Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pan-Trilogie, Band 1: Das geheime Vermächtnis des Pan (German Edition)

Die Pan-Trilogie, Band 1: Das geheime Vermächtnis des Pan (German Edition)

Titel: Die Pan-Trilogie, Band 1: Das geheime Vermächtnis des Pan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Regnier
Vom Netzwerk:
als England zu jener Zeit. Ohne die ganzen Angriffe von Sachsen und Wikingern. Trotzdem konnte ich es nicht ganz so locker sehen wie Lee. Für ihn schien alles ein großes Abenteuer. Nun ja, er war Zeitagent. »Zumindest findest du hier keine Frauen, die du bezirzen kannst«, überlegte ich laut.
    Er verschluckte sich seinerseits an einem Apfelstück. »Wie bitte?«
    »Ich könnte mir vorstellen, dass du hier Schwierigkeiten hast, Frauen rumzukriegen. Sie dürften wenig nach deinem Geschmack sein.«
    Ich merkte Lees stechenden Blick auf mir. Schnell schaute ich weg, ehe er merkte, wie gern ich ihn aufzog. »Nehmen wir die Holde, die dir die Äpfel verkauft hat. Wie alt war sie? Fünfunddreißig? Vierzig? Ich konnte sie überhaupt nicht einschätzen. Sie schien von dir sehr angetan. Du dagegen …«
    »Ich dagegen?", hakte er nach.
    »Ich sehe genau, wenn du dich zu einer Frau hingezogen fühlst. Du warst es nicht.«
    »Ich war äußerst charmant«, widersprach er heftig.
    »Das hat nichts damit zu tun, dass du sie nicht attraktiv fandest. Wie alt war sie? So alt wie meine Mutter?«
    »Sie war zwanzig.«
    Jetzt sah ich ihn an. Nein, ich starrte ihn an. »Zwanzig?«, wiederholte ich fassungslos.
    »Nach drei Schwangerschaften und ohne Oil of Olaz oder Zahnpasta sieht man so aus.«
    Drei Schwangerschaften? Mit zwanzig? O Gott!
    Lee hatte wieder die Oberhand über unsere Geplänkel und lächelte herablassend. »Keine Sorge, ich versuche unseren Auftrag zu erledigen, bevor du dir auch einen Mann suchen musst, um zu überleben.«
    »Oder du dich bemüßigt fühlst, deinen Körper zu verkaufen und nicht nur deinen Charme«, entgegnete ich spitz.
    Er grinste breit, nicht im Mindesten getroffen.
    Es machte einfach keinen Spaß mit ihm zu streiten. Er gewann immer. »Ehe du in die Verlegenheit kommst und schon heute damit anfangen musst, hast du eine Idee, wo wir übernachten? Oder was wir als nächstes tun?«
    »König Pippin weilt zurzeit hier. Angeblich hat er immer ein offenes Haus.«
    »Was heißt das?«, fragte ich und aß den Apfel restlos auf.
    »Wir können bei ihm übernachten.«
    Ich war beeindruckt. Übernachten bei einem König. Wahnsinn! Ich bezweifelte, dass Queen Elizabeth, egal ob erste oder zweite, uns einfach so aufgenommen hätte.
    Vier Stunden später bezweifelte ich, ob es wirklich eine Ehre war bei einem König zu übernachten. Zumindest in diesem Jahrhundert. Wir saßen in einer großen Halle eingepfercht zwischen etlichen anderen - dem Geruch nach ungewaschenen Männern und Frauen. Schweiß, Dung, Qualm, und dazwischen der verlockende Duft von gebratenem Fleisch. Hunde rannten zwischen den Bänken und unter den Tischen umher, wühlten nach Abfällen im auf dem Boden liegenden Stroh oder bettelten die Speisenden an.
    Ich saß am äußersten Tischende. Lee hatte mein entsetztes Gesicht richtig gedeutet, ohne meine Gedanken dafür lesen zu müssen. Er hatte dafür gesorgt, dass ich an einer Wand sitzen konnte, so dass ich nur das Geschmatze und die ungehobelten Tischmanieren der Menschen mir gegenüber ertragen musste. Lee seinerseits passte sich ziemlich gut an. Er aß wie alle anderen ungeniert mit den Fingern, vermied aber zu meiner Erleichterung das Rülpsen, Schmatzen und Kauen mit offenem Mund. Neben mir hatte sich eine Dogge niedergelassen, die jeden meiner Bissen mit Argusaugen verfolgte.
    Das Essen an sich war dürftig gewesen (da hätte man bei unserer Liz bestimmt was Besseres geboten bekommen): eine fade Suppe, trockenes Brot (in meinem steckte außerdem ein kleiner Stein), Hirsebrei und Linsen mit Speck. Nichts von dem Braten, dessen Duft herüberwehte. An der Quertafel auf der Empore, wo der König mit Familie und seinen Oberen saß, wurden ganz andere Speisen serviert. Dort gab es Reh- und Wildschweinbraten, gedünstetes Gemüse, weiße Brötchen. Der kleine Junge weiter rechts aß sieben Brötchen. Seine blonden Haare wirkten irgendwie vertraut. Da es ihm niemand verwehrte, ging ich davon aus, dass es sich um den Sohn des Königs handelte.
    Als das Essen vorbei war und der König mit seinem Gefolge verschwunden war, wurden kurzerhand alle Tische und Bänke an den Rand der Halle gestellt, die meisten Fackeln gelöscht und in der Mitte auf dem dreckigen Stroh – zwischen den Hunden! – machten es sich all die Leute gemütlich, die an den unteren Tischen wie wir gegessen hatten.
    Lee besorgte uns einen Platz in der Nähe des Feuers. Hier war es zwar stickiger, aber dafür war der Boden

Weitere Kostenlose Bücher