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Die Päpstin

Titel: Die Päpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Hände.«
    Urplötzlich richtete Johanna sich auf. »Satansapfel!« stieß sie hervor.
    Wie typisch für einen Priester,
dachte Marioza,
in einem solchen Augenblick so hochmütig über die Sünde zu reden.
Na ja, auch Priester waren ihr nicht fremd; Marioza wußte, wie sie Gottesmännern über diese allerletzte Gewissensschwelle
     hinweghelfen konnte.
    |362| »Unterdrücke deine Gefühle nicht, Johannes«, sagte sie, »denn sie sind ganz natürlich und von Gott gegeben. Steht nicht in
     der Bibel: ›Mögen die beiden sich zu einem Fleische vereinigen‹?« Oder so ähnlich; Marioza war sich nicht sicher, ob diese
     Worte tatsächlich in der Heiligen Schrift standen; sie hielt es aber für wahrscheinlich, denn ein Erzbischof hatte sie ihr
     unter ganz ähnlichen Umständen wie diesen ins Ohr geflüstert. »Außerdem«, fügte sie hinzu, »wird nie jemand erfahren, was
     zwischen uns gewesen ist. Das bleibt unser kleines Geheimnis. Und so häßlich sind meine Brüste ja nun auch wieder nicht, oder?«
    Johanna schüttelte heftig den Kopf. »Die habe ich doch gar nicht gemeint. Der Geruch in diesem Zimmer … Satansapfel … manchmal
     auch Stechapfel oder Maiapfel genannt.« Die gelbe Frucht war ein Rauschmittel, wodurch sich Mariozas geweitete Pupillen erklärten.
     »Aber wo ist die Quelle dieses Geruchs?« Johanna schnüffelte an einer der Kerzen neben dem Bett. »Wie habt Ihr das gemacht?
     Habt Ihr den Saft der Pflanze mit dem Kerzenwachs vermischt?«
    Marioza seufzte. Ähnliche Reaktionen hatte sie zuvor schon bei mehreren jungfräulichen Prälaten erlebt. Verlegen und unsicher,
     wie sie nun mal waren, versuchten sie, das Gespräch auf derartige Dinge zu lenken. »Nun komm schon«, drängte sie, »und hör
     auf, von irgendwelchen Zaubermitteln zu reden. Ich weiß, wie wir die Zeit viel schöner verbringen können.« Sie strich mit
     der Hand vorn über die Tunika des Johannes Anglicus und tastete nach seiner Männlichkeit.
    Johanna, die Mariozas Absicht spürte, sprang zurück. Sie pustete die Kerzen aus, die auf dieser Seite des Bettes standen,
     nahm Mariozas Hand und hielt sie mit festem Griff. »Hört zu, Marioza«, sagte sie. »Die Mandragore … Ihr benutzt diese Pflanze,
     weil sie ein Aphrodisiakum ist; das weiß ich. Aber ihr müßt damit aufhören, denn die Dämpfe sind giftig.«
    Marioza machte ein finsteres Gesicht. Das alles lief ganz und gar nicht nach Plan! Irgendwie mußte sie Johannes Anglicus dazu
     bringen, endlich mit diesem Herumdoktern aufzuhören.
    Plötzlich hörte sie Schritte auf dem Flur. Es blieb keine Zeit mehr für die Feinheiten der Verführungskünste. Marioza packte
     den Kragen ihres Nachtgewandes und zerrte es mit einem kräftigen Ruck weit aus. »Oh!« stieß sie keuchend hervor. |363| »Mein Herz! Es tut so weh! Hört mal!« Sie packte Johannas Kopf, zog ihn zu sich herunter und drückte ihr Gesicht auf ihre
     bloßen Brüste.
    Johanna versuchte, sich zu befreien, doch Marioza hielt sie fest. »Oh, Johannes!« rief sie verzückt. »Ich kann der Kraft deiner
     Leidenschaft nicht widerstehen!«
    Die Tür flog auf. Mehrere Männer, in die Uniformen der päpstlichen Garde gekleidet, stürmten ins Zimmer, packten Johanna mit
     groben Händen und rissen sie vom Bett fort.
    »Na, na, Vater!« sagte der Anführer des Trupps kichernd. »Das ist aber eine seltsame Methode, die Kommunion zu spenden.«
    »Diese Frau ist krank«, protestierte Johanna. »Ich wurde hierhergerufen, um sie zu behandeln.«
    »Aber bestimmt nicht
so
«, sagte der Mann. »Es sei denn, Ihr hattet die Absicht, der Dame ein Mittel zu verabreichen, das erst in neun Monaten wirkt.«
    Die anderen Wachen lachten rauh. »Ihr wißt die Wahrheit«, wandte Johanna sich an Marioza. »Bitte, sagt es diesen Männern.«
    Marioza zuckte die Achseln, so daß ihr die Fetzen des Nachtgewandes von den Schultern rutschten. »Sie haben deine flammende
     Leidenschaft gesehen, Johannes. Da hilft kein Leugnen mehr.«
    »Willkommen in der Legion, Priester!« rief einer der Wächter höhnisch. »Wenn das so weitergeht, kann man mit Mariozas Geliebten
     bald das Colosseum füllen.«
    Wieder ließ rauhes Lachen das Zimmer erbeben. Marioza saß auf dem Bett und kicherte in die vorgehaltene Hand.
    Benedicte!
dachte Johanna. Das mußte
die
Marioza sein, die gefeiertste Kurtisane Roms, die beinahe schon sagenhafte
hetaera
. Es hieß, daß einige der mächtigsten Männer der Heiligen Stadt zu ihren Kunden zählten.
    »Kommt jetzt, Vater.« Der

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