Die Pan-Trilogie, Band 1: Das geheime Vermächtnis des Pan (German Edition)
auszumachen. Er nickte ihr nur kurz zu und folgte mir dann die Treppe weiter hinunter. »Du magst sie nicht«, stellte er auf der Straße fest.
Ich zuckte die Achseln. Das wollte und konnte ich nicht mit ihm diskutieren. Mum war früher oft auf ihre Hilfe angewiesen gewesen. Anna, Philip und ich hatten viele Nachmittage und Abende bei Mrs Collins verbracht, wenn Mum im Pub arbeitete. Mum mochte sie und zählte sie zu ihren Freundinnen. Nur das zählte.
Als wir endlich bei Jayden ankamen, waren alle schon verschwitzt, lachten und hatten viel Spaß. Coreys kleine Schwester Cheryl war auch da und nahm Lee direkt in Beschlag. Kevin war anscheinend schon vergessen.
»Warum kommt ihr jetzt erst?«, fragte Phyllis, die gerade eine Pause machte.
Ich erzählte ihr kurz von meinem Missgeschick.
»Typisch City«, sagte Corey. »Du solltest wirklich mal einen Kurs für eine Kampfsportart mitmachen. Die bringen einem auch eine gute Körperhaltung und Balance bei.«
»Damit ich dann aufrecht und mit innerem Gleichgewicht in Hundehaufen trete?«, fragte ich spitz.
»Hier. Teste dein Gleichgewicht beim Surfen«, sagte Jayden, drückte mir den Spielstab in die Hand und schob mich zu dem Board am Boden.
Mein fiktives Ich auf dem Bildschirm platschte ins Wasser. Alle lachten. Ich auch. Ruby reichte Lee den zweiten Spielstab. Sein fiktives Ich fuhr sofort mit geblähten Segeln los. Dabei machte er gar keine großartigen Verrenkungen, sondern dirigierte sein Surfbrett elegant über alle Wellen.
Wir hatten wahnsinnig viel Spaß. Nicole kommentierte unsere Wettkämpfe im Ton eines Olympia-Moderators und interviewte jeden einzelnen, sobald er die Fernbedienung abgab. Lee hatte nicht übertrieben. Er konnte springen! Sein fiktives Ich flog beinahe. Es war von Vorteil, dass Jayden in einer dieser Altbauwohnungen mit extrem hohen Decken lebte, denn die heutige Standardhöhe von zwei Metern fünfzig schaffte Lee aus dem Stand.
»Mann!«, rief Corey irgendwann. »Wo lernt man so zu Springen?«
Irgendwie schien das Lee zur Besinnung zu bringen. Er wirkte auf einmal verlegen und sagte nur: »Du weißt doch: Kalifornien, Land der Fitnessfreaks und Sportler.«
»Und Schönheitsoperationen und Silikonbusen«, fügte ich trocken hinzu.
Wir lachten. Lee auch, aber danach spielte er nicht mehr so wie bisher. Ich war mir sicher, seine Stürze waren Absicht und er bemühte sich, nicht besser als Corey zu sein.
Jaydens Mutter brachte uns irgendwann Pizza und Cola. Als wir auf die Uhr sahen, war es Zeit aufzuhören. Wir aßen gemeinsam die Pizza und ich sah, dass Lee sich ebenfalls wohl zu fühlen schien. Nun ja, begrenzt, denn Cheryl klebte an ihm wie Marmelade am Toast. Man konnte sehen, dass er sie ignorierte, so gut es ging, aber Cheryl war hartnäckig. Nicole machte ein finsteres Gesicht, sobald sie in ihre Richtung sah.
Zu Hause im Bett, vor dem Einschlafen dachte ich an diesen schönen Nachmittag. Und erst kurz bevor mir die Augen schwer wurden, fiel mir mein seltsames Erlebnis im Park wieder ein.
DIE STAR-CLUB-ANTI-HALLOWEEN-PARTY
Die nächsten Tage waren keineswegs so vergnüglich. In der Schule legten die Lehrer ein strammes Tempo vor. Vor den Weihnachtsferien wollten sie noch sämtliche Noten eintreiben, Arbeiten und Test folgten dicht auf dicht. Alle stöhnten und vergruben in jeder freien Minute die Nase in ein Buch oder Heft.
Nur Felicity hielt das nicht vom Flirten ab. Warum auch? Ihre Zukunft war gesichert. Ihr Vater war Mitglied des Unterhauses, sie würde nach dem Abschluss an die Elite-Universität Cambridge studieren, um letztendlich Politiker- oder Bankmanagergattin zu werden, ein bis zwei Kinder zu bekommen und exklusive Partys für die Geschäftspartner ihres Mannes zu geben. Und bei Lee war sie schon an der richtigen Adresse: Sein Vater war Diplomat und oft unterwegs; damit stammte Lee aus den - für Felicitys Ambitionen richtigen Kreisen.
Normalerweise amüsierten Phyllis und ich uns immer über Felicitys Bemühungen, wenn sie einen hübschen Jungen einwickelte. Aber diesmal musste ich ihr Gesäusel aus nächster Nähe ertragen, denn Lee saß nach wie vor neben mir. Er neben mir, Felicity auf unserem Tisch vor mir. Na Bravo. Ich fühlte mich ziemlich belanglos in der Nähe dieser beiden Schönheiten.
»Heute Abend?«, fragte Felicity Lee und klimperte mit ihren langen, dichten beneidenswerten Wimpern.
Wie jeder Junge, schien auch Lee davon beeindruckt. Er lächelte sie an. »Ja, klar. Um Acht?«
»Fein. Bis
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