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Die Palm-Beach-Verschwoerung

Titel: Die Palm-Beach-Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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wenige Zentimeter entfernt war.
    »Ellie, jetzt!«
    Ich versetzte Stratton einen Stoß, er wirbelte mit ausgestreckter Waffe herum und wurde vom Scheinwerfer geblendet. Er schrie. »Ahhh …!«
    Ellie schoss! Ein orangefarbener Funke in der Nacht. Ein
dumpfer Schlag in Strattons Brust. Ja! Er stolperte rückwärts, wurde vom Aufprall nahe an den Rand gedrängt. Er blickte nach unten, wippte einen Moment vor und zurück. Doch irgendwie fing er sich wieder und streckte den Arm aus. Wie von alleine schien sich die Leiter auf ihn zuzubewegen, seine Finger umklammerten verzweifelt die unterste Sprosse.
    Der Hubschrauber bewegte sich nach oben.
    Nur kurz drohte Stratton abzustürzen, bis er wie durch ein Wunder die Kraft fand, sich festzuhalten. Und dann war auch sein Grinsen wieder da, als wollte er sagen: Siehst du Ned, ich hab’s dir doch gesagt, oder? Er hob seinen freien Arm. Ich war so gebannt von dem, was passiert war, dass ich kaum bemerkte, was in diesem Moment vorging.
    Er richtete seine Waffe auf mich. Das Schwein würde mich doch noch umbringen.
    Ein Schuss hallte durch die Nacht. Auf Strattons weißem Smokinghemd explodierte ein roter Fleck, seine Waffe entglitt ihm, dann rutschten seine Finger ab. Hektisch griff er nach der Leiter, fasste aber nur ins Leere.
    Er fiel, bis sein verzweifelter Schrei in der Dunkelheit erstarb. Ich gebe es nicht gerne zu, aber mir gefiel dieser Schrei tierisch gut.
    Ich trat an den Sims. Stratton lag auf der runden Parkfläche vor dem Hoteleingang auf dem Rücken. Gäste in Smoking und Angestellte in Hoteluniformen rannten zu ihm.
    Ich schaute mich nach Ellie um. Ich konnte nicht sagen, ob mit ihr alles in Ordnung war. Mit ausgestreckten Armen stand sie dort wie angewurzelt. »Ellie, mit dir alles okay?«
    Sie nickte ausdruckslos. »Ich habe noch nie jemanden getötet.«
    Als ich meinen unverletzten Arm um sie legte, sank sie langsam gegen meine Brust. Einen Moment lang blieben wir regungslos auf dem Dach des Breakers Hotel stehen, sagten kein Wort. Wir wiegten uns hin und her wie, oh, ich weiß nicht wie
… auf eine Art, die nur die wenigsten Menschen erleben, denke ich.
    »Du hast die Abmachung nicht eingehalten, Ned. Du Mistkerl.«
    »Ich weiß.« Ich hielt sie ganz fest. »Es tut mir Leid.«
    »Ich liebe dich«, sagte sie.
    »Ich liebe dich auch«, erwiderte ich.
    Wir wiegten einander noch eine Weile in der plötzlichen Stille. »Du wirst ins Gefängnis gehen, Ned«, sagte sie schließlich leise. »Unsere Abmachung steht.«
    Ich wischte eine Träne von ihrer Wange. »Ich weiß.«

Siebter Teil
    Dr. Gachet stellt sich vor

112
    Achtzehn Monate später …
    Das Tor des Bundesgefängnisses oben in Coleman summte und entließ mich als freien Mann in die Sonne Floridas.
    Alles, was ich dabeihatte, war meine Reisetasche mit meinen persönlichen Sachen und eine Computertasche über meiner Schulter. Ich trat hinaus auf den Platz vor dem Gefängnis und schirmte meine Augen ab. Und genau wie in einem Film wusste ich nicht genau, was ich tun sollte.
    Ich hatte die vergangenen sechzehn Monate - sechs Monate weniger wegen guter Führung - unter lockerer Aufsicht zusammen mit Steuersündern, Finanzbetrügern und drogenabhängigen Söhnen reicher Eltern verbracht. Nebenbei hatte ich es geschafft, den größten Batzen meines Master-Abschlusses in Sozialwissenschaft an der University of South Florida zu absolvieren. Es zeigte sich, dass ich Talent dazu hatte. Ich konnte dem Haufen Jugendlicher und gesemmschaftlicher Außenseiter um mich herum erzählen, welchen Weg ich gegangen war, und sie hörten mir sogar zu. Ich denke, die harte Schule des Lebens bringt so was mit sich, wenn man seine besten Freunde und seinen Bruder verliert und sechzehn Monate in einem Bundesgefängnis verbringt.
    Hm, aber was, verdammt, sollte ich jetzt anfangen? Wieder als Rettungsschwimmer arbeiten?
    Ich überflog die Gesichter der wenigen Wartenden. Im Augenblick wollte ich nur die Antwort auf eine Frage haben.
    War sie da?
    Am Anfang hatte mich Ellie regelmäßig besucht. Fast jeden Sonntag war sie hergekommen, hatte Bücher, DVDs und nette Briefchen mitgebracht und meinen Wochen einen Rhythmus gegeben. Coleman war nur ein paar Stunden Autofahrt von
Delray entfernt. Wir hatten einen Termin vereinbart: 19. September 2005. Der Tag meiner Entlassung. Heute.
    Sie hatte immer gewitzelt, dass sie mich mit einem Minivan abholen würde, so einem, mit dem wir an dem Tag gefahren waren, als wir uns kennen gelernt hatten.

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