Die Pan-Trilogie, Band 1: Das geheime Vermächtnis des Pan (German Edition)
sie, wir sind Barden und bringen neue Nachrichten.«
Puh, ich war erleichtert. Einerseits. Ich sah zumindest nicht lächerlich aus. Andererseits sahen die Menschen hier auch nicht gerade vertrauenswürdig aus. Gerade eben grinste mich einer breit an und entblößte seine vier fehlenden Schneidezähne. Ich merkte, wie ich näher an Lee heranrückte.
»Was tun wir hier genau?«, raunte ich aus einem Mundwinkel.
»Das weiß ich auch nicht«, raunte er in gleicher Manier zurück.
»Und wie kommen wir hier wieder raus?« Ich hörte, wie meine Stimme langsam panisch wurde. Nicht nur meine Stimme, aber sie machte es deutlich.
»Sobald wir erledigt haben, weshalb wir hier sind.«
Wie bitte? Entsetzt blieb ich stehen und hielt ihn am Arm fest.
»Heißt das, wir hängen eventuell die nächsten paar Monate hier fest? Oder gar Jahre?«
Lee seufzte und tätschelte beruhigend meine Hand. »In der Regel dauert es höchstens vierzehn Tage. Es hängt meistens von einem Kontakt ab, oder wann genau man in der Zeit gelandet ist. Allerdings besteht diesmal ein entscheidender Unterschied und ich kann keine genauen Angaben machen.«
»Was für ein Unterschied?«, fragte ich prompt.
Er sah mich an und lächelte leicht.
Oh. Klar. Ich war der Unterschied. Er war noch nie zuvor mit jemand anderem auf einer Mission gewesen.
»Ich bin noch nie mit einem Menschen auf Mission gewesen«, korrigierte er sanft, meine Gedanken wieder verfolgend. »Alles klar, Felicity?«
»Ich verstehe jetzt langsam, warum Erwachsene manchmal Alkohol trinken. Ich könnte gut einen Whisky gebrauchen.«
»Den gibt es sogar schon. Sobald wir an ein Kloster kommen, frage ich für dich.«
»Kloster?«
»Fay, in diesem Jahrhundert sind die Menschen noch römisch-katholisch. In Irland werden gerade die berühmten Bücher geschrieben und bemalt.«
Jetzt wusste ich, dass es ein Traum war. Wahrscheinlich hatte ich Carls Angebot angenommen und mich dem billigen Fusel hingegeben, den er und Philip so begeistert getrunken hatten. Wenn ich gleich aufwachte, läge ich unter dem Weihnachtsbaum, Anna würde mich lynchen und mir wäre totschlecht. Meine Hand war nur aufgeschrabbt, weil ich in eine Christbaumkugel gefallen war. Und der Gestank war mit Sicherheit der angebrannte Braten. Genau. Das war es. Angebrannter Geruch.
Lee kicherte neben mir. »Komm schon, Träumerin. Ich glaube, ich sehe da vorn was, wo wir uns melden können.«
Ich sah nichts, außer einer etwas größeren Hütte, auf einem Hügel am Ende der Ortschaft. Davor hingen hellbraune Felle, gespannt auf einem rechteckigen Gestell. Daneben war ein Lagerfeuer, auf dem weiße Stöcke brannten. Als ich genauer hinsah, erkannte ich, dass es Knochen waren an denen noch etwas Fleisch hing.
Das
war der angebrannte Geruch. Ich stöhnte.
Aus dem Haus kam ein Echo. Allerdings stöhnte da drin jemand noch viel lauter. Erschrocken sah ich Lee an. In diesem Moment trat eine Frau aus dem Haus und kippte eine Schüssel blutiges Wasser direkt vor unsere Füße. Reflexartig machten wir beide einen Sprung zurück. Erst jetzt bemerkte sie uns.
»Oh. Tut mir leid. Das war das Fruchtwasser. Bin gleich fertig. Setzt euch doch da hinten hin. Ich komme gleich zu euch.« Sie deutete auf einen Tisch mit Bank, die im Schutz eines aufgespannten Fells standen, durch das der Zugwind abgehalten wurde.
Lee nahm meine Hand und zog mich dorthin. Die Frau war wieder verschwunden.
»Und was jetzt?«, fragte ich, als wir saßen. Igitt, das Fell stank wie faulendes Fleisch. Der Beruf eines Pathologen wäre nichts für mich.
Lee warf einen Blick in den Krug und die Becher vor uns und stellte dann alles wieder zurück. »Wir haben jetzt ein wenig Zeit zum Reden. Unsere Verfolger sind weit genug weg und werden uns hier in dieser Aufmachung nicht so schnell finden.«
»Weshalb suchen sie uns überhaupt? Wer konnte wissen, dass wir hier landen?«
»Das ist eine gute Frage. Vielleicht kamen wir ihnen auch nur in die Quere. Ich konnte ihre Sprache nicht ganz verstehen. Das war irgend so ein gallo-fränkischer Akzent.«
»Und warum verstehen wir dann die Leute hier? Ich meine, im Mittelalter sprach man doch ganz anders.«
»Genau deshalb mussten wir uns vor den anderen in Acht nehmen. Wir verstehen die Sprache derer, denen wir helfen. So was wie Murphys Gesetz.«
Ich starrte ihn an, dann kicherte ich. »Murphys Gesetz? Woher bitte, kennst du Murphys Gesetz?«
»Was glaubst du, wie lange ich schon in eurer Welt lebe? Ich kenne bestimmt
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