Die Palm-Beach-Verschwoerung
Fahren.
Dann stiegen zwei von Strattons Schlägertypen aus ihrem Wagen und gingen auf Ellie Shurtleff zu.
Eine Sekunde lang war er drauf und dran, zu seiner Waffe zu greifen. Wusste nicht, ob er sich einmischen sollte. Sie stritten miteinander, die Kerle wurden grob zu ihr, doch diese Shurtleff zückte ihre FBI-Marke und ließ sich nichts bieten. Die hatte echt Mumm, musste der Mann im Wagen zugeben. Das musste er ihr lassen.
Diesen Plan auszuhecken, um an Liz Stratton ranzukommen. Und sich mit einem Mordverdächtigen zusammenzutun.
»Mumm hat sie ja«, gluckste er, »aber nicht unbedingt Verstand.« Er bräuchte nur eins seiner Fotos dem FBI auf der anderen Straßenseite rüberzuschieben, was für Ellies Karriere nicht gerade förderlich wäre. Oder für den Rest ihres Lebens.
Strattons Männer wichen zurück. Die FBI-Marke zu zücken schien zu funktionieren, weil sie nach einigem Gedränge wieder in ihren Wagen stiegen. Sie fuhren mit dem Mercedes sehr nahe an Shurtleffs Wagen vorbei, dann preschten sie los. Er
nahm die Hand von seiner Waffe. Er war froh, dass er beschlossen hatte zu warten. Die Sache konnte ja noch besser kommen.
Vielleicht sollte er diese Fotos einfach weitergeben. Der Kerl war ein gesuchter Mörder. Diese Frau ging ein tierisches Risiko ein. Was wäre, wenn sie auch irgendwie in die Sache verwickelt war?
Er beobachtete das FBI-Mädel, das in seinen Wagen stieg und losfuhr. »Verstand? Nein«, sagte er sich wieder, steckte die Kamera weg und jonglierte mit dem Streichholzbriefchen.
Aber tierischen Mumm.
74
Gegen halb vier an diesem Nachmittag traf sich Ellie mit uns in Champs Werkstatt.
Ich war froh, dass mit ihr alles in Ordnung war, und umarmte sie. Ich merkte, dass sie sich an mich klammerte, dass sie sich auch um mich Sorgen gemacht hatte. Wir erzählten ihr von unserer Motorradjagd.
»Sie sind wahnsinnig.« Ellie blickte Geoff an und schüttelte den Kopf.
»Ich weiß nicht«, wehrte er mit einem Achselzucken ab, als würde er darüber nachdenken. »Ich habe schon oft gedacht, dass die Grenze zwischen Wahnsinn und völliger Unzurechnungsfähigkeit ziemlich verwischt ist. Jedenfalls fand ich es so viel besser, als uns mit diesen Typen im Hummer zu vergnügen. In Anbetracht der Umstände glaube ich sogar, dass die Sache ziemlich gut lief.«
Ich warf einen Blick auf die Uhr an der Wand. Es wurde langsam Zeit. In der nächsten Stunde oder so konnte sich viel für uns ergeben: Wir würden vielleicht herausfinden, wer Strattons Bilder gestohlen hatte, und ich könnte von den Morden entlastet werden. »Bist du bereit, zu Liz zu fahren? Und Dennis Stratton zu schnappen?«, fragte ich. Ellie schien ziemlich nervös zu sein - für ihre Verhältnisse jedenfalls.
»Ja«, antwortete sie. Mit ernstem Gesicht ergriff sie meinen Arm. »Nur damit wir uns verstehen: Das ist nicht das Einzige, was heute bei Stratton passiert.«
Sie öffnete ihre Jacke. Ein Paar Handschellen baumelte an ihrer Hüfte.
Mein Magen zog sich zusammen. Ich hatte mich in den letzten Tagen seltsam frei gefühlt, während ich den Verbrechen auf den Grund gegangen und vielleicht dem tatsächlichen Mörder
immer näher gekommen war. Ich hatte schon fast vergessen, dass Ellie beim FBI war.
»Wenn alles so läuft, wie wir hoffen«, fuhr sie mit einem Blick fort, aus dem wieder die Ermittlerin sprach, »wirst du dich stellen. Du erinnerst dich an die Abmachung?«
»Klar.« Ich blickte sie an und nickte, aber innerlich hatte ich das Gefühl zu sterben. »Ich erinnere mich an die Abmachung.«
75
Während wir über die Brücke nach Palm Beach fuhren, schwiegen wir. Mein Magen zwickte. Was auch immer bei Stratton passieren würde, ich wusste, dass meine Freiheit ein Ende hätte.
Die Stadt war gespenstisch ruhig für einen Donnerstag Mitte April. Es waren nur ein paar Touristen und Einkaufende auf der Worth Avenue unterwegs, die am Ende der Saison nach Schnäppchen suchten. Eine Matrone, trotz der Aprilwärme in einen Pelz gehüllt, stolzierte an der Ampel vor uns über die Straße, im Schlepptau einen Pudel. Ich blickte Ellie an. Wir mussten lächeln. Ich hielt mich an allem fest, was sich mir bot.
Wir bogen vom Ocean Boulevard auf Strattons Privatstraße ein. In diesem Moment merkte ich, dass hier etwas nicht stimmte.
Zwei Polizeiwagen mit eingeschalteten Blaulichtern versperrten die Straße. Andere parkten rund um Strattons Tor.
Zuerst dachte ich, dass der Empfang mir gelte. Ich hatte Angst. Dass Liz mich angeschmiert
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