Die Palm-Beach-Verschwoerung
links, und plötzlich fuhren wir die Worth Avenue entlang. Entgegen dem Verkehr. In die falsche Richtung!
71
Das war der reine Wahnsinn!
Im Zickzackkurs zwischen den entgegenkommenden Autos und Fußgängern hindurch. Touristen und andere Einkäufer auf den Bürgersteigen zeigten auf uns und reckten die Köpfe, als gehörten wir zu einer Art Show. Wir zwängten uns zwischen zwei Autos hindurch, und ich hoffte inständig, dass nicht irgendwo in der Nähe Polizeisirenen losheulen würden.
Wir wichen einem Mann aus, der seinen Geländewagen belud, dann streiften wir eine kleine antike Säule, die scheppernd auf dem Boden zerschlug. Au, Scheiße … Auf der Höhe der Philipps-Galerie blickte ich nach hinten. Wie durch ein Wunder hatte der Hummer die Kurve noch gekriegt und war immer noch hinter uns her. Er hupte wie verrückt, wenn irgendjemand seinen Weg blockierte. Es war, als würde der Fahrer Immunität genießen, falls man ihn schnappen würde.
»Champ, wir müssen hier weg«, sagte ich. »Runter von dieser Straße.«
Er nickte. »Das dachte ich auch grade.« Wir bogen scharf nach rechts und fädelten uns durch ein Tor zum Poincietta Country Club. Ich blickte nach hinten. Der Hummer hatte alle Verkehrshindernisse überwunden und folgte uns immer noch.
Champ ließ wieder das Gas aufheulen und legte einen Zahn zu. Wir fuhren Richtung Golfplatz. Durch die Hecke sah ich die Spieler auf einem Fairway. Der Hummer holte weiter auf.
Ich umklammerte Champs Hüfte. »Ich bin für Ideen offen.«
»Wie gut spielst du Golf, Kumpel?«
»Spiele ich was?«
»Festhalten!« Er riss die Ducati scharf nach rechts. Funken sprühten auf dem Asphalt, und Zweige peitschten über mein Gesicht, als wir durch eine Öffnung in der Hecke donnerten.
Plötzlich waren wir nicht mehr auf der Straße, sondern mitten auf einem perfekt gemähten Fairway.
Zehn Meter vor uns war ein armer Kerl gerade mit einem Fünfereisen dabei, seinen Ball auf das Grün zu schlagen.
»Entschuldigung, durchspielen!«, rief Champ, als er mit der Ducati vorbeipreschte. Zwei Golfspieler in einem Golfcart sahen uns zu, als würden sie den verrückten Alptraum eines anderen Menschen beobachten. Vielleicht taten sie das auch. »Dogleg ein Stück weiter rechts«, sagte Geoff. »Ich würde einen Fade spielen.«
Immer schneller überquerten wir das breite, smaragdgrüne Fairway. Die Golfer glotzten nur. »Champ, bist du wahnsinnig, Mann?«
Plötzlich schlüpften wir durch eine andere Hecke und befanden uns in einem Privatgarten. Hier gab es einen schönen Pool, eine Hütte und eine verblüffte Frau in Badeanzug zu bewundern, die auf einem Liegestuhl las.
»‘tschuldigung«, rief Geoff und winkte ihr zu, »falsche Ausfahrt. Einfach weitermachen.«
Die Frau griff sofort zum Handy. Ich wusste, dass in etwa zwei Minuten der Hummer unser geringstes Problem sein würde. Die gesamte Polizei von Palm Beach würde uns auf den Fersen sein. Wie sehr diese Szene auch an Slapstick erinnern mochte, dies verblasste schlagartig angesichts meiner ausgewachsenen Panikattacke.
Geduckt preschten wir durch eine andere Öffnung in der Hecke und landeten auf der South County Road. »Alles klar«, stellte Geoff mit einem Zwinkern fest. Der Hummer hatte keine Chance, uns zu folgen.
Das Problem war allerdings, dass die Insel Palm Beach parallel zum Festland verläuft, und wenn man vorhat, dem sicheren Tod zu entgehen, gibt es nur einige wenige Ausweichmöglichkeiten. Wir fuhren Richtung South Bridge. Ich wiegte uns schon in Sicherheit, sofern niemand per Funk die Brücke verständigte.
Wir kamen an ein paar Villen vorbei. Auch an der von Dennis Stratton. Langsam beruhigte ich mich.
Dann blickte ich hinter mich.
Oh, Mann!
Der Hummer hatte unsere Fährte wieder aufgenommen. Zusammen mit einem schwarzen Mercedes. Aber diesmal kam es noch schlimmer. Viel schlimmer. Ein Projektil zischte mit stechendem Pfeifen an meinem Ohr vorbei. Dann noch eins.
Diese Schweine schossen auf uns!
Ich klammerte mich noch fester an Champs Hüften. »Geoff, gib Gas!«
»Bin schon dabei, Kumpel!«
Die Ducati zuckte, als Champ in so was wie den Supergang zu schalten schien und wir fast abhoben.
Wir schossen an weiteren protzigen Villen vorbei. Der salzige Wind vom Meer peitschte gegen meine Augen. Der Tacho kletterte auf hundertvierzig, hundertsechzig, hundertachtzig … hundertneunzig. Wir hatten uns so weit nach vorne gebeugt, wie wir konnten. Gesicht auf dem Metall, Arsch in der Luft. Und schafften
Weitere Kostenlose Bücher