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Die Päpstin

Titel: Die Päpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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schaden, wenn ich dem Kläger ein paar Fragen stelle?«
    »Ich …« In Ermangelung eines stichhaltigen Gegenarguments zuckte Anastasius die Schultern und verstummte. Doch auf seinem
     Gesicht spiegelte sich lodernder Zorn.
    Johanna furchte die Brauen, als sie sich konzentrierte und sich an Ciceros
topoi
zu erinnern versuchte – jene sechs Fragen, die man stellen mußte, um die Umstände des menschlichen Handelns eindeutig beweisbar
     zu bestimmen.
    Quis.
    »Wer«, fragte sie Daniel, »hat außer Euch das angebliche Gespräch zwischen mir und dem
superista
sonst noch mitgehört?«
    »Niemand«, erwiderte Daniel. »Aber die Anzahl meiner Eideshelfer dürfte meine Aussage ja wohl hinreichend stützen.«
    Johanna ging zur nächsten Frage über.
    Quomodo.
    »Wie kam es überhaupt, daß Ihr Zeuge eines so privaten Gesprächs geworden seid?«
    Daniel zögerte nur einen Augenblick, bevor er antwortete: »Zu dem Zeitpunkt kam ich auf dem Weg zum Schlafsaal am |537|
triclinium
vorbei. Als ich gesehen habe, daß die Tür offenstand, bin ich dorthin gegangen, um sie zu schließen. In diesem Augenblick
     hörte ich den
superista
reden.«
    Ubi.
    »Wo hat der
superista
zu diesem Zeitpunkt gestanden?«
    »Vor dem Thron.«
    »Also in etwa dort, wo er jetzt steht?«
    »Ja.«
    Quando.
    »Wann habt Ihr diese Beobachtungen gemacht?«
    Nervös zupfte Daniel am Kragen seiner Tunika. Die Fragen kamen so schnell, daß er kaum Zeit zum Nachdenken hatte. »Äh … am
     Fest der heiligen Agatha.«
    Quid.
    »Was genau habt Ihr gehört?«
    »Das habe ich dem Gericht bereits gesagt.«
    »Waren es die genauen Worte des
superista,
oder habt Ihr das Gespräch nur im ungefähren Wortlaut wiedergegeben?«
    Daniel grinste überheblich. Hielt Papst Johannes ihn für so dumm, daß er in eine so offensichtliche Falle tappte? Mit fester
     Stimme sagte er: »Ich habe genau das wiedergegeben, was der
superista
gesagt hat.«
    Johanna beugte sich im Papstthron ein Stück vor. »Gut. Dann laßt mich einmal sehen, ob ich Euch richtig verstanden habe, Daniel.
     Nach Eurer Aussage habt Ihr am Tag des Festes der heiligen Agatha vor der offenen Tür des
triclinium
gestanden und jedes Wort eines Gesprächs mitgehört, in dessen Verlauf der
superista
mir angeblich gesagt hat, daß Rom ein Bündnis mit den Griechen eingehen sollte.«
    »Genauso ist es«, sagte Daniel.
    Johanna wandte sich Gerold zu. »Wo wart Ihr am Tag des Festes der heiligen Agatha,
superista?«
fragte sie.
    »Ich war in Tivoli«, antwortete Gerold, »und habe die Arbeiten am Marcianischen Aquädukt abgeschlossen.«
    »Könnt Ihr Zeugen dafür erbringen?«
    »Mehrere Dutzend von meinen Männern haben von morgens bis abends mit mir zusammengearbeitet. Sie alle können bezeugen, wo
     ich an diesem Tag gewesen bin.«
    »Wie könnt Ihr das erklären,
magister militum?«
fragte Johanna.»Ein Mensch kann nicht an zwei Orten gleichzeitig sein, meint Ihr nicht auch?«
    |538| Daniel war sichtlich blaß geworden. »Äh… ähm…«, stammelte er, als er fieberhaft nach einer Antwort suchte.
    »Könnte es sein, daß Ihr Euch im Datum geirrt habt,
magister militum?«
versuchte Anastasius, ihm auf die Sprünge zu helfen. »Es ist doch gut möglich, daß Ihr nach so vielen Monaten eine so unbedeutende
     Einzelheit vergessen habt. Nicht wahr?«
    Begierig packte Daniel die dargebotene Chance beim Schopf. »Ja, ja. Jetzt, wo ich genau daran zurückdenke … das Gespräch hat
     eher stattgefunden. Am Fest des heiligen Ambrosius, nicht an Sankt Agatha. – Was für ein dummer Fehler von mir!«
    »Wo ein Fehler ist, können noch weitere sein«, erklärte Johanna sanft. »Kommen wir also noch einmal auf Eure Aussage zurück.
     Ihr habt erklärt, jedes Wort verstanden zu haben, das gesprochen wurde, als Ihr draußen vor der Tür gestanden habt.«
    »Ähm … ja«, antwortete Daniel behutsam, denn er war jetzt mißtrauisch und vorsichtig geworden.
    »Dann habt Ihr sehr scharfe Ohren,
magister militum.
Bitte, führt uns Eure außergewöhnliche Hellhörigkeit doch einmal vor, indem Ihr dieses Kunststück wiederholt.«
    »Was?« Daniel war jetzt vollkommen aus der Fassung gebracht.
    »Geht zur Tür hinaus und bleibt davor stehen – dort, wo Ihr damals gestanden habt. Der
superista
wird einige Worte sprechen. Dann kommt Ihr wieder herein und wiederholt vor uns allen, was er gesagt hat.«
    »Herrgott noch einmal, was soll denn dieser Unsinn?« ereiferte sich der wutentbrannte Anastasius.
    Auch Lothar bedachte Johanna mit

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