch mit den Damen der Oberschicht arrangiert. Sein luxuriöser Lebensstil und seine Gastfreundschaft sichern ihm Sympathien. Rom ist für ihn der »Apostolische Stuhl«, der letztlich in allen Streitfragen der Rechtgläubigkeit zu entscheiden hat. Dabei beruft er sich ausdrücklich auf die direkte Nachfolge des heiligen Petrus im Sinne von Matthäus 16,18. Er ist es auch, der 380 mit den Kaisern Theodosius I. und Gratian vereinbaren kann, dass aus der privilegierten Religion eine im Ost- wie im Westreich verbindliche, exklusive Staatsreligion wird. Im Jahr 382 setzt Gratian ein Zeichen, indem er den Altar der römischen Siegesgöttin Victoria aus dem Senat räumen lässt.
    Als erster römischer Bischof, der nachweislich »Papst« genannt wird, gilt Siricius (384–399). Mailands ehrwürdiger Bischof Ambrosius tituliert ihn in einem Schreiben mit »papa«, einem lateinischen Wort, das aus dem griechischen Kinder-Lallwort für Vater gebildet wurde und bereits in früheren Zeiten eine ehrende Anrede für Geistliche war.
    Zur Zeit des Siricius sind das Christentum als Staatskirche und der römische Episkopat schon so gefestigt, dass der Papst seine Verfügungen wie selbstverständlich im Kanzleistil kaiserlicher Erlasse formuliert und an die Bistümer verschickt – etwa zur Wiedereingliederung von reumütigen Häretikern oder zur Ehelosigkeit von Geistlichen, die immer noch nicht voll durchgesetzt war. Ohne das Ja des »Apostolischen Stuhls« wird fortan kein Bischof mehr geweiht.
    So kann sich schließlich Leo I. als »Primas aller Bischöfe« und mystische Verkörperung des Apostels Petrus verstehen. Leo (440–461), neben Gregor I. der einzige Papst mit dem Beinamen »der Große«, ist ein unerschrockener Mann. Entschlossen führt er die Auseinandersetzung mit Manichäern und Gnostikern, die Licht und Finsternis, Gut und Böse als absolute Mächte betrachten. Selbstbewusst tritt Leo 452 vor den Hunnenkönig Attila, der gerade Norditalien geplündert hat und weiter nach Süden drängt; der Papst überredet ihn zur Umkehr, Rom wird geschont. Drei Jahre später verhandelt Leo weniger erfolgreich mit dem Vandalenkönig Geiserich. Dass die Barbaren Rom ausrauben, ist nicht zu verhindern, doch es gibt keine Brandschatzungen, Folterungen oder Blutbäder.
    Seither wächst das Selbstbewusstsein der Päpste unaufhaltsam. Gelasius I. (492–496), ein Römer afrikanischer Herkunft, unterhält beste Beziehungen zu dem Gotenkönig Theoderich, kaum dass dieser 493 Herrscher über Italien geworden ist. Beide sind so befreundet, dass Theoderich bei Hungersnöten hilft, die Lage in Rom zu mildern – Gelasius schont dabei auch nicht die päpstlichen Vorräte. Bald sind solche Maßnahmen gang und gäbe: Die Kirche erledigt im kaiserlichen Auftrag profane Dinge wie die Lebensmittelversorgung oder die Verteidigung. Der Papst als Stadtregent: Das macht kirchliche Posten auch für den römischen Adel attraktiv.
    Papst Gelasius ist der Erste, der sich auf einer Synode im Mai 495 als »Stellvertreter Christi«, nicht nur Petri, begrüßen lässt. In einem Brief an Kaiser Anastasios I. behauptet er die Gleichberechtigung beider Gewalten, die die Welt beherrschen, die »geheiligte Autorität der Priester« und die geheiligte Autorität der »weltlichen Macht« des Kaisers. Beide seien Treuhänder Gottes, doch sei die geistliche der weltlichen übergeordnet, da sie auch für deren Heil sorge.
    Hier zeichnet sich der Urkonflikt im

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