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Die Palm-Beach-Verschwoerung

Titel: Die Palm-Beach-Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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der Tasche seines Pullovers. »Leider war sie eine Professionelle.«
    Es war eine Faxkopie eines Strafregisterauszugs. Aus Sydney in Australien. Ich schaute auf Tess’ Gesicht. Ihr rotes Haar war zurückgestrichen, ihr Blick nach unten gerichtet. Eine andere Frau. Als Name stand Marty Miller auf dem Blatt. Sie war mehrmals verhaftet worden, weil sie verschreibungspflichtige Medikamente verkauft hatte und in King’s Cross auf den Strich gegangen war.
    »Jesus Maria.« Ich blinzelte und ließ mich nach hinten sinken.
    »Sie war eine Edelnutte, Ned. Sie war aus Australien. Deswegen gab’s hier nichts über sie.«
    »New South Wales«, murmelte ich, als ich mich an unseren ersten Tag am Strand erinnerte.
    »Hmmpf«, schnaubte Geoff und nahm mir das Blatt aus der Hand. »Eine Australierin. Kein Wunder …«
    Eine Nutte. Bezahlt, um mit Dennis Stratton zu vögeln. Angeheuert, um einen Job zu erledigen. Mich packte die Wut. Die ganze Zeit über hatte ich gedacht, ich hätte sie eigentlich gar nicht verdient - und dabei war alles nur ein Schwindel gewesen.
    »Dann hat er sie also entlarvt.« Ich presste die Kiefer zusammen. »Und sie umbringen lassen.«
    »Für Stratton arbeiten Leute, die würden so ungefähr alles für ihn tun, Ned«, erklärte Sol.
    Ich nickte. Ich dachte daran, dass Ellie diesem Lawson gegenüber Zweifel gehegt hatte. Dem Polizisten aus Palm Beach,
der immer in Strattons Nähe zu sein schien. »Deswegen lässt sich die Polizei so viel Zeit. Man weiß dort, dass es eine Verbindung zwischen den beiden gab. Er hat die Polizei gekauft, stimmt’s?«
    »Wenn du ihn dir schnappen willst, Neddie«, erwiderte Sol und blickte mich ernst an, »mir gehört auch das eine oder andere.«
    Ich lächelte dankbar zurück und blickte wieder auf die Strafregisterkopie. Arme Tess. So ein hübsches Gesicht. Wahrscheinlich hatte auch sie gedacht, sie hätte eine Glückssträhne. Ich erinnerte mich an diesen schimmernden, hoffnungsvollen Ausdruck, den ich nicht deuten konnte. Und daran, dass sie das Gefühl gehabt hatte, ihr Glück würde sich ebenfalls wenden.
    Ich werde ihn schnappen, Tess, schwor ich und blickte auf ihr Bild. Dann ließ ich das Blatt auf den Tisch fallen. »Marty Miller«, sagte ich zu Sol mit einem Lächeln. »Ich kannte nicht einmal ihren Namen.«

65
    Dennis Stratton verließ sein Büro in einem der Finanzgebäude am Royal Palm Way um kurz nach fünf.
    Als sein Bentley Azure aus der Garage fuhr, startete ich den Motor meines schäbigen Impala.
    So ganz genau weiß ich nicht, warum ich den Drang hatte, ihm zu folgen, aber was Sollie mir erzählt hatte, machte mich richtig sauer. Ich hatte Stratton auf der Terrasse in Aktion mit Ellie gesehen. Ich denke, ich wollte aus erster Hand erfahren, was es mit diesem Arschloch auf sich hatte.
    An der Ampel bog Stratton ab und fuhr über die Brücke nach West Palm Beach. Ich folgte ein paar Wagenlängen hinter ihm. Er sprach eifrig in sein Telefon. Selbst wenn er mich sehen würde, dachte ich, würden bei ihm angesichts der alten Kiste, die ich fuhr, keine Alarmglocken läuten.
    Sein erster Halt war das Rachel’s auf der 45th Street, in dem man ein dickes Porterhousesteak serviert bekam und sich gleichzeitig auf der Bühne eine Stripshow anschauen konnte. Ein Rausschmeißer begrüßte Stratton wie einen alten Bekannten. Dieser ganze Standesdünkel mit seinem großen Haus und der geschmackvollen Kunst. Warum war ich nicht überrascht?
    Ich fuhr auf einen Parkplatz gegenüber vom Cracker Barrel und wartete. Nach fünfzig Minuten war ich drauf und dran, Feierabend zu machen. Vielleicht eine halbe Stunde später kam Stratton mit einem anderen Mann heraus: groß, rötliches Gesicht, weiße Haare, marineblauer Blazer und lindgrüne Hose. Einer dieser »Ich kann meine Wurzeln bis auf die Mayflower zurückverfolgen«-Typen. Die beiden quatschten und grinsten.
    Sie stiegen in den Bentley, öffneten das Verdeck und zündeten sich Zigarren an. Ich hielt mich hinter ihnen. Wenn Aristokraten
sich vergnügen! Sie fuhren am Flughafen vorbei nach Belvedere und bogen zur Hunderennbahn ab. VIP-Parkplatz.
    Es musste ein lahmer Tag gewesen sein, weil der Angestellte zwar höhnisch meinen fahrbaren Untersatz begutachtete, aber glücklich war, meinen Zwanziger einstecken und mir einen Clubausweis rüberreichen zu können. Stratton und sein Kumpel fuhren mit dem Fahrstuhl zu den teuren Plätzen hoch.
    Ich nahm einen Tisch auf der anderen Seite des von Glas umschlossenen Clubhauses.

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