Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Päpstin

Titel: Die Päpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
geschehen, Eminenz.« Richild war froh, daß Fulgentius’ Gedanken so leicht zu durchschauen waren.
     Natürlich mußte er sich fragen, aus welchem Grund sie diese Reise unternommen hatte. Und der Gedanke an ein Unglück war naheliegend.
     Gerold war seit nunmehr fünf Tagen fort; in dieser Zeit konnte ihm auf den gefährlichen Straßen irgendeine Katastrophe widerfahren
     sein.
    »Wir haben keine Nachricht darüber bekommen, daß es irgendwelche Schwierigkeiten gibt, Eminenz, und wir rechnen auch nicht
     damit. Gerold hat zehn Mann bei sich, gut bewaffnet und mit reichlich Proviant versehen. Außerdem wird er auf den Straßen
     kein Wagnis eingehen. Schließlich ist er im Auftrag des Kaisers auf Reisen.«
    »Wir haben davon gehört. Er ist als
missus
unterwegs – nach Westfalen, nicht wahr?«
    »Ja. Um einen Streit über die Bezahlung von
wergeld
zu schlichten. Außerdem sind auf der Reise einige kleinere Eigentumsfragen zu klären. Mein Gatte wird einen Monat oder länger
     fort sein.«
Lange genug,
dachte Richild.
Ich habe reichlich Zeit.
    Sie sprachen kurz über einige Dinge, die Bistum und Markgrafschaft betrafen – die Getreideknappheit an der Mühle; die Reparatur
     des Kirchendaches und die zufriedenstellend hohe Zahl der Kälber in diesem Frühjahr. Richild war sorgsam darauf |187| bedacht, die Regeln der Höflichkeit zu beachten – aber mehr auch nicht.
Schließlich stamme ich aus einer edleren Familie als er,
sagte sie sich.
Da kann ich es ihn auch ein wenig spüren lassen, bevor ich den eigentlichen Grund meines Besuchs zur Sprache bringe.
Offensichtlich schöpfte Fulgentius keinen Verdacht. Um so besser. An diesem Tag war der Überraschungsangriff Richilds Verbündeter.
    Schließlich hielt sie den geeigneten Zeitpunkt für gekommen. »Ich habe Euch aufgesucht, um Eure Hilfe in einer häuslichen
     Angelegenheit zu erbitten.«
    Erfreut und geehrt ob dieses Vertrauens, schaute Fulgentius sie an. »Es ist mir ein Vergnügen, Euch zu helfen, edle Richild.
     Welcher Art ist Euer Problem?«
    »Es geht um das Mädchen. Johanna. Sie ist kein Kind mehr; sie ist …«, Richild wählte ihre Worte mit Bedacht, »sie ist zur
     Frau geworden. Deshalb geziemt es sich nicht für sie, noch länger unter unserem Dach zu wohnen.«
    »Ich verstehe«, sagte Fulgentius, wenngleich offensichtlich war, daß er keine Ahnung hatte, was Richild meinte. »Tja, ich
     glaube, in diesem Fall sollten wir eine andere Unterkun…«
    »Ich habe bereits für eine günstige und dauerhafte Möglichkeit gesorgt, die Zukunft des Mädchens zu sichern«, unterbrach Richild
     den Bischof. »Als Gattin des Sohnes von Bodo, dem Hufschmied. Er ist ein netter und stattlicher junger Mann. Und eines Tages,
     wenn sein Vater stirbt, wird er die Schmiede übernehmen. Bodo hat keine anderen Söhne.«
    »Das verwundert mich, das muß ich schon sagen«, erwiderte Fulgentius. »Hat das Mädchen denn Andeutungen gemacht, eine Ehe
     mit dem jungen Mann betreffend?«
    »Die Entscheidung darüber liegt nicht bei ihr. Aber Bodos Sohn ist eine weitaus bessere Partie, als ihr eigentlich gebührt.
     Ihre Familie ist so arm, wie
coloni
es nun einmal sind, und ihre seltsame Art hat ihr einen gewissen … Ruf eingebracht.«
    »Mag sein«, erwiderte der Bischof freundlich. »Aber das Mädchen scheint sehr an ihren Studien zu hängen. Und wenn sie erst
     mit dem Sohn des Hufschmieds verheiratet ist, kann sie die Domschule nicht mehr besuchen.«
    »Das ist der Grund meines Kommens. Da Ihr, Eminenz, beschlossen habt, das Mädchen an die
scola
zu holen, müßt Ihr auch Eure Einwilligung geben, sie von der Schule zu entlassen.«
    |188| »Ich verstehe«, sagte Fulgentius noch einmal, obwohl ihm die ganze Angelegenheit noch immer nicht ganz klar war. »Und was
     hält Euer Gemahl von dieser Regelung?«
    »Er weiß noch nichts davon. Die Gelegenheit hat sich erst kürzlich ergeben.«
    »Ah, ich verstehe.« Fulgentius blickte erleichtert drein. »Dann werden wir auf die Rückkehr Markgraf Gerolds warten. Gewiß
     besteht bei dieser Sache keine Notwendigkeit zur Eile, oder?«
    Richild ließ sich nicht beirren. »Leider doch. Es kann sein, daß diese Gelegenheit nur für kurze Zeit besteht. Der junge Mann
     sträubt sich … wie es scheint, hat er ein Auge auf eines der Mädchen aus dem Ort geworfen … aber ich habe selbstverständlich
     dafür gesorgt, daß eine Ehe mit Johanna für den jungen Mann sehr viel vorteilhafter wäre. Sein Vater und ich haben uns bereits
    

Weitere Kostenlose Bücher