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Die Pan-Trilogie, Band 1: Das geheime Vermächtnis des Pan (German Edition)

Die Pan-Trilogie, Band 1: Das geheime Vermächtnis des Pan (German Edition)

Titel: Die Pan-Trilogie, Band 1: Das geheime Vermächtnis des Pan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Regnier
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oder Musik. Hier schrie nur ein Käuzchen und es raschelte aus der Richtung, wo die Ställe liegen sollten. Katzen? Hoffentlich, denn für Mäuse war es zu laut. An was anderes wagte ich nicht zu denken. Zum Beispiel an die riesige Dogge. Hoffentlich wusste sie noch, wer den Speck mit ihr geteilt hatte.
    Ich erreichte die Ställe. Die Latrine läge daneben, hatte Lee behauptet. Aber im Stall wisperte es. Da war jemand. Anscheinend ließ der Wachmann öfter Liebespärchen zu einem Stelldichein aus der Halle. Aber das Wispern und Stöhnen klang anders als das, was vorhin in der Halle zu hören gewesen war. Es klang eher, als würde sich jemand wehren.
    Ohne zu überlegen, riss ich die Stalltür auf. Doch ehe ich etwas erkennen konnte, spürte ich einen Schlag gegen meinen Kopf und mir wurde schwarz vor Augen.

DIE ENTFÜHRUNG

    Um mich herum war alles schwarz. Ich konnte nicht einmal sagen, ob ich träumte, und wenn ja, was. Hin und wieder hörte ich ein Klappern. Manchmal sprach jemand. Einmal glaubte ich jemanden weinen zu hören. Aber das konnte ich nicht wirklich sagen, denn sobald ich dachte, ich müsse die Augen öffnen, empfing mich wieder die Schwärze. Doch dann machte sich ein anderes Gefühl breit, das mich endgültig aus den Tiefen des Traums zog. Meine Blase machte sich höchst unangenehm bemerkbar.
    Wer hätte gedacht, dass es so anstrengend sein könnte, die eigenen Augen zu öffnen? Langsam überkam mich Panik und ich zwang mich zu blinzeln. Es war genauso mühsam wie damals, als ich meine ersten drei Runden durch den Hyde Park gejoggt war.
    Alles war verschwommen. Ich blinzelte wieder. Langsam klärte sich das Bild und eine andere Empfindung machte sich breit: Ich hatte tierische Kopfschmerzen. Nicht diese kleinen Nadelstiche, die man schon mal hat, wenn man zu lange am PC saß. Auch nicht der kleine Mann, der mit einem Hämmerchen gegen irgendwelche Gehirnwindungen schlägt. Mein Kopf fühlte sich vielmehr an, als wäre er in einen Motorradhelm gequetscht, der vier Nummern zu klein und ungefüttert ist. Das waren die schlimmsten Schmerzen, die ich je gefühlt hatte. Und sie schlugen mir augenblicklich auf den Magen. Ich konnte gerade noch den Kopf drehen, ehe ich mich übergab.
    »O Gott, Carl, was war in der Weihnachtsbowle?«, stöhnte ich und rollte mich zurück auf den Rücken. Einen solchen Kater hatte ich noch nie. Nicht einmal als Phyllis, Nicole und ich versucht hatten, Cocktails zu mixen. Mein Kopf fühlte sich an, als wäre eine Abrissbirne dagegen geknallt. Ich hatte Schwierigkeiten die Augen zu öffnen. Anna würde mich umbringen. Nein, ich würde Carl umbringen. Dieser Gedanke gefiel mir wesentlich besser.
    »Ist Karl der Blonde, der beim Abendessen neben dir saß?«
    Die Stimme kannte ich nicht. Ich musste meine Lider einige Male öffnen und schließen, ehe sich das Bild vor meinen Augen fokussierte. Von wegen Annas Wohnzimmer und Weihnachtsbaum. Ich lag in einem Verschlag und mir gegenüber saß ein Junge. Genau genommen der Junge, der beim Abendessen sieben weiße Brötchen verdrückt hatte. Sofort fiel mir wieder ein, was geschehen war. Heiligabend bei Anna schien Lichtjahre entfernt zu sein.
    »Heißt dein Freund auch Karl?«, wiederholte der Junge seine Frage und versuchte ein wenig Abstand zu meinem Erbrochenen zu gewinnen.
    Jetzt, wo ich ihn richtig erkennen konnte, wollte ich gar nicht mehr wegsehen.
    »Du hast eine ganz schöne Beule an der Stirn«, sagte er nun.
    Er hatte markante, von dichten Wimpern eingefasste blaue Augen, mittellanges, blondes Haar, das von einem gewebten Band um die Stirn zurückgehalten wurde, und trug ein saphirblaues Gewand mit Pelzbesatz an Armen und Kragen. Er war der Junge aus meinen Träumen! Alles brach wieder über mich herein: der Zeitsprung, unsere Flucht durch den Wald, die antike Stadt, der Königshof, Lee …
Lee!
    »Scheiße!«, rutschte es aus mir raus.
    »Nein. Kotze«, sagte der Junge und sah mich an, als hätte ich nicht alle Tassen im Schrank. »Bist du nicht ganz dicht oder redest du so komisches Zeug wegen des Schlags auf den Kopf.«
    Schlag auf den Kopf? Was für ein Schlag auf welchen Kopf?
    Ich blinzelte wieder ein paarmal und betrachtete meine Umgebung. Ich war in einer Art Verschlag. Eine größere Kiste. Ein Sarg? Ein Sarg, der getragen wurde, denn es ruckelte in diesem Moment jäh. Das erinnerte mich an etwas Anderes: Hatte ich nicht aufs Klo gewollt? Ziemlich dringend sogar.
    »Anhalten! Hier sind Leute drin! Wir leben noch!«

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