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Die Päpste: Herrscher über den Glauben - von Petrus bis Franziskus - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Die Päpste: Herrscher über den Glauben - von Petrus bis Franziskus - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Die Päpste: Herrscher über den Glauben - von Petrus bis Franziskus - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert F. Pötzl
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Marcel Lefebvre, und aus Krakau ein gewisser Karol Wojtyla. Frère Roger, der Gründer von Taizé, war als Beobachter geladen. Als »periti«, theologische Berater der Konzilsväter, kamen die damaligen Mittdreißiger Hans Küng und Joseph Ratzinger.
    Mit dem Ausbruch des Deutsch-Französischen Kriegs hatte das Erste Vatikanische Konzil im Oktober 1870 abgebrochen werden müssen und war vertagt worden. Nach knapp 100 Jahren gab es also, selbst für vatikanische Zeitauffassungen, eine gewisse Dringlichkeit, die Arbeit wieder aufzunehmen. Zumal inzwischen einiges in der Welt passiert war, unter anderem zwei Weltkriege und die Vernichtung der Juden, auch direkt unter dem Fenster des Papstes.
    Pius XI . und Pius XII . hatten die Einberufung eines Konzils prüfen lassen, aber Pius XII . war im Kern zu sehr Gegenreformator, als dass er sich auf das Experiment eines »aggiornamento« einlassen wollte. Die Moderne war ihm zutiefst suspekt, einschließlich aller neuen Theologien.
    Sein Nachfolger Johannes XXIII . dagegen hatte das Konzil schon drei Monate nach seiner Amtseinführung angekündigt, in einer kleinen Rede in St. Paul vor den Mauern vor den Kardinälen der römischen Kurie. »Es interessierte sie so wenig, als hätte er ihnen seine Wäscheliste vorgelesen«, beschrieb der Jesuit Peter Hebblethwaite die Szene.
    Johannes XXIII . hielt Wort, auch wenn er ahnte, dass er selbst den Abschluss der Arbeiten wohl nicht mehr erleben würde. »Ehrwürdige Brüder«, begann er die Eröffnungssitzung. »Es jubelt die Mutter Kirche, weil durch besondere Gnade der göttlichen Vorsehung dieser hochersehnte Tag angebrochen ist.« Es gehe um den Schutz und die Verbreitung des Glaubens, es gehe um eine neue Epoche, einen Frühling, eine Öffnung der Kirche zur Welt, kurz: »un balzo innanzi«, um einen Sprung nach vorn.
    Von dem, was dann geschah, hatte die göttliche Vorsehung den Organisatoren allerdings nichts mitgeteilt. Die real existierende Kirche jubelte jedenfalls nicht lange, sondern stand auf. Zunächst in der Person des Kardinals Achille Liénart aus der Arbeiterstadt Lille. Zweimal hatte er sich vergebens zu Wort gemeldet. Dann nahm er sich das Mikrofon: Frankreichs Bischöfe weigerten sich, die vorbereiteten Kommissionen einfach abzunicken. Schließlich kenne man diese Leute kaum.
    Dann erhob sich der Kölner Kardinal Josef Frings und schloss sich den Franzosen an: So gehe es ja nicht. Hinter ihm saß sein Berater und Redenschreiber, Prof. Dr. theol. Ratzinger, Fundamentaltheologe in Bonn am Rhein. Er selbst, sagt Ratzinger, war zu Beginn zu unbedeutend, er habe »durch den Mund eines bedeutenden, bekannten Kardinals« sprechen müssen. Der damals 75-jährige Frings war einer der Mutigen gewesen in der Nazi-Zeit, er galt nicht einmal als Fortschrittlicher. Umso mehr hörte man auf ihn.
    Es war, so erinnert sich Ratzinger, ein »Paukenschlag«, der den Ton für die weiteren Sitzungen bestimmte: »So gab es beim Konzil die Situation, dass die Konzilsväter mit dem Willen kamen, nicht einfach fertige Texte zu verabschieden und sozusagen nur Notarsarbeit zu tun, sondern ihrem eigenen Amt gemäß gemeinsam zu ringen um das Wort.«
    In weiteren Reden, die Ratzinger für ihn, den fast Erblindeten, entworfen hatte, erklärte Frings den päpstlichen Text über die göttliche Offenbarung (»Dei verbum«) für ungeeignet und forderte, von Grund auf neu anzufangen mit der Diskussion. Außerdem müssten die Methoden des Heiligen Offiziums transparenter gemacht werden.
    Die Väter staunten. Dann applaudierten sie trotz strengen Verbots und stimmten zu, erstaunt über die eigene Kühnheit. Es war, als hätten die Jusos den Leitantrag des SPD -Präsidiums in die Tonne geworfen und das Kommando über den Parteitag übernommen. Es regte sich ein Hauch Rebellion. Er und die anderen Bischöfe hatten, so Ratzinger, die »Hoffnung, nun sei doch auch eine neue Stunde des Christentums möglich«, der »Panzer« der Scholastik sei zu brechen.
    Zum ersten Mal wurde auf einem Konzil nicht nur mit »Placet« oder »Non placet« abgenickt, sondern es wurde Theologie betrieben. Die Akten des Vaticanum II umfassen etwa zwei Regalmeter. »Das Heilige Konzil hat sich zum Ziel gesetzt …«, beginnt die erste Konstitution »Dei verbum«. »… hat die Zustimmung der Väter gefunden«, endet, mit einem spürbaren Seufzer der Erleichterung, die letzte Verordnung »Inter mirifica«.
    Und die Akten wurden sofort veröffentlicht, auch dies eine kleine

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