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Die Palm-Beach-Verschwoerung

Titel: Die Palm-Beach-Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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mehr zurückzuhalten. Ich drehte meine Bierflasche in der Hand. »Ich habe da vielleicht eine Möglichkeit.«

62
    Jemand kann sich zwar als dein Freund ausgeben, aber so richtig weißt du nie, ob es stimmt. Das Leben hat mich gelehrt, dass es immer Grenzen gibt. Zum Beispiel, dass die Reichen für die Reichen Partei ergreifen, egal, welcher Partei sie angehören. Wie heißt es doch so schön - es gibt keine lebenslangen Freunde und keine lebenslangen Feinde, nur lebenslange Interessen. Und man weiß nie, welche Interessen das sind, bis man es auf die Probe stellt.
    Also nahm ich am nächsten Morgen den Anruf in Angriff. Ich kam mir vor wie ein Sechzehnjähriger, der zum ersten Mal ein Mädchen fragt, ob es mit ihm ausgehen will. Noch nie in meinem Leben war ich beim Wählen einer Nummer so nervös gewesen.
    »Ich bin’s, Neddie.« Mein Mund wurde trocken, als ich ihn antworten hörte.
    Aber darauf musste ich eine Weile warten. Ich dachte schon, ich hätte einen Fehler gemacht. Ich konnte uns alle in furchtbar viele Schwierigkeiten bringen.
    »Du hast den Schlauch ins tiefe Wasser fallen lassen - und das als Pool-Junge«, seufzte Sollie Roth schließlich.
    Ich lachte nicht. Er hatte es nicht darauf angelegt. Das war seine Art, wenn er todernst war.
    »Als ich weggefahren bin, hast du etwas gesagt, Sollie. Du hast gesagt, ein Mann rennt nicht mitten in der Nacht davon. Dass sich jedes noch so große Problem lösen lässt. Vielleicht hätte ich auf dich hören sollen. Heute weiß ich, wie die Lage ist. Ich muss aber wissen, ob du das immer noch so meinst, Sollie.«
    »Ich habe dich nicht verraten, wenn du das meinst. Ich habe gesagt, ich hätte geschlafen, als du abgehauen bist.«

    »Das weiß ich«, erwiderte ich leicht beschämt. »Danke.«
    »Du brauchst dich nicht zu bedanken«, meinte er nüchtern. »Ich kenne die Menschen. Und ich weiß, dass du diese Verbrechen nicht begangen hast.«
    Eine Sekunde lang nahm ich den Hörer von meinem Ohr und schluckte schwer. »Ich war’s wirklich nicht, Sollie. Das schwöre ich bei Gott. Aber ich brauche Hilfe, um das zu beweisen. Kann ich dir vertrauen?«
    »Auf eins kannst du vertrauen, Ned«, antwortete er. »Ich war auch schon genau dort, wo du jetzt bist, und ich habe gelernt, dass das Einzige, was dich davor bewahrt, den Rest deines Lebens im Gefängnis zu verbringen, deine Freunde sind. Hast du solche Freunde, Neddie-Boy?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete ich. Meine Lippen waren trocken. »Was für ein Freund bist du, Sollie?«
    Ich hörte ihn kichern. »In diesen Angelegenheiten«, begann er, machte aber eine Pause, »der allerbeste, mein Junge. Der allerbeste.«

63
    »Wen treffen wir denn hier?« Geoff lenkte sein Motorrad auf den Parkplatz gegenüber der St.-Edwards-Kirche und stellte den Motor aus.
    Das Green’s war eine Kombination aus Imbissstube und Apotheke auf der North County, eine verträumte Rückkehr in vergangene Zeiten. Als JFK Präsident war und er Palm Beach als Winterresidenz genutzt hatte, Kennedys Begleiter aus Washington nach einer durchzechten Nacht früh am Morgen die Messe in der St.-Edwards-Kirche besuchten und dann, immer noch im Smoking, auf einen Kaffee ins Green’s strömten, um sich von den Kellnerinnen freche Antworten anzuhören.
    Der Mann, den wir treffen wollten, saß auf einer Bank in der Ecke am Fenster. Er trug einen taubenblauen Pullover mit V-Ausschnitt und ein Golfhemd darunter, neben ihm lag ein Kangol-Hut. Sein dünnes, weißes Haar klebte an der Kopfhaut. Vor ihm lag ein aufgeschlagenes Wall Street Journal, auf seiner Nase klemmte eine Lesebrille. Er sah eher wie ein pensionierter Buchhalter aus, der seine Aktien überprüfte, als jemand, der mein Leben retten konnte.
    »Hast du dir so was wie einen Doppelgänger besorgt, der für dich einspringt, Kumpel?« Champ stieß mich mit dem Ellbogen an, während er den Raum mit Blicken absuchte, um zu raten, mit wem wir verabredet waren. »Deswegen hast du dich bei mir verkrochen. Weil ich mich auskenne.«
    »Ich habe dir doch gesagt, Champ: Vertraue mir.«
    Ich schlenderte zu dem Tisch hinüber. Der Mann, der dort saß, nahm einen Schluck von seinem Kaffee und faltete die Zeitung zu einem ordentlichen Viereck zusammen.
    »Du hast mich also nicht verraten«, begrüßte ich ihn mit einem dankbaren Lächeln.

    »Warum hätte ich das tun sollen?« Er blickte auf. »Du schuldest mir noch zweihundert Dollar vom Rommé.«
    Mein Grinsen wurde noch breiter. Seins auch. Ich reichte ihm die

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