Die Pan-Trilogie, Band 1: Das geheime Vermächtnis des Pan (German Edition)
schaute ich weg. Ich durfte Lee nicht verraten. Er hatte mich schwören lassen, seine Identität nicht preiszugeben. Aber anscheinend war ich nicht schnell genug gewesen.
»Verstehe«, sagte Ciaran. »Mein teurer Cousin Lee hat dich hergebracht. Ich muss ihn unbedingt fragen, wie er das anstellt.«
Cousin? Verblüfft hob ich den Kopf – und hätte ihn Ciaran beinahe gegen das Kinn gestoßen. Er zog es schnell genug zurück.
»Hat er dir das nicht verraten? Mein Vater und sein Vater waren Brüder.«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Lee weiß nicht, dass wir uns kennen.«
Ciaran hob eine Augenbraue. »Na, so was. Du hast ihm unser Date verheimlicht?«
»Es kam ja noch nicht zu dem Date.«
»Das werden wir sobald wie möglich nachholen«, versicherte er zufrieden. »Du glaubst ja gar nicht, welche Möglichkeiten sich mit dem Zeitspringen auftun. Wir könnten unser Date an den Hof von Heinrich VIII. verlegen. Der wusste, wie man feiert. Obwohl – Lee wäre bestimmt eifersüchtig.«
Jetzt wurde mir warm. Zumindest im Gesicht.
Ciaran interpretierte das falsch. »Oder verabredest du dich öfter mit anderen Männern? Toleriert Lee das?«
»Nicht wirklich«, gestand ich. »Ich meine, es geht ihn ja nichts an. Ich bin schließlich nicht mit Lee zusammen.«
Funkte es da in Ciarans Augen? Ich war mir nicht sicher, auf jeden Fall verzog sich sein hübscher Mund zu einem süffisanten Lächeln. »So, so, ihr seid nicht zusammen.« Das klang, als wäre es ein guter Scherz.
Mir fehlte allerdings die Pointe, um ihn zu verstehen. »Nein. Er flirtet ständig mit Felicity Stratton und den anderen Mädchen aus dem Star Club. Da kann ich nicht mithalten.«
Ciaran grinste breit. Anscheinend fand er das äußerst amüsant. »Er flirtet mit anderen? Ich wette, er hat dich noch nicht einmal geküsst.«
Das ging jetzt aber wirklich zu weit. Was ging das ihn an? Und weshalb glaubte jeder, ich wäre so scharf aufs Küssen?
»Wo ist Lee jetzt?«, fragte Ciaran schließlich.
Gute Frage.
Ciaran sah es in meinen Augen. »Hm. Liegt ihm genug an dir, dass er nach dir sucht?«
Ich schluckte. Das hoffte ich doch arg. Auch wenn ich in London anders darüber gedacht hatte.
»Keine Sorge, Prinzessin. Jetzt bin ich ja da.« Das klang alles andere als beruhigend.
»Mein strahlender Held und Retter?«, fragte ich sarkastisch.
Er hob eine Augenbraue. »Immerhin ist dir nicht mehr kalt.«
Das stimmte. Es war jetzt ganz angenehm.
»Ich könnte es uns noch wärmer machen.« Er rückte näher und sein Arm wanderte wieder zu mir, während sein Kopf sich senkte.
»Lass mal gut sein, Robin Hood. Das hier reicht mir vollkommen.« Ich sah den Unmut in seinem Gesicht aufblitzen, als ich seinen Arm wegschob. Dabei berührte ich etwas Kaltes, Metallenes.
In diesem Augenblick geschah etwas. Ich sah eine dunkle Höhle, aber Fels und Erde waren doch irgendwie unnatürlich, als wäre sie von Menschenhand gemacht. Und direkt auf dem Boden vor mir lag etwas. Ein Gegenstand. Es sah aus wie ein Helm. Aber ehe ich genauer hinsehen konnte, verschwand das Bild und Ciarans Gesicht tauchte über mir auf.
Seine Augen waren riesig, sein Mund stand offen. Er starrte mich an, als hätte ich mich vor seinen Augen in eine Schlange und wieder zurück verwandelt. Offensichtlich hatte er die Vision durch meine Augen gelesen.
»Was war das?«, fragte er. Seine Stimme war heiser, als fehlte ihm Spucke oder Luft. Oder beides.
»Ich weiß nicht«, sagte ich. Ich war nicht ganz so erschrocken. Ich hatte diese Art Visionen ja schon öfter gehabt. Zumindest war ich dieses Mal nicht wirklich in der Höhle gewesen. Das wusste ich bestimmt, denn ich lag noch in genau der gleichen Haltung
unter
den Felldecken, wie vor der Vision. Wäre ich tatsächlich in der Höhle gewesen, läge oder stünde ich jetzt auf den Decken.
Ciaran zog seinen Arm langsam zurück und wich ein wenig von mir zurück.
»Ich hatte so was schon mal«, sagte ich entschuldigend. »Aber anders. Nicht das gleiche Bild. Immer andere Bilder.«
»Kannst du es steuern?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Weiß Lee davon?«
Ich nickte. Ciaran ließ sich zurückfallen und starrte in den Nachthimmel über uns. Ich legte mich auch auf den Rücken. Ich wollte keine Visionen mehr. Ich wollte nicht ständig aufpassen müssen, was ich dachte, damit keiner es las. Ich wollte nur noch schlafen. Also schloss ich die Augen und begann Schafe zu zählen.
Es war mir anscheinend geglückt einzuschlafen, denn als ich das
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