Die Palm-Beach-Verschwoerung

Stratton höhnisch auf. »Zeit für die große Verbeugung. So wird man sich an Sie erinnern.«
    Der Wind legte zu. Jetzt bekam ich es wirklich mit der Angst zu tun. Strattons Hubschrauber senkte sich in einem Kreis nach unten auf das Dach zu. Die Lichter von Palm Beach erstreckten sich vor mir.
    Stratton stand einen Meter hinter mir, seine Waffe auf meinen Rücken gerichtet. »Wie fühlt sich das an, Ned - zu wissen, dass Sie tot sein werden, während ich in Costa Rica Mai Tais trinke und mir diesen tollen Nichtauslieferungsvertrag durchlese? Scheint irgendwie ungerecht zu sein, oder?«
    »Zum Teufel mit Ihnen, Stratton.«
    Ich hörte das Klicken, das jeden erstarren ließ.
    Ich ballte meine Hände zu Fäusten. Nein! Die Freude würde
ich ihm nicht machen und hinunterspringen. Wenn er mich umbringen wollte, musste er schon den Abzug drücken. Wenn er dazu in der Lage war.
    »Na los, Neddie-Boy, seien Sie ein Mann.« Stratton kam näher. Das ohrenbetäubende Schlagen der Rotorblätter hallte von den Hotelmauern wider. »Falls es Ihnen ein Trost sein sollte, Ned«, zog er mich auf, »bei dem Einfluss, den ich habe, wäre ich vor Gericht sowieso davongekommen.«
    Er trat einen Schritt näher. Mach’s ihm nicht so leicht, Ned.
    Jetzt …!
    Ich wollte mich gerade herumdrehen und mit der Faust zuschlagen, als ich über den Hubschrauberlärm hinweg eine Stimme hörte.
    Ellie.
    »Stratton!«

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    Wir drehten uns beide um. Ellie war etwa sechs Meter entfernt, zum Teil vom blendenden Licht der Scheinwerfer unsichtbar gemacht. Sie hielt die Arme in Schießstellung nach vorne gestreckt.
    »Sie werden jetzt die Waffe weglegen, Stratton. Sofort. Dann möchte ich, dass Sie sich von Ned entfernen. Andernfalls werde ich Ihnen eine Kugel durch den Kopf jagen. So wahr mir Gott helfe.«
    Stratton reagierte nicht, er hielt immer noch die Waffe auf mich gerichtet. Schweiß lief an meinen Schläfen hinab.
    O Mann, ich blieb stocksteif stehen. Ich wusste, dass er mich töten wollte. Er brauchte mir nur einen Stoß zu verpassen, dann wäre ich sozusagen weg vom Fenster.
    Er warf einen Blick auf den Helikopter, der etwa zehn Meter über uns schwebte. Eine Seitentür wurde geöffnet und eine Strickleiter nach unten geworfen.
    »Ich werde nichts dergleichen tun«, rief er Ellie zu. Er packte mich hinten am Kragen und drückte die Waffe an meinen Kopf. »Sie werden kaum wollen, dass Ihr Freund böse abstürzt. Aber Sie sind ja sowieso nur Kunst-Agentin, Ellie. Ich bezweifle, dass Sie das Letzte Abendmahl treffen würden, wenn man es vor Ihrer Nase auf eine Scheunenwand projizierte.«
    »Ich habe gesagt, Sie sollen die Waffe weglegen, Stratton.«
    »Tut mir Leid, aber ich bin hier derjenige, der Befehle gibt.« Stratton schüttelte den Kopf. »Und wir beide werden uns jetzt auf den Weg zu dieser Leiter machen, weil es die einzige Möglichkeit ist, dass er am Leben bleibt. Und während das passiert, möchte ich, dass Sie gut aufpassen, Ellie - sehr gut -, dass aus dem Hubschrauber niemand auf Sie schießt.«

    »Ellie, zurück!«, rief ich.
    »Er geht nirgendwo hin«, rief sie. »Sobald du dich von ihm entfernst, egal aus welchem Grund, werde ich ihm das Gehirn wegpusten. Und, Stratton, nur damit Sie’s wissen - von wegen Kunstgeschichte und so: Ich würde auf dem Letzten Abendmahl aus dieser Entfernung das Auge eines Jüngers treffen.«
    Zum ersten Mal merkte ich, dass Stratton nervös wurde. Er blickte sich um, schätzte ein, wie er sich aus der Affäre ziehen konnte.
    »Hier lang, Ned«, bellte er in mein Ohr, die Waffe gegen meinen Schädel gepresst. »Und tun Sie nichts Dummes. Sie tun gut daran, wenn Sie dafür sorgen, dass ich die Leiter erreiche.«
    Wir traten ein paar Schritte zurück, balancierten auf dem Sims. Der Hubschrauber senkte sich mit ohrenbetäubendem Lärm ein Stück tiefer, bis die Leiter nur noch drei Meter über unseren Köpfen schwebte.
    Ich versuchte, in Ellies Augen zu lesen, zu was sie mich animieren wollte. Ich konnte versuchen, ihn zu rammen, damit Ellie mehr Platz hatte zu schießen. Aber wir befanden uns wirklich sehr nah am Abgrund.
    Stratton behielt die hin und her schwingende Leiter im Auge. Sie war fast in greifbarer Nähe.
    »Ellie«, sagte ich und blickte sie an. O Gott, dachte ich, ich hoffe, du verstehst, was ich vorhabe.
    Ich trat einen Schritt nach links, so dass sich auch Stratton bewegen musste. Plötzlich stand er im Strahl einer der mächtigen Scheinwerfer. Er griff nach der Leiter, die nur noch