Die Pan-Trilogie, Band 1: Das geheime Vermächtnis des Pan (German Edition)
verfolgte er die Bewegungen auf der Tanzfläche.
»Du hättest besser vorher einen Schluck trinken sollen, dann würdest du das alles lockerer sehen und mitmachen«, sagte sie verächtlich. »Wenn du ein bisschen zurechtgemacht bist, bist du gar nicht mal so hässlich.«
Ein Junge trat hinter sie und umschlang ihre Taille. Seine Hand wanderte bis unter ihre Brust und Ava schmiegte sich an ihn, wie alle anderen um uns herum auch. Ich wandte mich ab. Ich würde jetzt gehen und es war mir egal, was meine Freunde sagten.
Doch als ich mich zum Ausgang durchquetschte, sah ich, wie Felicity versuchte Lee zur Tanzfläche zu locken. Mit Genugtuung stellte ich fest, dass er sich weigerte. Ich sah wie Felicity auf ihn einredete, doch er schüttelte energisch den Kopf. Felicity warf den Kopf in den Nacken und sagte etwas zu ihm. Ich konnte es bis hierher nicht hören, aber als sie ihn kurz darauf wütend stehenließ, fühlte ich, wie sich meine Anspannung ein wenig löste.
Das gab mir wieder zu denken und augenblicklich setzte ich meinen Weg fort. Ich erreichte den Flur und atmete erleichtert auf. Allein der Bass machte mich ganz krank. Ich wollte so schnell wie möglich nach Hause.
»Feli?«
Erstaunt sah ich mich um. Ich war anscheinend nicht die einzige, die sich hier unwohl fühlte. Ruby stand hinter einer Marmorsäule. Sie wirkte wie eine Maus, die sich vor einer Katze versteckt. Ich trat zu ihr.
»Ist das nicht schrecklich?«, flüsterte sie. Ihre Augen waren genauso weit aufgerissen wie die von Corey, der Ausdruck in ihnen war allerdings ein ganz anderer.
»Ich wollte gerade gehen«, sagte ich. »Kommst du mit?«
»Was ist mit den anderen?«, fragte sie besorgt.
»Die scheinen klar zu kommen. Ich schicke Phyllis gleich eine SMS«
»Phyllis!« Ruby hielt meinen Unterarm fest. »Hast du den Typen gesehen, der sie abgeschleppt hat?«
»Hugh FitzPatrick ist wohl kein Sexualverbrecher«, erklärte ich. »Du kennst ihn doch. Jeder kennt ihn. Er wird sich hüten, sie gegen ihren Willen anzufassen.«
Aber Ruby ließ nicht locker. »Bitte. Wir dürfen Phyllis nicht hier lassen. Ich traue ihm nicht.«
Ich sah auf meine kleine, zierliche Freundin mit den Rehaugen. Ruby hatte zeitweise etwas Seltsames an sich. So verklärt und träumerisch sie wirkte, ich glaubte, dass sie entweder eine ausgeprägte Menschenkenntnis oder ein besonderes Gespür für Situationen besaß. Seufzend drehte ich mich um und wandte mich zurück zur Pforte der Hölle.
»Warte hier.«
Sie nickte und verdrückte sich wieder in die Ecke.
Es hatte sich nichts verändert. Natürlich nicht innerhalb von zwei Minuten. Wahrscheinlich lief ein anderes Lied, aber ich hörte keinen Unterschied zum ersten. Im glitzernden, flackernden Licht rieben sich weiter Pärchen aneinander wie in einem schlechten Pornostreifen. Ich schlug die Richtung ein, in der Phyllis mit Hugh verschwunden war. Anscheinend war das aktuelle Lied sehr populär, denn viel mehr Leute waren jetzt auf der Tanzfläche. Ich entdeckte Corey, der sich mit glasigen Augen an eine extrem aufreizend gekleidete Brünette schmiegte. Fehlte nur noch, dass ihm der Sabber aus dem Mund tropfte.
Dann sah ich Phyllis. Sie stand mit Hugh weiter hinten, hielt eine Flasche fest und unterhielt sich angeregt mit ihm. Vielleicht ließ Rubys Instinkt nach, denn Phyllis wirkte nicht gerade wie eine Jungfrau in Nöten. Jayden und Nicole waren nirgends zu sehen. Sollte ich wirklich Phyllis aus ihrem Flirt reißen? Ich blieb unschlüssig stehen. Da entdeckte ich Lee, der mit Felicity in einer Ecke stand. Sie küsste ihn. In diesem Moment umkrallte jemand meine Taille mit festem, sicheren Griff. Eine Hand legte sich über meine Brust und drückte schmerzhaft zu. Ich versuchte mich zu lösen, aber gegen den starken Arm kam ich nicht an. Mein Angreifer leckte meinen Hals und biss fest in mein Ohrläppchen. Ich schrie auf. Doch bei dieser Lautstärke beachtete mich niemand. Neben uns sah ein Mädchen auf, aber sie wandte sich kichernd ab.
»Komm schon, City«, sagte Jacks schwere, alkoholgetränkte Stimme in mein Ohr. »Du willst doch bestimmt wissen, wie es ist, einmal einen Kerl zu haben."
»Hau ab, Jack«, zischte ich und versuchte ihm den Ellbogen in die Brust zu rammen, aber er hielt mich weiter von hinten umklammert. Jetzt wehrte ich mich richtig. Aber je mehr ich von ihm abrücken wollte, desto fester hielt er mich an sich gepresst. Schwungvoll drehte er mich um und drückte mir seine feuchten Lippen auf.
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