Die Pan-Trilogie, Band 1: Das geheime Vermächtnis des Pan (German Edition)
muffigen, düsteren Zimmer.
Und nach Alleinsein.
Der Tag zog sich endlos, aber die Nacht war noch schlimmer. Ich konnte nicht mehr einschlafen. Was mochte Lee jetzt von mir denken? Er war so von sich eingenommen, er glaubte jetzt bestimmt, ich wäre auch in ihn verliebt. Mist.
»Fay.«
Missmutig wandte ich mich zu ihm um. »Okay, FitzMor, lass es uns ein für alle Mal klären: Das war ein spontaner Gedanke ohne ernsthafte Hintergedanken. Du bist ein netter Kerl, du hast mir geholfen und dafür bin ich dir dankbar. Mehr nicht. Sieh dich einfach als meinen Hausarzt, dem ich vertraue und der halt ein paar kleine Geheimnisse von mir kennt.«
Lee grinste breit. Er glaubte mir nicht, das war deutlich zu erkennen.
Und schlagartig wusste ich, dass ich ihn wirklich nicht küssen wollte. Stattdessen schlich sich Richards Gesicht in meine Gedanken.
Anscheinend war das das Richtige gewesen, um Lee zu ernüchtern. Sein Grinsen verpuffte. »Gut. Ich habe verstanden. Du warst einfach nur dankbar.«
Ich atmete erleichtert aus. »Genau. Dankbar.«
Sein Gesicht wirkte auf einmal verschlossen, so als müsse er
seine
Gedanken vor
mir
verbergen. Ein harter Zug bildete sich um seinen Mund.
Mist. Zum Dritten. »Hey, wir bleiben trotzdem Freunde«, sagte ich und fügte unsicher hinzu. »Oder nicht?«
Sein Lächeln wirkte gezwungen. »Klar.«
»Ach, komm schon, FitzMor, du hast heißere Eisen im Feuer. Denk nur an all die Mädchen aus der Oberstufe, mit denen du nach Herzenslust flirten darfst, ohne eine eifersüchtige Megäre im Nacken zu haben«, zog ich ihn auf. »Oder Cheryl. Sie wird hingerissen sein, dass du weiterhin zu haben bist.«
»Ist gut, Fay«, stöhnte Lee und ich sah erleichtert, dass er lächelte.
»Mrs Hayley-Wood könnte dir sogar einen glänzenden Abschluss verschaffen. Du musst nur weiterhin so nett zu ihr sein. Sobald du eine feste Freundin hättest, wären deine Chancen gleich null.«
»Hör auf, Fay«, zischte er. Aber ich hörte das unterdrückte Glucksen in seiner Stimme. »Ich habe schon verstanden. Ich bin dir nicht gut genug. Du brauchst mir gar nicht weiter Honig um den Bart zu schmieren. Ich bin nicht dein Typ.«
»Dafür bist du der Typ von Felicity Stratton, Ava Gartner, Cheryl McKenna und Phyllis Garraway. Mrs Hayley-Wood hatte ich ja schon erwähnt, und wenn du noch einmal deinen Charme spielen lässt, auch von Cynthia. Aber dann wären da ja noch die Mädels aus der Kunstklasse, denen du Modell stehen sollst, die hübsche Mary aus dem Mathekurs, Gloria aus Biologie und – oh, wie konnte ich sie vergessen: Matilda aus der Kantine.«
Jetzt war Lees Gesicht wieder sauer. Ich hatte noch nie jemanden derart aufgezogen, aber es machte Spaß. Also grinste ich fröhlich und kuschelte mich wieder in meine Felldecke.
»Was ist mit Nicole? Oder Ruby?«
»Hm?«
»Nicole und Ruby? Sind die nicht in mich verliebt?«
Ich drehte mich um und konnte nicht verhindern, dass ich bei Nicoles Namen an Corey dachte.
»Ah. Nun ja. Das ist bedauerlich«, sagte Lee gedehnt und lehnte sich seinerseits wieder zurück.
»Wieso?«, fragte ich ehrlich erstaunt. »Wenn Corey nicht gerade den Macho rauskehrt, kann er ganz nett sein.«
»Tja, nur dass er dich vorzieht.«
Ich brauchte ein paar Sekunden, ehe ich begriff, was er da sagte. Ich stützte mich auf meinen Ellbogen und sah ihn an.
»Ach komm schon, Fay, du musst doch merken, wenn ein Junge in dich verschossen ist. Jack Roberts ist ja auch ganz hingerissen von dir.«
»
Jack Roberts
? Nie im Leben.«
»Aber sicher. Auch Jayden findet dich wesentlich interessanter, seit du die Zahnspange los bist. Und Richard hattest du vom ersten Moment an bezirzt.«
»Hör auf, FitzMor. Ich glaube dir kein Wort.«
Wieder einmal hatte er es geschafft den Spieß umzudrehen.
»Glaub’s ruhig, Morgan. Du bist eine wesentlich gefährlichere Sirene als Felicity Stratton. Bei Richard hast du ziemlich gute Karten. Die anderen trauen sich noch nicht so richtig.«
Richard Cosgrove, der Filmstar schlechthin, sollte sich für mich interessieren? Mein Herz pochte heftiger. Ich konnte an Lees breitem Grinsen sehen, dass auch er es spürte. Ich hörte ihn leise lachen, als ich mich wieder zurücklegte.
»Nicht einmal Ruby. Pffff.«
Darauf wollte ich nicht eingehen. »Warum?«, fragte ich ihn.
»Du kannst nicht erwarten, dass es mich nicht schmerzt, wenn ich Nicole, Ruby und dir gleichgültig bin.«
»Das meine ich nicht«, winkte ich ab. »Du weißt genau, dass Nicole auch
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