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Die Palm-Beach-Verschwoerung

Titel: Die Palm-Beach-Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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um. Wo, zum Teufel, steckte er? Abdeckplanen, Lagerhütten und Satellitenschüsseln, alles im Schatten. Eiseskälte überkam mich bei dem Gefühl, hier oben völlig ungeschützt zu sein.
    Und wie auf Kommando prallte eine Kugel gleich über meinem Kopf von der Wand ab. Nur wenige Zentimeter hatten gefehlt.
    »Um was geht’s denn, Mr. Kelly? Um Rache? Ist sie süß?«
    Der nächste Schuss landete in der Mauer. Ich kniff in dem blendenden Licht die Augen zusammen, konnte ihn aber nirgends entdecken.
    »Sie hätten tun sollen, was Sie versprochen haben. Dann stünden wir beide besser da. Aber es geht um Ihren Bruder, stimmt’s? Das scheint ihr Kellys ja gemeinsam zu haben - euren dummen Stolz.«
    Ich duckte mich und versuchte, ihn ausfindig zu machen. Ein weiterer Schuss pfiff über mich hinweg und durchbohrte eine Plane.
    »Wir nähern uns dem Ende«, gackerte Stratton. »Es scheint, als hätten wir auch was gemeinsam, Ned. Komisch, dass sich unser Gespräch nie um sie dreht.«
    Mein Blut begann zu kochen. Tess.
    »Sie war ein geiles Stück. Also, Ihre Freunde und Ihr Bruder - das war eine rein geschäftliche Angelegenheit. Aber Tess … um sie tut’s mir Leid. Ihnen auch, wette ich. Na ja, aber sie war eben ein Flittchen.«

    Wenn er versuchte, mich zur Weißglut zu treiben, schaffte er es. Ich sprang aus meiner Deckung und gab zwei wütende Schüsse in die Richtung ab, aus der ich Strattons Stimme hörte. Ein Scheinwerfer zerbarst.
    Wieder ein Schuss von ihm. Brennender Schmerz bohrte sich in meine Schulter. Meine Hand zuckte zur Wunde, die Waffe glitt mir aus der Hand.
    »Meine Güte, Ned.« Stratton tauchte hinter einem Scheinwerfergestell auf. »Passen Sie bloß auf, Kumpel.«
    Ich bemerkte dieses hochnäsige Grinsen, das ich mittlerweile hasste wie die Pest. Ebenso wie seine Stirnglatze.
    Und dann hörte ich sie, ganz schwach und noch aus weiter Ferne - dumpfe Schläge. Sie kamen näher, wurden lauter.
    Am Himmel kamen Blinklichter ziemlich schnell auf uns zugeflogen. Ein Hubschrauber.
    »Wieder falsch gedacht, Mr. Kelly.« Stratton lächelte. »Hier kommt meine Mitfahrgelegenheit.«

109
    Ellie erklomm von der Küche aus die Treppe.
    Sie rannte in einen Kellner, der ihr entgegenkam und etwas über einen Kerl faselte, der einem Wahnsinnigen in den sechsten Stock hinterherjagte. Ned. Ellie wies ihn an, ihr die ersten Polizisten oder FBI-Agenten, die ihm über den Weg liefen, hinterherzuschicken. Im sechsten Stock begegnete ihr eine durchgedrehte Mitarbeiterin, die lautstark nach den Sicherheitskräften telefonierte. Sie sagte, dass zwei Männer mit Schusswaffen oben auf dem Dach seien!
    Ellie überprüfte noch einmal ihre Waffe und rannte zurück ins Treppenhaus.
    Was zum Teufel treibst du bloß, Ned?
    Ellie wischte sich Schweißperlen von der Wange. Vom Dach her hörte sie Stimmen, umklammerte die Waffe mit beiden Händen.
    Rasch hatte sie das Ende der Treppe erreicht und blickte hinaus. Scheinwerfer beleuchteten die Decke des Turms, unten erstreckten sich die Lichter von Palm Beach. Und jetzt? Sie wusste, dass Stratton und Ned draußen waren. Immer mit der Ruhe, Ellie, ermahnte sie sich. Das ist wie bei der Ausbildung. Halte dich aus der Schusslinie. Schätze die Situation ein und warte auf Verstärkung.
    Allerdings gab es in der Ausbildung keinen Kerl, den man vielleicht liebte und der alles vermasselte.
    Sie sagte sich, sie wüsste, wie man mit der Situation umging. Sie drehte den Türknauf und atmete tief ein.
    Dann hallte das Echo zweier Einschläge zwischen den Mauern auf dem Dach wider. Das änderte alles.
    Es wurde geschossen.

110
    Als der komplette Amateur, der ich war, hatte ich die Sache völlig verpatzt. Doch der Gedanke, dass Stratton nach dem Mord an Mickey, Dave und seiner eigenen Frau davonkam, setzte mir mehr als alles andere zu.
    »Seien Sie nicht so niedergeschlagen, Ned«, tröstete mich Stratton überschwänglich. »Wir gehen beide auf eine Reise. Leider wird Ihre ein bisschen kürzer sein.«
    Er warf einen Blick auf den Hubschrauber und winkte mich mit seiner Waffe über das Dach. Ich wollte nicht nachgeben, gönnte ihm nicht die Befriedigung, meine Angst zu sehen, aber ich wusste, dass meine einzige Chance darin bestand weiterzumachen. Das FBI war im Haus, also müsste bald jemand kommen. Ich bräuchte ihn nur noch eine Weile hinzuhalten.
    Nur ein schmaler Steinsims trennte uns von dem mehr als sechs Stockwerke unter uns liegenden Asphalt.
    »Kommen Sie schon, Mr. Kelly«, forderte mich

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