Die Palm-Beach-Verschwoerung
wussten Sie eigentlich, dass ich hier in den Norden gefahren bin?«, wollte ich wissen. Ich dachte, dass Sollie Roth nach meiner Flucht die Polizei angerufen hätte.
»Es gibt nicht viele alte Bonnevilles«, erklärte Ellie. »Als wir ihn in Süd-Carolina gefunden hatten, konnten wir uns denken, wohin Ihre Reise Sie führt.«
Nicht zu fassen, sagte ich mir. Sollie hat mich doch nicht verraten.
Wir unterhielten uns noch stundenlang. Es begann mit den Verbrechen, aber Ellie Shurtleff schien alle Einzelheiten meines Lebens durchgehen zu wollen. Ich erzählte ihr, wie es gewesen war, in Brockton aufzuwachsen. Das Viertel und die alte Gang. Wie mein Hockeystipendium für die Boston University meine Eintrittskarte in die Freiheit wurde.
Das schien sie zu überraschen. »Sie waren an der Uni?«
»Sie wussten nicht, dass Sie sich mit dem Gewinner des Leo-J. -Fennerty-Preises von 1995 unterhalten. Spitzenstürmer in der Boston CYO.« Ich grinste mit einem selbstgefälligen Achselzucken. »Mit Abschluss«, fuhr ich fort. »Vier Jahre. BA in Politikwissenschaft. Wahrscheinlich haben Sie mich nicht für einen Akademiker gehalten.«
»Als sie auf dem Parkplatz vorm Supermarkt herumgeschlendert sind und nach einem Auto gesucht haben, das Sie klauen könnten, wäre ich nicht auf die Idee gekommen.« Ellie lächelte.
»Ich habe gesagt, dass ich niemanden umgebracht habe, Agent Shurtleff.« Ich lächelte zurück. »Aber ich habe nie behauptet, dass ich ein Heiliger bin!«
Das brachte Ellie Shurtleff sogar zum Lachen.
»Möchten Sie noch eine Überraschung, wenn wir schon bei meinem Lebenslauf sind?« Ich lehnte mich auf dem Bett zurück. »Ich habe sogar ein paar Jahre unterrichtet. Achte Klasse Gemeinschaftskunde, in einer Übergangsschule für Problemkinder hier in Stoughton. Ich war ziemlich gut. Vielleicht war ich nicht in der Lage, die Paragraphen und Absätze aller Verfassungszusätze aufzusagen, aber meine Kinder sahen mich als Bezugsperson. Ich meine, ich war dort aufgewachsen. Ich hatte dieselben Bedingungen gehabt.«
»Was ist dann schief gelaufen?« Ellie legte ihren Notizblock zur Seite.
»Sie meinen, wie konnte ein Ass wie ich als Rettungsschwimmer in Palm Beach enden? Das ist die Eine-Million-Dollar-Frage, nicht?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Erzählen Sie weiter.«
»In meinem zweiten Jahr fand ich eine meiner Schülerinnen ganz interessant. Sie war aus Süd-Brockton, genau wie ich. Die Familie stammte aus der Dominikanischen Republik. Sie war mit einer üblen Clique unterwegs. Aber sie hat tierisch was auf dem Kasten gehabt. Hat gute Noten nach Hause gebracht. Ich wollte, dass sie ihren Weg geht.«
»Was ist passiert?« Ellie beugte sich vor. Ich merkte, dass es nicht mehr um Florida ging.
»Vielleicht habe ich ihr Angst gemacht, ich weiß nicht. Man muss verstehen, dass es für mich das Wichtigste auf der Welt war, diese Klasse zu unterrichten. Sie hat mich einer gewissen Sache beschuldigt. Eine gute Note für einen Gefallen. So was in der Art.«
»Oh, nein.« Ellie richtete sich wieder auf, blickte mich argwöhnisch an.
»Da war nichts, Ellie. Vielleicht habe ich ein paar dumme Sachen gemacht. Zum Beispiel sie ein paar Mal nach Hause gefahren. Vielleicht war sie gezwungen, meinetwegen zu lügen, und dann ist aus dem Schneeball eine Lawine geworden.
Auf einmal war ihre Geschichte riesengroß geworden. Plötzlich hatte ich sie angeblich bedrängt. Im Klassenzimmer, nach dem Unterricht. Direkt auf dem Schulgelände. Es gab eine Anhörung. Aber solche Sachen … lösen sich nicht einfach auf. Ich bekam die Chance zu bleiben, allerdings mit anderen Aufgaben. In der Verwaltung. Ich habe gekündigt und bin gegangen. Eine Menge Menschen hatten mich aufgegeben. Mein Dad …«
»Ihr Vater ist vorbestraft, oder?«, warf Ellie ein.
»Vorbestraft? Man könnte eher sagen, er hat eine Zelle im Souza-Gefängnis in Shirley, die dauerhaft für ihn reserviert ist. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, hat er immer gesagt. Als würde ich es ihm gleichtun. Stellen Sie sich vor, er war derjenige, der mich abgeschrieben hatte. Ein paar Jahre vorher war er schuld, dass sein Sohn starb. Mein älterer Bruder. Wissen Sie, was wirklich der Witz war?«
Ellie schüttelte den Kopf.
»Etwa einen Monat, nachdem ich abgereist war, hat das Mädchen widerrufen. Ich habe ein nettes Entschuldigungsschreiben von der Schule erhalten. Der Schaden war allerdings schon angerichtet. Ich konnte nicht mehr unterrichten.«
»Das tut
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