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Die Palm-Beach-Verschwoerung

Titel: Die Palm-Beach-Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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großer Bruder.« Ein halbes Dutzend Mal hatte sie mir aus der Patsche geholfen. Und sie hatte mich um Mitternacht vom Hockeytraining bei der Katholischen Jugend abgeholt.
    Jetzt hatte ich ein echtes Problem. Ich freute mich nicht, ihr ins Gesicht zu blicken, wenn ich mich nach Hause schlich. Ich würde ihr das Herz brechen.
    Zweimal stieg ich um. In Washington und New York. Jedes Mal, wenn wir plötzlich hielten, blieb mein Herz stehen. Das war’s jetzt, dachte ich dann. Sie hatten eine Straßensperre aufgestellt und würden mich aus dem Bus zerren! Doch es gab keine einzige Straßensperre. Städte und Staaten zogen an mir vorbei, aber es konnte mir nie schnell genug gehen.
    Ich träumte mit offenen Augen. Ich war der Sohn eines kleinen Gauners, und zu ihm kehrte ich wieder zurück - als einer, der im großen Stil alles verpatzt hatte und jetzt gesucht wurde. Ich hatte meinen Alten übertroffen. Natürlich wäre ich ohne die Fähigkeit, Schlittschuh laufen zu können, genauso wie Mickey und Bobby in diesem Milieu aufgewachsen. Hockey hatte mir jedoch Türen geöffnet. Den Leo-J.-Fennerty-Preis als bester Stürmer in der Boston CYO. Mit Freifahrtschein zur Boston University. Was eher ein Lotterieschein war. Bis ich mir im zweiten Jahr das Knie verletzte.
    Das Stipendium war damit flöten, aber die Universität gab mir ein Jahr Zeit, um zu beweisen, dass ich bleiben konnte. Und das tat ich. Wahrscheinlich dachte man, ich wäre nur so ein dummer Spieler, der durch alle Prüfungen fällt, aber ich fing an, eine andere Welt um mich herum zu entdecken. Ich musste nicht in mein altes Viertel zurückkehren und warten, bis Mickey und Bobby aus dem Gefängnis entlassen wurden.
Zum ersten Mal in meinem Leben begann ich zu lesen - wirklich zu lesen. Zu jedermanns Überraschung schaffte ich tatsächlich meinen Abschluss - mit Auszeichnung. In Politikwissenschaft. Ich bekam eine Stelle an der Stoughton Academy, wo ich problembehaftete Achtklässler in Sozialkunde unterrichtete. Meine Familie konnte es kaum glauben. Der Staat bezahlt tatsächlich einen Kelly, damit er ein Klassenzimmer betritt?
    Vorbei. Das alles gab es nicht mehr. Von einem Tag auf den anderen - einfach so.
    Hinter Providence wurde mir die Gegend immer vertrauter. Sharon, Walpole, Canton. Orte, an denen ich als Kind Hockey gespielt hatte. Langsam wurde ich richtig nervös. Ich war wieder zu Hause. Nicht als der Sohn, der an die Uni gegangen war. Oder als derjenige, der praktisch aus der Stadt geflohen und in Florida gelandet war.
    Als gejagter Mann kehrte ich zurück. Mit einem Kerbholz, das um einiges länger war als das meines Alten.
    Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, dachte ich, als der Bus in der Atlantic Avenue in Boston zischend stehen blieb. Selbst wenn man den Apfel wirft.
    Selbst wenn man ihn so weit wirft, wie man kann.

25
    »Special Agent Shurtleff hat den Zusammenhang hergestellt«, sagte Ellies Chef George Moretti zu Hank Cole, dem stellvertretenden Direktor, und zuckte mit den Schultern, als wollte er sagen: Hätten Sie das für möglich gehalten? Die drei saßen in Miami im obersten Stock des FBI-Gebäudes.
    »Sie hat Werkzeug am Tatort des Vierfachmordes entdeckt, das dazu benutzt werden kann, Bilderrahmen aufzustemmen. Dann hat sie in den persönlichen Sachen eines der Opfer Zahlen gefunden, die mit dem Code von Strattons Alarmanlage identisch sind. Kurz darauf haben wir in einem weiter unten auf der Straße geparkten Wagen die gestohlenen Uniformen gefunden.
    »Scheint, dass Sie Ihr Studium in Kunstgeschichte mal richtig zum Einsatz bringen konnten, Special Agent Shurtleff«, meinte Cole mit strahlendem Gesicht.
    »Ich hatte einfach nur Zugang zu beiden Tatorten«, erklärte Ellie leicht nervös. Es war das erste Mal überhaupt, dass sie mit dem stellvertretenden Direktor sprach.
    »Die Opfer kannten sich alle untereinander, kamen aus der Gegend von Boston und hatten ein nicht allzu langes Vorstrafenregister.«Moretti schob eine Kopie des vorläufigen Berichts über den Schreibtisch seines Chefs. »Aber es ist nichts in der Größe von diesem Verbrechen dabei. Es gibt noch ein anderes Mitglied der Gruppe, das hier unten lebt, aber scheinbar vermisst wird.« Er schob ein Foto hinüber. »Ein gewisser Ned Kelly. Er ist gestern Abend in der Bar, in der er arbeitet, nicht zu seiner Schicht erschienen. Was nicht überraschend ist - schließlich hat die Polizei oben in Süd-Carolina vor einem Einkaufszentrum gleich bei der Interstate 95 einen

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