Die Pan-Trilogie, Band 1: Das geheime Vermächtnis des Pan (German Edition)
ein paarmal tief durch, ehe ich in den Gang trat.
Meine Freunde warteten noch immer vor Coreys Schließfach auf mich.
Nicole, Jayden und Phyllis brachen in lautes Gelächter aus, als sie mich sahen. Nur Ruby sah mich stirnrunzelnd an.
Die elfenhafte Ruby konnte einem Witz wie immer nichts abgewinnen. Corey allerdings amüsierte sich köstlich.
Ich lächelte gequält. »Danke, Corey. Ich weiß nicht, was schlimmer ist. Der Whiskeygeruch oder dieses Shirt. Mal abgesehen davon, dass ich hier drin versinke.«
»Ich finde, es steht dir«, grinste Corey frech und stierte auf meine Oberweite. »Du füllst es zumindest besser aus als ich.«
»Denkst du eigentlich auch mal an was anderes als Sex?«, fragte Nicole.
»Selten«, gestand Corey.
Ich musste zweimal hintereinander niesen. Der Geruch des Weichspülers kitzelte in meiner Nase. Dadurch bekam ich die Aufregung um mich herum etwas verspätet mit.
»Guter Gott, wer ist denn das?«, hörte ich Nicole atemlos fragen. Ich musste wieder niesen. Erst da sah ich ihn. Er kam an der Seite der Direktorin auf uns zu. Selbst die Direktorin Mrs Haley-Wood schaute schmachtend zu ihm auf. Er war schlank und wirkte äußerst sportlich. Seine Haare waren dunkelblond, dicht, verwuschelt, als würde er ständig darin wühlen, und an den Seiten so lang, dass sie die Hälfte seiner Ohren verdeckten. Zudem war er groß. Sehr groß. Größer als alle anderen Jungs an unserem College. Und er hatte das schönste Gesicht, das ich je bei einem Mann gesehen hatte.
Zugleich bewegte er sich mit einer Lässigkeit, die Corey sich seit Jahren anzueignen versuchte. Bislang ohne Erfolg.
»Meine Güte, Alex Pettyfer ist seit eben auf unserer Schule«, hauchte Nicole ehrfürchtig. Ihr und Phyllis stand der Mund weit offen.
»Quatsch. Der Typ da hinten ist viel größer«, korrigierte Corey. Er klang betroffen. Ruby hatte die Augenbrauen bis zum Haaransatz hochgezogen. Einzig Jayden wirkte unbeeindruckt.
Mrs Haley-Wood und der Neue kamen näher.
»Nur noch ein paar Meter«, flüsterte Nicole beschwörend. »Nur noch ein paar Meter. Komm her. Hierher.
O verdammt
.«
Letzteres rief sie ebenso empört wie laut. Wir wussten weshalb. Felicity Stratton, die Edelzicke und ihre Anhänger hatten sich geschickt der Direktorin in den Weg gestellt. Felicity und ich teilten uns den gleichen Vornamen, aber damit endete jegliche Ähnlichkeit. Felicity wurde immer mit ihrem vollen Namen angesprochen, sie war groß, schlank und topmodisch gekleidet. Ich hieß bei allen, mit Ausnahme von Phyllis und den Lehrern,
die Stadt
oder schlicht City . Den Spitznamen hatten Felicity und ihre illustren Freundinnen mir verpasst. Nicht nur, um uns zu unterscheiden, sondern mit der Begründung, ich sei so kantig und schmutzig wie City of London.
Wir konnten hören, wie Mrs Haley-Wood Felicity vorstellte und ihr erklärte, es handele sich bei dem Unbekannten um einen neuen Mitschüler.
»Warum ausgerechnet immer sie?«, stöhnte Nicole. »Wie eine Spinne, die ihre Fühler ausstreckt.«
»Spinnen haben aber keine Fühler«, meinte Ruby irritiert.
Corey rollte mit den Augen. »Das ist eine Metapher, Ruby.«
»Oh, verstehe. Hättest du dann nicht besser gesagt, ihre Netze auslegt oder so was?« Ruby war bildhübsch, sah aber oft die Dinge etwas anders als wir anderen. Ihre Aussage bewies wieder einmal, dass sie mit Wortspielen nicht zurechtkam.
»Auf jeden Fall kann Felicity gut ihr Gift verspritzen«, sagte ich trocken. »Ich glaube, der ist eine Nummer zu groß für uns. Soll er doch mit Felicity und ihrer Clique von arroganten Schnöseln glücklich werden.« Ich beobachtete, wie Felicity dem Neuen eine Hand auf den Arm legte. Sie würde auf jeden Fall alles daransetzen, ihn ihrem ausgewählten Kreis von Bankerkindern, künftigen Politikern und Schauspielern zuzuführen.
»Ob er Irish Stew mag?«, überlegte Ruby und sah dem Neuen zu, wie er lässig sein Gewicht von einem Bein auf das andere verlagerte und die Hände in die Taschen schob.
Wir sahen sie alle groß an.
»Wieso Irish Stew?«, hakte Corey nach.
»Hm, ich mag’s nicht. Er könnte meine Portion heute Mittag haben.«
»Er kann auch meine haben, wenn er sich dafür neben mich setzt«, kicherte Nicole. »Wer muss schon essen bei diesem Anblick?«
Er war wirklich umwerfend und zog die Aufmerksamkeit sämtlicher auf dem Gang befindlicher Studenten auf sich.
Und auf einmal schaute er auf und mir direkt in die Augen. Erschrocken musste ich ein weiteres Mal
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