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Die Pan-Trilogie, Band 1: Das geheime Vermächtnis des Pan (German Edition)

Die Pan-Trilogie, Band 1: Das geheime Vermächtnis des Pan (German Edition)

Titel: Die Pan-Trilogie, Band 1: Das geheime Vermächtnis des Pan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Regnier
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Bemüht meinem Erbrochenen auszuweichen setzte ich mich umständlich auf und hämmerte gegen die Wand. »He, hört ihr mich?« Meine Güte, jede Bewegung schmerzte und zog den Helm um meinen Kopf noch strammer.
    »Hör auf damit!«, fauchte der Junge. »Die haben uns entführt. Es ist besser so wenig Aufmerksamkeit wie möglich zu erregen.«
    »Ich habe im Moment ein dringenderes Problem«, sagte ich und schlug erneut meine Hand gegen die Bretter. »Haltet sofort an!«
    Die Kiste hielt mit einem Ruck und ich rutschte mit meinem Ärmel ins Erbrochene. Aber ehe ich ihn abwischen konnte, wurde die Klappe hinter mir aufgeschlagen und jemand packte mich von hinten. Unsanft wurde ich aus der Kiste gezogen.
    »He, langsam!«, protestierte ich wütend. Die Schmerzen in meinem Kopf waren so heftig, ich fühlte meine Beine wegknicken. Aber ich durfte keinesfalls ohnmächtig werden. Dann würde ich mir in die Hose machen. Ich krallte mich also mit aller Kraft an meinem Angreifer fest und streifte dabei meinen beschmutzten Ärmel an seinem Rock ab.
    »Uäh!«, machte er und ließ mich los. Ich strauchelte und torkelte sofort auf die Bäume am Wegesrand zu.
    Sofort hielt mich ein anderer fest und pflaumte mich in einer fremden Sprache an. Wenn ich nicht gleich in die Büsche kam, würde ich mich schrecklich blamieren. »Ich muss mal!«, rief ich verzweifelt und kniff meine Beine zusammen.
    Endlich schienen sie zu verstehen. Sie lachten und der Mann, der mich hielt, schubste mich auf die Büsche zu.
    Ich stolperte in Richtung des Gebüschs. Ich wusste nicht, wie lange ich bewusstlos gewesen war, aber mittlerweile war es richtig kalt geworden und es hatte geschneit. Nicht so zart wie der Puderzuckerbelag bei unserer Ankunft. Mit meinen weichen Lederschuhen versank ich knöcheltief im Schnee. Hinter mir lachten die Männer laut. Mir war mittlerweile alles egal. Sollten sie lachen. Männer hatten es beneidenswert einfach. Zumindest in dieser Hinsicht.
    Während ich mich erleichterte, klärten sich meine Gedanken. Ich befand mich mitten in einem winterlichen Wald, in der Gewalt fremder Männer, eintausenddreihundert Jahre und ungefähr vierhundertfünfzig Meilen von London entfernt. Sollte ich mich selbst umbringen oder warten, bis die Männer das erledigten?
    Wie könnte Lee mich hier finden? Der Schnee hatte sicher sämtliche Spuren beseitigt. Und selbst wenn er mich fand, was dann? Oder würde ich vielleicht, wenn ich mich selbst umbrachte, automatisch wieder im einundzwanzigsten Jahrhundert in London landen? Ähnlich wie bei Und täglich grüßt das Murmeltier ? Vielleicht würde ich auch einfach in meinem Bett aufwachen und alles entpuppte sich als böser Traum?
    Die Männer riefen nach mir.
    »Ich komme!«, brüllte ich ungehalten und überlegte fieberhaft, was ich tun sollte. Was konnte ich als Zeichen zurücklassen? Ich besaß keinen Stift und kein Papier. Doch! Besaß ich wohl … Die Klamotten, die Mildred mir gegeben hatte, waren so weit gewesen, dass ich meine eigenen Sachen drunter anlassen konnte. Ich nestelte also meinen Büstenhalter unter dem Umhang los und ließ das fliederfarbene Dessous in den Schnee fallen. So was würde Lee bestimmt nicht übersehen.
    Als ich zurückging, sah ich unsere Entführer zum ersten Mal von Angesicht zu Angesicht: Es waren sieben Männer. Sie wirkten ziemlich furchteinflößend. Alle trugen schwere Tuniken mit Dolchen und Knüppeln an den Gürteln. Ihre Haare waren mit Lederkappen à la Jabberwocky bedeckt und sie hatten lange buschige Bärte, wie man sie in London häufiger an Obdachlosen sah, die deswegen immer recht unheimlich wirkten. Nun ja, vielleicht auch wegen der Krümel, die sich in ihren Bärten befanden. Der Junge bot mit seinen feinen Kleidern und der Goldfibel am Umhang einen extremen Kontrast. Er stand neben dem Karren, der wirklich nicht viel größer als ein Sarg war.
    Aber die sieben Männer hier wirkten nicht nur unheimlich. Sie wirkten regelrecht beängstigend. Wie hatte ich Lee je für furchteinflößend halten können, mit seinem Geknurre und dem Dolch? Mit seiner strahlenden Schönheit, den gepflegten, wenn auch wuscheligen Haaren und dem glatt rasierten Gesicht? In ihm würde ich künftig höchstens einen Racheengel sehen. Das hier waren Dämonen. Schwarz, bärtig, bösartig. Die Vorreiter der beängstigenden Wasserspeier an den künftigen Kathedralen.
    Sie sahen mir alle aufmerksam entgegen. Ich schluckte. Einer von ihnen, er war schlank und drahtig, packte

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