Die Palm-Beach-Verschwoerung
mir Leid«, meinte Ellie.
»Aber wissen Sie, wer mich nicht abgeschrieben hat, Agent Shurtleff? Mein Cousin Mickey. Und Bobby O’Reilly. Und Barney und Dee auch nicht. Dafür, dass sie ein Haufen Nieten aus Brockton waren, haben sie sehr wohl verstanden, was mir die Lehrtätigkeit bedeutet hatte. Und Sie glauben, ich hätte sie umgebracht …« Ich klopfte mir auf die Brust, dort, wo mein Herz war. »Ich würde mich selbst umbringen, um sie zurückzuholen. Und überhaupt« - ich grinste verlegen, hatte das Gefühl, dass ich ein bisschen zu emotional geworden war - »meinen Sie wirklich, dass ich mich mit Ihnen in diesem verlausten Motel unterhalten würde, wenn ich Bilder im Wert von sechzig Millionen gestohlen hätte?«
Ellie lächelte ebenfalls. »Vielleicht sind Sie schlauer, als Sie aussehen.«
Plötzlich wurde die Fernsehsendung durch einen Nachrichtenbeitrag unterbrochen. Eine wichtige Meldung … Ein Bericht über die heutige Entführung. Ich riss die Augen auf. Na, bitte, da haben wir’s wieder! Mein Gesicht auf dem Bildschirm. Mein Gott … und mein Name!
»Ned«, sprach mich Ellie Shurtleff an, als sie die Panik auf meinem Gesicht bemerkte, »Sie müssen mit mir kommen. Das ist die einzige Möglichkeit, dass wir das hier zu Ende bringen. Die einzige.«
»Ich glaube nicht.« Ich nahm die Waffe und packte Ellie am Arm. »Kommen Sie, wir verschwinden hier.«
33
Ich warf meine wenigen Sachen hinten in den Minivan. Ich hatte sogar einen Schraubenzieher gefunden, so dass ich die Nummernschilder von Massachusetts gegen die eines anderen Wagens aus Connecticut, der auf dem Parkplatz stand, tauschen konnte.
Und jetzt musste ich den Minivan auch noch loswerden. Mittlerweile würde die Polizei den 4Runner gefunden haben. Und ich musste Ellie Shurtleff entsorgen. Was ich aber auf keinen Fall tun konnte: mich stellen. Nicht, solange ich nicht herausgefunden hatte, wer uns reingelegt und meine Freunde getötet hatte. Nicht, bis ich diesen verdammten Gachet gefunden hatte.
Ich sprang in den Van und fuhr nervös in der Gegend herum. »Wo geht’s hin?«, fragte Ellie, die merkte, dass jetzt alles anders war.
»Keine Ahnung«, antwortete ich.
»Wenn Sie wollen, dass ich Ihnen helfe, Ned, müssen Sie zulassen, dass ich Sie mitnehme. Tun Sie nicht noch etwas Dümmeres als das, was Sie schon getan haben.«
»Ich glaube, dafür ist es zu spät«, meinte ich. Ich suchte nach einer Stelle, um sie aussteigen zu lassen.
Schließlich fand ich einen ruhigen Abschnitt auf der Route 138 zwischen einem Granitplatz und einem Gebrauchtwagenhändler. Ich bog von der Hauptstraße ab und hielt an einer Stelle, an der man uns nicht sehen konnte.
Ellie war beunruhigt. Das sah ich an ihrem Blick. Es war klar, dass wir nicht an den Ort gefahren waren, mit dem sie gerechnet hatte. Was würde ich jetzt also anstellen?
»Bitte, Ned«, drängte sie. »Machen Sie keine Dummheiten. Es gibt keine andere Möglichkeit.«
»Doch.« Ich schob den Schalthebel auf Parken und nickte, um zu sagen: Los, raus hier.
»Man wird Sie finden …« fuhr sie fort. »Heute. Morgen. Sie riskieren, dass man Sie tötet. Das meine ich ernst, Ned.«
»Alles, was ich gesagt habe, ist wahr, Ellie.« Ich blickte in ihre Augen. »Ich habe diese Dinge nicht getan, und die anderen Sachen auch nicht, die Ihnen vielleicht zu Ohren kommen werden. So, los jetzt. Raus hier.«
Ich entriegelte die Türen, beugte mich über Ellie hinüber und stieß die Tür auf.
»Sie machen einen Fehler«, sagte sie. »Tun Sie das nicht, Ned.«
»Nun, Sie haben meine Geschichte gehört. Ich mache seit Jahren Fehler.«
Man kann es verdrehtes Stockholm-Syndrom nennen, aber ich hatte Special Agent Ellie Shurtleff beinahe lieb gewonnen. Ich wusste, dass sie mir wirklich helfen wollte. Sie war vielleicht die letzte, die beste Chance, die ich hatte. Deswegen tat es mir Leid zu sehen, dass sie ging.
»Noch nicht einmal verknitterte Kleider, wie versprochen.« Ich lächelte. »Das müssen Sie Ihren Partnern unbedingt erzählen.«
Ellie sah mich mit einer Mischung aus Enttäuschung und Frust an, dann stieg sie aus.
»Beantworten Sie mir noch eine Frage«, bat ich.
»Und die wäre?« Sie blickte auf mich herab.
»Wie kommt’s, dass Sie keine Waffe am Fußknöchel tragen, wenn Sie im Einsatz sind?«
»In meiner Abteilung ist das nicht nötig«, antwortete sie.
»Was ist das für eine Abteilung?« Ich sah verwirrt zu ihr auf.
»Kunstraub. Ich war hinter den Bildern her,
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