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Die Palm-Beach-Verschwoerung

Titel: Die Palm-Beach-Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Aber was auch immer du hörst, was auch immer man sagt, ich habe nur den Alarm ausgelöst. Ich glaube, Mickey wollte wiedergutmachen, was in Stoughton passiert ist.«
    Mein Bruder nickte. Als er wieder aufblickte, hatte sich sein Gesichtsausdruck verändert. Der Junge, mit dem ich fünfzehn Jahre lang ein Zimmer geteilt hatte, den ich im Zweikampf immer besiegt hatte, bis er sechzehn war. Mein Fleisch und Blut. »Was soll ich jetzt tun?«
    »Nichts. Du studierst Jura.« Ich boxte ihm leicht aufs Kinn. »Ich brauche deine Hilfe erst, wenn’s richtig brenzlig wird.«
    Ich stand auf.
    Dave ebenfalls. »Du willst doch Pop treffen, oder?« Ich antwortete nicht. »Das ist dumm, Ned. Wenn man nach dir sucht, werden sie damit rechnen.«
    Ich tippte ihm auf die Faust, dann umarmte ich ihn. Meinen großen kleinen Bruder.
    Ich rannte den Hügel hinunter, ohne ihn noch einmal anzusehen, weil ich Angst hatte, ich würde anfangen zu weinen. Aber ich musste unbedingt noch etwas loswerden. Also drehte ich mich um, als ich schon fast an der Perkins Avenue war. »Es war Darren.«
    »Hä?« Dave zuckte mit den Schultern.
    »Darren Flutie.« Ich grinste. »Dougs jüngerer Bruder. Er hat Dougs letzten Pass im College abgefangen.«

28
    Ich verbrachte die Nacht im Beantown Motel an der Route 27 in Stoughton, ein paar Kilometer von Kelty’s Bar entfernt.
    Die Geschichte wurde mittlerweile in allen Spätnachrichten gebracht. Die Gesichter meiner Freunde. Ein Bild vom Haus in Lake Worth. Schwierig, nach so was einzuschlafen.
    Um acht Uhr am nächsten Morgen ließ ich mich von einem Taxi in der Perkins Avenue ein paar Blocks vom Haus meiner Eltern absetzen. Ich hatte Jeans und mein altes, zerrissenes Sweatshirt von der Boston University an und mein Haar unter einer Red-Sox-Kappe versteckt. Ich hatte Angst. Ich kannte jeden dort, und auch nach vier Jahren würde man mich noch wiedererkennen. Aber das alleine war es nicht. Ich würde meine Mom wiedersehen. Nach all den Jahren. Auf diese Weise nach Hause kommen.
    Ich betete, dass die Polizei nicht da war.
    Ich huschte an vertrauten alten Häusern mit schiefen Veranden und kleinen, braunen Vorgärten vorbei. Schließlich erblickte ich unser altes mintgrünes Haus im viktorianischen Stil. Es wirkte viel kleiner als in meiner Erinnerung. Und viel heruntergekommener. Wie, zum Teufel, haben wir jemals alle da reingepasst? Moms Toyota 4Runner stand in der Einfahrt, Franks Lincoln war nirgends zu sehen. Ich denke, Thomas Wolfe hatte Recht mit dem Nachhausekommen, oder?
    Ich lehnte mich an einen Laternenpfahl und betrachtete das Haus mehrere Minuten lang. Alles schien in Ordnung zu sein, so dass ich nach hinten schlich.
    Durchs Küchenfenster hindurch sah ich meine Mom. Sie war schon angezogen, trug einen Kordrock und irgendeinen Fair-Isle-Pullover. Sie trank Kaffee. Sie hatte immer noch ein
hübsches Gesicht, sah aber mittlerweile viel älter aus. Wie könnte es auch anders sein? Ein Leben an der Seite von Frank »Whitey« Kelly war zermürbend.
    Also gut, Ned, Zeit, erwachsen zu werden - es sind Menschen gestorben, die du geliebt hast.
    Ich klopfte an eine Glasscheibe in der Tür. Mom blickte von ihrem Kaffee auf. Sie wurde ganz blass im Gesicht, stand auf und kam beinahe zur Tür gerannt, um mich hereinzulassen. »Heilige Mutter Gottes, was machst du hier, Ned? Oh, Neddie, Neddie, Neddie.«
    Als wir uns umarmten, hielt mich meine Mutter so fest, als wäre ich von den Toten auferstanden. »Deine armen Freunde …« Sie drückte ihr Gesicht gegen meins. Ich spürte ihre Tränen. Dann schob sie mich mit großen Augen von sich fort. »Neddie, du darfst nicht hier bleiben. Die Polizei war da.«
    »Ich hab’s nicht getan, Mom«, sagte ich. »Egal, was sie behaupten, ich schwöre es bei Gott. Ich schwöre es bei JMs Seele, ich habe nichts mit dem zu tun, was da unten passiert ist.«
    »Das brauchst du mir nicht zu sagen.« Meine Mutter legte ihre Hand auf meine Wange. Sie nahm mir meine Kappe ab und lächelte über mein zerzaustes, blondes Haar und die Florida-Bräune. »Du siehst gut aus. Ich freue mich, dich zu sehen, Neddie. Trotz allem.«
    »Ich freue mich auch, dich zu sehen, Mom.«
    Und das tat ich wirklich, hier in unserer alten Küche. Einen Moment oder zwei fühlte ich mich frei. Ich nahm ein altes Kodak-Foto, das am Kühlschrank hing. Die Kelly-Boys. Dave, JM und ich auf dem Spielfeld hinter der Highschool von Brockton. JM in seinem schwarz-roten Football-Hemd. Nummer 23. All-Section Safety im

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