Die Palm-Beach-Verschwoerung
konnten, war der, dass sie aus Australien kam. Sie hat dort als Nutte gearbeitet. Hier wurde sie für einen Job angeheuert. Stratton.«
Breen erwiderte Ellies Blick. »Und woher wissen Sie das?«
»Das ist nicht wichtig«, wehrte sie ab. »Sie können die Informationen nutzen. Wichtig ist aber, dass Dennis Stratton eine Affäre mit ihr hatte, was Ihre Abteilung weiß, sich aber einen Scheißdreck darum schert. Und dass er seine Frau aus Rache getötet und die ganze Sache ihr und diesem Leibwächter angehängt hat.«
»Sie getötet?« Breens Augen glänzten. »Als Rache wofür?«
»Als Rache für ihre Verschwörung mit Tess. Liz wollte ihn verlassen. Sie hat uns alles gestanden. Stratton hat es getan. Um Tess loszuwerden und von sich abzulenken.«
»Eine Sache kapiere ich noch nicht.« Breen nickte bedächtig. »Sie sagten, meine Abteilung wusste bereits von der Beziehung zwischen Tess und Stratton? Können Sie das erklären?«
»Dennis Stratton wurde im Brazilian Court mehrmals mit Tess zusammen gesehen. Ich habe ein Golftee bei ihm zu Hause gesehen, das genau zu dem passt, das am Tatort gefunden wurde. Ich habe sein Bild bei den Hotelmitarbeitern herumgezeigt. Das Police Department weiß das alles.« Breens leerer Gesichtsausdruck überraschte Ellie. »Das sollte Sie eigentlich nicht überraschen, Carl. Haben Sie diese Infos etwa nicht erhalten?«
»Meinen Sie, dass wir der Spur nicht nachgegangen wären, wenn wir davon gewusst hätten? Glauben Sie etwa, wir hätten uns Stratton nicht vorgeknöpft? Auch Lawson hätte sich ihm an die Fersen geheftet. Ich versichere Ihnen, er hasst diesen arroganten
Hurensohn genauso, wie Sie es tun.« Breen durchbohrte sie mit seinem Blick. »Wer war es, der Ihnen diese Informationen angeblich gegeben hat?«
Ellie antwortete nicht, blickte ihn ihrerseits verständnislos an. Ein ungutes Gefühl machte sich in ihrer Brust breit. Alles hatte sich geändert. Sie hatte den Eindruck, als würde sie rutschen, zuerst ganz langsam, dann immer schneller, ohne dass sie es wollte.
»Vergessen Sie es, Carl«, murmelte sie und ließ alles, was sie zu diesem Fall wusste, bis zum allerersten Moment zurückspulen.
Alles hatte sich gerade verändert.
86
Es war ein langer, ruhiger Flug zurück nach Florida. Agent Rodriguez und ich redeten kaum ein Wort miteinander. Ich hatte meinen Bruder beerdigt. Vielleicht hatte ich meinen Vater das letzte Mal gesehen. Und ich brachte auch etwas mit zurück. Etwas ziemlich Welterschütterndes.
Den Namen der Person, die meinen Bruder und meine engsten Freunde getötet hatte.
Als ich in Palm Beach die Fluggastbrücke herunterkam, wartete Ellie auf mich. Sie stand abseits der hibbeligen Menge, die ihre Familienangehörigen im sonnigen Florida in Empfang nehmen wollte. Ellie war noch im Dienst, vermutete ich, weil sie einen schwarzen Hosenanzug trug und ihr Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. Sie lächelte, als sie mich erblickte, doch sie sah aus, als hätte sie einen stressigen Tag hinter sich.
Hector Rodriguez bückte sich und nahm das Überwachungsgerät von meinem Fußgelenk. Er schüttelte mir die Hand und wünschte mir viel Glück. »Jetzt sind Sie wieder das Problem des FBI.«
Einen Moment lang standen Ellie und ich einfach nur da. Ich merkte, dass sie den Stress in meinen Augen zu deuten suchte. »Alles in Ordnung mit dir?«
»Alles in Ordnung«, log ich und blickte mich um, ob uns jemand beobachtete, bevor ich meine Arme um sie legte. »Ich habe Neuigkeiten.«
Sie rieb ihr Gesicht über meine Brust. Einen Moment lang wusste ich nicht, wer wen hielt. »Ich habe auch Neuigkeiten, Ned.«
»Ich weiß, wer Gachet ist, Ellie.«
Sie nickte, und ihre Augen wurden feucht. »Komm, ich fahre dich nach Hause.«
Ich hatte wohl erwartet, dass sie völlig verblüfft sein würde, als ich auf dem Weg zu Sollies Haus den Namen nannte, den ich von meinem Vater erfahren hatte. Doch sie nickte nur, als sie in den Okeechobee Boulevard einbog.
»Die Polizei von Palm Beach ist der Spur zu Stratton nie nachgegangen«, begann sie, als sie an die Seite fuhr und stehen blieb.
»Ich dachte, du hättest sie informiert!« Ich war etwas verwirrt.
»Das habe ich«, sagte Ellie. »Zumindest dachte ich das.«
Ich brauchte einen Moment, um zu verstehen, worauf sie hinauswollte.
Bis zu diesem Moment - die ganze Zeit über, während ich mich vor dem Gesetz versteckt und versucht hatte, meine Unschuld zu beweisen - war mir nie bewusst geworden, wie wütend
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