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Die Päpstin

Titel: Die Päpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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ihn fassungslos an. »Ihr … gebt Euren Betrug zu?«
    Benedikt nahm einen Becher Wein von einem Tisch, nippte daran und ließ den Rebensaft auf der Zunge kreisen. »Da ich wußte,
     daß Ihr unkeusch seid, und da Ihr so schamlos das Vertrauen |366| meines Bruders mißbraucht, habe ich versucht, Eure Verderbtheit zu beweisen – was mir ja auch gelungen ist.«
    »Ich bin nicht unkeusch. Und Ihr habt keinen Grund, so von mir zu denken.«
    »Nicht unkeusch?« erwiderte Benedikt höhnisch. »Erzähl mir noch einmal, in welcher Situation du ihn angetroffen hast, Tarasius.«
    »Er lag mit der Hure im Bett, Herr. Nackt lag diese Schlange in seinen Armen!«
    »Ts, ts«, machte Benedikt. »Stellt Euch einmal vor, wie erschüttert mein keuscher Bruder sein wird, wenn ihm diese scheußliche
     Sache zu Ohren kommt – um so mehr, als er so großes Vertrauen in Euch gesetzt hat!«
    Zum erstenmal wurde Johanna klar, in was für einer ernsten Lage sie sich befand. »Tut das nicht!« flehte sie Benedikt an.
     »Euer Bruder braucht mich! Er ist noch nicht außer Gefahr! Ohne die richtige ärztliche Behandlung könnte er einen Rückfall
     erleiden – und das könnte seinen Tod bedeuten.«
    »Ab sofort wird Ennodius die Behandlung meines Bruders übernehmen«, erklärte Benedikt kurz angebunden. »Eure sündigen Hände
     haben schon genug Unheil angerichtet.«
    »Ich habe Eurem Bruder kein Leid getan!« rief Johanna, plötzlich von wildem Zorn erfüllt. »Ausgerechnet
Ihr
wagt es, mir einen solchen Vorwurf zu machen? Ihr, der Ihr den eigenen Bruder Eurer Eifersucht, Eurem Neid und Eurer Geldgier
     geopfert habt?«
    Irgend etwas Nasses klatschte Johanna ins Gesicht. Benedikt hatte den Inhalt des Bechers nach ihr geschleudert. Der kräftige
     Wein brannte Johanna in den Augen, so daß ihr die Tränen über die Wangen liefen; hustend und keuchend rang sie nach Atem.
    »Bringt ihn in den Kerker«, befahl Benedikt.
    »Nein!« Mit einem schrillen Schrei riß Johanna sich von den Wächtern los. Sie mußte zu Sergius, mußte ihm alles erklären,
     bevor Benedikt das Herz des Papstes mit seinen Lügen vergiften und ihn gegen sie einnehmen konnte. So schnell sie es vermochte,
     rannte Johanna aus dem Zimmer und den Gang hinunter in Richtung der Großen Halle.
    »Haltet ihn auf!« rief Benedikt.
    Die Schritte der Wächter erklangen hinter ihr. Johanna bog um eine Ecke und stürmte auf die hellen Lichter in der Großen Halle
     zu.
    |367| Sie hatte nur noch wenige Meter vor sich, als sie von hinten gepackt und zu Boden geschleudert wurde. Verzweifelt versuchte
     sie, aufzustehen, doch die Wächter hielten sie umklammert und drückten sie mit Armen und Beinen an den Boden. Einer legte
     ihr die Hand auf den Mund. Hilflos wurde sie hochgehoben und in die andere Richtung den Flur hinuntergetragen.
    Die Wächter schleppten sie über Korridore, die sie nie zuvor gesehen hatte, und Treppen hinunter, die so steil und lang waren,
     daß Johanna sich fragte, ob sie niemals endeten. Schließlich blieben die Männer vor einem dicken Tor aus Eichenbrettern stehen,
     die mit Eisen beschlagen waren. Sie hoben den Balken und drückten das schwere Tor auf; dann stellten sie Johanna auf die Füße
     und stießen sie grob voran. Sie taumelte nach vorn, hinein in eine trübe Dunkelheit, und landete mit den Füßen in knöcheltiefem
     Wasser. Mit schrecklichem Gleichklang wurde im selben Moment die Tür hinter ihr zugeworfen, und die Finsternis wurde undurchdringlich.
     
    Als die Schritte der Wächter sich draußen entfernten und leiser wurden, tastete Johanna sich mit ausgestreckten Armen durch
     die Dunkelheit. Sie griff nach ihrem Ranzen mit den Arzneimitteln. Gott sei Dank war er noch da; die Wächter hatten es nicht
     der Mühe Wert erachtet, Johanna den Ranzen fortzunehmen. Sie öffnete ihn und tastete nach den Fläschchen und Päckchen, von
     denen sie jedes allein an der Form und Größe erkennen konnte. Endlich fand Johanna, was sie suchte: die Schachtel, in der
     sich der Feuerstein, der Zunder sowie der kleine Kerzenstummel befanden, den sie zum Erwärmen bestimmter Heiltränke benutzte.
     Sie nahm den Feuerstein und schlug ihn kräftig an die Seiten der eisernen Schachtel, so daß Funken auf den trockenen Zunder
     sprühten, der augenblicklich Feuer fing. Johanna hielt den Kerzenstummel an die winzige Flamme, bis der Docht ruhig brannte
     und seinen gelben Schein in einer Kugel aus sanftem Licht um sie herum warf.
    Das winzige Flämmchen leuchtete

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