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Die Pan-Trilogie, Band 1: Das geheime Vermächtnis des Pan (German Edition)

Die Pan-Trilogie, Band 1: Das geheime Vermächtnis des Pan (German Edition)

Titel: Die Pan-Trilogie, Band 1: Das geheime Vermächtnis des Pan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Regnier
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Hatty mich wieder an. »Meine Schöne, was weißt du über diese Männer?«
    Ich war perplex. »Ich? Wieso ich?«
    »Du kennst sie doch, nicht wahr?«
    Ich?
    »Das ist unmöglich«, sagte jetzt auch Lee.
    Hattys kleine, schwarze Äuglein musterten mein Gesicht, als sähe sie durch mich hindurch. »Nein, nein. Sie hat sie schon einmal gesehen. Denk nach, Hübsche, denk nach.«
    Ich überlegte fieberhaft, wo ich zwischen U-Bahnen, Hochhäusern und Westminster gehörnte Männer gesehen haben könnte. Und dann fiel es mir wieder ein. Erschrocken sah ich zu Lee und er las in meinen Augen den Traum, den ich vor einiger Zeit gehabt hatte.
    »Sachsen«, murmelte Lee. »Es sind Sachsen. Sie sind im Frankenland.«
    Hatty wurde bleich und bekreuzigte sich. »Gott schütze uns. König Pippin muss ohne Umschweife darüber informiert werden. Er weiß sie zu bekämpfen.«
    Lee erhob sich und ich folgte ihm.
    »Keine Sorge, Hatty, wir machen uns sofort auf den Weg. Danke für deine Hilfe,« sagte er.
    Hatty sah ihn an und dann ergriff sie seine Hand. Sie zuckte zusammen. Hatte sie etwa ebenfalls einen leichten Stromschlag gespürt?
    Ihre Augen waren geweitet, als sie zu Lee aufsah. Dann lächelte sie dümmlich. »Ich wollte schon immer mal einen von euch sehen. Die Geschichten sind wahr. Ihr seid überirdisch schön.«
    Verlegen entwand Lee seine Hand ihren schmutzigen Fingern mit den schwarzen Nägeln, dann nahm er meine Hand (ich zuckte ebenfalls leicht zusammen) und wir gingen davon.
    Zumindest gingen wir in Menschengeschwindigkeit, bis wir das Dorf hinter uns gelassen hatten und außer Sichtweite waren, dann nahm Lee mich wie eine Braut auf seine Arme und wir rauschten einige Minuten lang durch die gefrorene Landschaft. Erst als Lee mit seinen scharfen Elfenaugen Menschen vor uns auf der Straße ausmachte, verlangsamte er das Tempo und ließ mich herunter.
    Wir marschierten noch über eine Stunde, dann kamen wir zu einer Siedlung. Diesmal war es eine Stadt, umfriedet von einem hohen Palisadenzaun, der mir aus Asterix-Heften bekannt vorkam, und davor befanden sich bereits einige Hütten und Stände. Hinter dem Palisadenzaun standen grobgehauene Hütten mit angrenzenden Ställen oder kleinen Verschlägen. Manchmal hörte ich aus einer Hütte ein Muhen oder Mähen.
    »Wenn Pippin König ist und die Sachsen noch ein Problem darstellen, sind wir in Deutschland«, erklärte Lee, als wir uns der befestigten Siedlung näherten.
    Deutschland im achten Jahrhundert.

AM KÖNIGSHOF

    Die Straßen wurden enger, die Häuser standen dichter. Kleinere Verschläge und offene Türen, die Einblick ins Innere der Häuser gewährten. In den aufgeklappten Fensterläden lagen Waren ausgestellt. Wir gingen weiter. Die Häuser änderten sich: Sie waren nicht mehr nur aus Holz, sondern teilweise mit Steinfundamenten errichtet und standen jetzt beinahe Wand an Wand. Es ging bergauf und man konnte deutlich erkennen, dass wir uns auf der Hauptstraße befanden, denn alle anderen Gassen waren merklich schmaler.
    Lee blieb an einem der aufgeklappten Fensterläden stehen und sprach die Frau dahinter an. Sie musterte uns neugierig. Ich versuchte ihr Alter zu schätzen. Dreißig? Vierzig? Schwer zu sagen unter diesen Hauben, ohne Makeup und mit zusammengewachsenen Augenbrauen. Ein Kleinkind schrie hinter ihr und sie entschuldigte sich mit einem Lächeln, das zwei faule Zahnstummel offenbarte. Lee warf ihr eine Münze zu, die sie geschickt in der Luft fing, und nahm zwei der ausgelegten schrumpeligen Äpfel. Er reichte mir einen.
    Ich merkte wie hungrig ich war und biss hinein. In keinem Supermarkt in ganz London wäre dieser Apfel verkauft worden. Viel wahrscheinlicher wäre er wegen seiner runzeligen Haut und den drei dunklen Augen schon von vorneherein ausgemustert worden. Aber mir erschien er auf einmal überaus köstlich und saftig.
    »Wir sind in Aachen«, erklärte Lee und biss in seinen Apfel.
    »Wo liegt Aachen?«, fragte ich erschrocken. »Ich meine, doch nicht Aachen in Deutschland, oder? Du meinst doch bestimmt irgendein Aachen in Shropshire.«
    Lee lachte. »Keineswegs. Aachen im Frankenland, um genau zu sein. Aber ja, später gehört es zu Deutschland.«
    Ich erstickte beinahe an meinem Apfelstück.
    Lee klopfte mir munter auf den Rücken. »Na komm schon, Schneewittchen. Du hast uns ins achte Jahrhundert befördert, da spielt es doch keine Rolle, in welchem Land wir uns befinden.«
    So gesehen hatte er recht. Und wahrscheinlich war Aachen sicherer

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