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Die Palm-Beach-Verschwoerung

Titel: Die Palm-Beach-Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Stirn.
    Watertown war einer der klassischen Arbeitervororte von Boston, außer dass hier abgesehen von Iren, Italienern und Schwarzen auch viele Armenier wohnten. Ich ließ das Taxi auf der Palfrey Street halten und ging ein paar Blocks zurück zur Mount Auburn Street. Vor einem außergewöhnlich weißen Haus im viktorianischen Stil gleich um die Ecke herum blieb ich stehen.
    Oben an der Treppe hing ein Schild: Uhrreparaturen, Ankauf
und Verkauf von Schmuck. Ein Holzpfeil wies in den ersten Stock. Ich stieg die Stufen hinauf und ging nach hinten zur Veranda. Ein Glockenspiel klimperte, als ich die Tür öffnete.
    Ein kräftiger Mann mit dichtem, grauem Haar und Juweliersschürze blickte hinter seinem Tresen auf und verzog seinen breiten Kiefer zu einem dünnen Lächeln. »Du traust dich ja was, einfach so hier aufzukreuzen, Neddie-Boy. Aber wie geht’s dir, verdammt?«

36
    Ich drehte das handgeschriebene Schild auf GESCHLOSSEN. »Ich muss mit dir reden, Onkel George.«
    George Harotunian war nicht mein richtiger Onkel. Aber ich kannte ihn schon mein ganzes Leben lang. Er war einer der engsten Freunde meines Vaters, sein Geschäftspartner. Sein Hehler.
    Als wir aufwuchsen, war George für mich und Dave der Onkel gewesen, den wir nie gehabt hatten. Er gab meiner Mutter immer Geld, wenn mein Vater im Knast war. Dank seiner Verbindungen kam er an ausgewählte Plätze im Garden-Stadion, wenn die Boston Celtics spielten. Irgendwie schaffte er es, dass ihm nie etwas angehängt werden konnte. Jeder schien eine Möglichkeit zu finden, Onkel George zu mögen. Die Guten wie die Bösen. Und jetzt überlegte ich: War er Gachet?
    »Herzlichen Glückwunsch, Neddie.« George schüttelte den Kopf. »Dachte immer, es würde beim Hockeyspielen passieren, aber du hast es mit Sicherheit jetzt in die große Liga geschafft.«
    »Ich muss unbedingt mit Frank reden, Onkel George.«
    Er nahm sein Okular vom Auge und schob seinen Stuhl zurück. »Ich glaube nicht, dass das im Moment gescheit wäre. Willst du einen Rat? Du brauchst einen Anwalt. Ich bringe dich mit einem guten zusammen. Stell dich der Polizei.«
    »Komm schon, Onkel George, du weißt, dass ich in Florida nichts angestellt habe.«
    »Ich weiß, dass du es nicht warst«, bestätigte George und warf eine Morgenzeitung auf den Tresen. »Aber du hast eine verdammt ungewöhnliche Art, der Welt das zu zeigen. Du glaubst, dein Vater hat damit zu tun? Mein Gott, Neddie, du kennst ihn nicht mehr. Whitey ist viel zu krank, um noch was anderes zu tun, außer zu husten und rumzunörgeln.«

    »Er braucht eine Niere, oder?«
    »Er braucht eine Menge Dinge, mein Junge. Du glaubst, dein Vater würde den Sohn seines Bruders und die anderen verkaufen, nur damit er noch ein paar Jahre durch einen Schlauch pinkeln kann? Du gehst zu hart mit ihm ins Gericht, mein Junge.«
    »Du weißt besser als sonst jemand, dass Mickey ohne Frank nichts unternommen hätte«, hielt ich dagegen. »Ich sage nicht, dass er jemanden getötet hat, aber ich glaube, verdammt noch mal, dass er weiß, wer sie reingelegt hat. Er weiß was, und ich muss es auch wissen. Meine besten Freunde sind tot.«
    »Gott, Ned«, keuchte George, »meinst du, dein Vater kennt den Unterschied zwischen einem Jackson Pollock und einem Zauberzeichnerbild? Der Mann ist kein Heiliger, ich weiß, aber er liebt dich mehr, als du glaubst.«
    »Ich denke eher, dass er sein Leben mehr alles andere liebt. Ich muss ihn finden, Onkel George, bitte …«
    George kam um den Tresen herum und schüttelte seinen großen, buschigen Kopf. »Du wirst Geld brauchen, mein Junge.«
    Er griff unter seine Schürze und zog fünf neue Hundert-Dollar-Scheine aus einer großen Rolle. Ich nahm sie und steckte sie in meine Jeans. Am Bankautomaten Geld abzuheben wäre im Moment wie ein Funksignal gewesen, das direkt zu mir führte. »Ich kenne Leute, bei denen du bleiben kannst, aber das Beste wäre, reinen Tisch zu machen.«
    »Sag meinem Vater, dass ich ihn sehen muss, George. Irgendwo, wo es sicher ist, wenn er mir nicht traut. Er sollte sich freuen. Schließlich bin ich endlich in seine Fußstapfen getreten.«
    Georges Augen hinter den schweren Lidern bekamen einen weichen Ausdruck. Er blickte mich lange an, dann schüttelte er den Kopf. »Versuch, mich am Donnerstag anzurufen, Neddie. Bis dahin bin ich ihm vielleicht über den Weg gelaufen.«

    »Danke, Onkel George.« Ich lächelte.
    Er streckte mir seine fleischige Hand entgegen. Als ich sie ergriff, zog er mich

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