Die Pan-Trilogie, Band 1: Das geheime Vermächtnis des Pan (German Edition)
dann.« Sie warf einen letzten Blick auf mich, ehe sie zu ihrem Platz stolzierte.
»Also bist du ihrem Charme doch verfallen«, sagte ich und ärgerte mich sofort über meinen schnippischen Ton.
»Du kommst doch mit.«
Ich starrte ihn an, ehe ich mich besann und energisch den Kopf schüttelte. »Da wäre Felicity bestimmt nicht erfreut, wenn du eine weitere Frau mit zum Date bringst.«
»Das ist kein Date«, sagte er und lächelte amüsiert. »Heute ist Cynthias Anti-Halloween-Party. Und bei dem ganzen Aufstand deswegen wäre es fatal dort nicht zu erscheinen.«
Ich konnte mir eine Grimasse nicht verkneifen. »Du willst wirklich noch dahingehen? Auf diese dämliche Party, wo jeder jeden begutachtet? Auch nachdem Cynthia sich so ekelhaft verhalten hat?«
Jetzt lächelte Lee mich an, wesentlich freundlicher und wärmer als er vorhin Felicity angelächelt hatte. »Wir wollen denen doch nicht die Genugtuung geben zu sagen: Ich habe es gleich gewusst. Oder?«
Warum eigentlich nicht? Mir war es egal, was Felicity, Jack, Cynthia oder Ava dachten.
»Zeig ihnen endlich die Zähne«, fuhr Lee fort. »Zeig ihnen, wer du wirklich bist.«
Moment mal … »Woher willst du wissen, wer ich wirklich bin?«, fragte ich spöttisch. »Du kennst mich gerade mal zwei Monate.«
Er zuckte die Schultern. »Mir kommt es schon viel länger vor. Außerdem habe ich eine gute Menschenkenntnis. Gib dir einen Ruck. Lass uns zur Party gehen. Wenn ihr alle dabei seid, wird es bestimmt lustig.«
Ich sah zu Felicity und Cynthia. Die beiden tuschelten und kicherten und dann warfen sie mir einen verächtlichen Blick zu. Das war die Entscheidung.
»Okay, ich komme. Aber sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt. Ich bin nie so schick oder so frisiert wie die.« Ich deutete in Richtung der beiden.
Lee lächelte zufrieden. »Keine Sorge. Du bist genau richtig, wie du bist.«
Entweder war er blind oder er stand unter Drogen. Mir sollte es recht sein, solange er mir heute Abend keinen Korb gab.
Phyllis’ Hilfe war es letztendlich zu verdanken, dass ich nicht aussah wie jeden Morgen in der Schule. Seit der Hochzeit meiner Schwester Anna hatte ich nichts Neues mehr zum Anziehen bekommen. Und ein langes Kleid aus rosa Taft, erschien mir zu formell (Annas Geschmack. Bestimmt nicht meiner.). Wenigstens zeigte das Joggen erste Erfolge. Meine Klamotten saßen nicht mehr so eng.
Phyllis hatte meine Misere sofort erkannt und bot an mir zu helfen. Natürlich nicht mit ihrer Garderobe, denn von Konfektionsgröße vierunddreißig war ich weit entfernt. Ihre Schwester würde mir etwas leihen. Vera war in anderen Umständen und sah so schön aus, wie eine Madonna. Sie hatte einen makellosen, durchschimmernden Teint und schmale Hüften. Wäre da nicht der runde Bauch einer Schwangeren im Endstadium, sie hätte als Model bei jeder Fashion-Show mitlaufen können.
»Ach, Vera, du siehst toll aus«, sagte ich, als sie mir freudig die Tür öffnete. »Wenn ich je schwanger werden sollte, sehe ich wahrscheinlich aus, wie das Nilpferd Nigna im Zoo.«
Vera lachte. »Der Vorteil dieser langen Umstandskleider ist: Sie verdecken hervorragend geschwollene Knöchel und du darfst dich immer und überall hinsetzen.«
Ich lachte, obwohl ich bezweifelte, dass Vera bei diesen Gazellenbeinen Probleme mit Wassereinlagerungen hatte. Warum konnte meine Schwester nicht so cool sein? Sie hatte die ganze Schwangerschaft hindurch gejammert und ich musste dreimal die Woche zu ihr fahren, um ihr in ihrem Sechzig-Quadratmeter-Haushalt zu helfen.
Phyllis und Vera hatten viel Spaß dabei, mit mir zu experimentieren. Mein Outfit war schnell zusammengestellt, so dass genug Zeit blieb, um mir eine Frisur zu zaubern. Zum Schluss schminkten mich die beiden. Meine Augen wirkten größer und zum ersten Mal sahen sie blau aus, nicht nur rauchig-grau. Über enganliegende, schwarze Jeans trug ich eine weite weiße Bluse und darauf eine schwarze, trendige Jacke. Ich war sehr zufrieden mit meinem Spiegelbild.
Zumindest solange, bis ich Phyllis sah. Sie sah umwerfend aus. Ein Glitzertop über hautengen dunklen Jeans und Schaftstiefel. Sie war einfach atemberaubend. Wenn ihre Mutter nicht vor einigen Jahren durch die Presse gegangen wäre als Geliebte des Finanzministers, hätte der Star Club ohne Zweifel auch Phyllis aufgenommen.
»O Phyllis, bist du sicher, dass du neben mir da aufkreuzen willst?«
Phyllis zog mich neben sich vor den Spiegel und betrachtete uns beide. Ich sah zumindest nicht
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