Die Pan-Trilogie, Band 1: Das geheime Vermächtnis des Pan (German Edition)
einer tiefen matschigen Pfütze. Der Autolärm erschien mir auf einmal unerträglich laut und doch hoch willkommen. Was war geschehen? War ich am Durchdrehen?
»Hallo, Fay!«, sagte hinter mir eine vertraute Stimme.
Es gab nur einen einzigen Menschen auf der Welt, der mich Fay nannte. Und ihn wollte ich in dieser Misere am liebsten NICHT sehen. Nicht, wo ich mich soeben schon wieder blamiert hatte.
Er sah wieder gottgleich aus. Eine supercoole Lederjacke über einem engsitzenden T-Shirt, das seinen gutgebauten Oberkörper zur Geltung brachte. Darunter enge Jeans und Chucks.
»Hallo«, antwortete ich beschämt. Meine Füße waren komplett durchnässt.
»Gut, dass ich dich treffe«, sagte Lee. »Jayden hat mir zwar eine Wegbeschreibung gegeben, aber ich habe sie nicht wirklich verstanden.«
»Tja, Jayden ist manchmal ein wenig zu kompliziert. Frag ihn nie nach dem Aufbau eines Computersystems«
Lee grinste und wir setzten uns in Bewegung. Meine Schuhe quietschten vor Nässe.
Ich sah seinen Blick zu meinen Füßen schweifen. »Ich glaube, ich muss heim«, sagte ich. »Ich war mal wieder tollpatschig.«
Lee runzelte seine Stirn. »Passiert dir das öfter?«
»Ständig. Wenn in ganz London eine Bananenschale liegt, kannst du drauf wetten, dass ich auf ihr ausrutsche und in einem Hundehaufen lande«, gestand ich. Dann fügte ich düster hinzu: »Sowas passiert Felicity nie.«
Er lächelte matt. »Ist es nicht schrecklich langweilig immer perfekt zu sein?«
Ich grinste zurück. Meine Füße wurden eiskalt und ein unangenehmer Duft entwich den Schuhen, als sei in dem Matsch noch etwas anderes außer Schlamm gewesen. Ich blieb stehen. »Ich muss heim und mich umziehen. Geh ruhig vor. Vorne biegst du links ab. Das dritte Haus auf der rechten Seite. Du kannst es nicht verfehlen.«
Lee sah mich an. »Ich komme mit dir.«
»Was?«
Ich sah ihn erschrocken an. »Nein! Unsinn! Die fangen gleich an. Du kannst ihnen erklären, warum ich später komme.«
»Quatsch. Wir können auch mein Auto nehmen. Ich wohne nicht weit von hier.«
Ich wehrte ab. »Ich kann mit diesen Tretern unmöglich in dein Auto steigen. Ich brauche nur zwanzig Minuten bis nach Hause.«
»Ich komme mit.«
Das war kein Angebot mehr, sondern Fakt. Er drehte sich auf dem Absatz und ging neben mir her. Mum war um die Uhrzeit wie immer im Pub. Zum Glück – wenn sie Lee in unserer Wohnung sähe, würde sie nie glauben, dass wir nur Schulfreunde wären. Mum konnte auch nicht glauben, dass Corey und Jayden wirklich nur Freunde von mir waren.
Ich sah Lees neugieriges Gesicht, als er unsere Wohnung betrat. Zum Glück hatte ich heute Nachmittag noch aufgeräumt und geputzt. Er wartete in meinem Zimmer, während ich mich im Bad wusch und meine Kleidung wechselte. Als ich nach zehn Minuten mit frischer Hose, Strümpfen und Schuhen wieder vor ihm stand, hatte er es sich auf meinem Bett bequem gemacht und hielt das Foto meiner Großeltern in der Hand.
»Ich bin soweit«, sagte ich.
Er schien mit den Gedanken ziemlich weit weg zu sein. »Deine Großeltern?«, fragte er und betrachtete das Foto weiterhin eingehend.
»Ja. Wir sind erst vor acht Jahren nach London gezogen. Bis dahin lebten wir bei ihnen in Cornwall.«
Lee sah überrascht auf. »Cornwall?«
»Ja, in Trethevy. Meine Großeltern hatten da eine Art Lebensmittelladen mit Pub. Äh, ich bin fertig. Wir können.«
Lee warf einen letzten Blick auf das Foto, dann stellte er es auf den Nachttisch zurück und erhob sich. »Bist du noch immer unglücklich in London?«, fragte er, als wir das Treppenhaus hinunter gingen.
Ehe ich antworten konnte, ging eine Haustür auf. Unsere Nachbarin Mrs Collins steckte den Kopf heraus.
»Hallo, Felicity«, grüßte sie, aber ihr Blick hing neugierig an Lee. »Sieh da, ein neuer Freund? Deine Mutter ist schon im Pub, nicht wahr? Hilfst du ihr heute nicht?«
»Nein. Morgen wieder«, antwortete ich geduldig.
»Ihre Mutter arbeitet hart und kümmert sich sehr gut um Felicity«, sagte Mrs Collins an Lee gewandt. »Und Felicity hilft ihr oft.«
Ehe sie weiter ausholte und die Überleitung zu ihrer Lebensgeschichte fand, musste ich uns hier rausbringen. »Wir müssen los, Mrs Collins«, sagte ich. »Wir haben eine Verabredung.«
Sie sah auf Lee und zog ihre Augenbrauen hoch.
»Nicht wir beide allein«, beeilte ich mich zu sagen. »Unsere Freunde warten auf uns.«
»Na dann, viel Spaß«, sagte Mrs Collins und betrachtete Lee weiterhin.
Dem schien das nichts
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