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Die Pan-Trilogie, Band 1: Das geheime Vermächtnis des Pan (German Edition)

Die Pan-Trilogie, Band 1: Das geheime Vermächtnis des Pan (German Edition)

Titel: Die Pan-Trilogie, Band 1: Das geheime Vermächtnis des Pan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Regnier
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hämmerte viel zu laut. Ich lugte um die Ecke. Nichts. Die Treppe war leer. Mattes grünes Licht drang aus der Wand rechts. Aus dem Elfenbild. Ich sah eine Bewegung. Eine fette Spinne kroch aus dem Bild über den Rahmen.
    Ich konnte nicht anders. Ich schrie.
    Auf einmal fühlte ich Arme um mich. Ich wehrte mich, aber dann drang die Stimme in mein Bewusstsein. Lee hielt mich fest.
    »Beruhige dich, Fay. Ganz ruhig. Ich bin hier. Dir kann nichts geschehen.«
    Ich deutete mit ausgestrecktem Arm auf die dicke Spinne, die gemächlich an der roten Wand empor krabbelte.
    »Oh. Tut mir leid. In alten Häusern sind oft so dicke Spinnen. Ich werde versuchen, sie zu entfernen.«
    »Die Spinne ist mir piep egal«, schrie ich und drehte mich zu ihm um. »Sie kam aus dem Gemälde.«
    Ich bildete es mir nicht ein. Ich sah genau, dass er einen Augenblick lang erschrocken war. Sein Blick flog zum Bild hinter mir, aber der Moment verflog im Nu und er hatte sich wieder in der Gewalt.
    »Sie ist über das Bild gekrabbelt, Felicity.«
    Ich funkelte ihn wütend an. »Erzähl mir nicht, was ich gesehen habe. Sie kroch direkt unter diesem Blatt hervor. UNTER dem Blatt!«
    Lee lächelte nachsichtig und lehnte sich an das Geländer hinter ihm.
    »Denk doch mal nach, Felicity, das ist unmöglich.«
    »Sag mir nicht, was unmöglich ist. Ich weiß, dass es unmöglich ist. Aber es ist passiert! « Ich merkte, dass ich kurz vor einem Nervenzusammenbruch war. Ich wusste, was ich gesehen hatte, trotzdem konnte ich es nicht glauben. Lee sah unerbittlich aus. Ich blickte zu Boden und atmete zweimal tief ein und aus. Dann sah ich auf. »Ich habe Hunger. Kann ich was zu essen bekommen?«
    Lee sah mir zu, als ich mein drittes Sandwich verdrückte.
    »Kann ich dir sonst noch was anbieten? Tee? Baldrian?«
    Ich blickte auf. »Eine Zigarette? Whiskey? Opium?«
    Er lachte. »Echt, Fay, dein Humor ist ziemlich schwarz.«
    Ich zuckte die Schulter und steckte den letzten Bissen in den Mund. Jetzt fühlte ich mich besser. Und ich zweifelte selber an mir.»Danke«, sagte ich, trank einen Schluck Wasser und gähnte.
    Wir hatten bislang kein Wort mehr über den Vorfall vorhin verloren. Ich war so ausgehungert gewesen, ich hatte die Sandwiches verdrückt, ohne etwas zu sagen. Jetzt arbeitete mein Verstand wieder und auf einmal fiel mein Blick auf Lee. Er saß mir gegenüber und lehnte sich bequem auf dem Stuhl zurück, die langen, wohlgeformten Beine weit von sich gestreckt und die Knöchel überschlagen. Er hatte ein T-Shirt und Boxershorts an. Er sah umwerfend aus. Wie ein griechischer Gott. Felicity Stratton würde einem Angriff auf seine Tugend nicht widerstehen können.
    »Ich glaube, jetzt bin ich doch müde.« Ich gähnte noch einmal und stand auf.
    »Lass alles stehen. Ich räume es weg. Geh ruhig ins Bett.« Lee blieb sitzen, ohne sich zu rühren.
    »Auf gar keinen Fall.« Energisch erhob ich mich und brachte alles zum Spülstein. Ich säuberte den Teller und räumte alle Lebensmittel in den Kühlschrank. »Danke noch mal.«
    »Das war doch nur ein blödes Sandwich«, meinte er ungehalten.
    »Ich meine nicht nur das Sandwich und das weißt du ganz genau«, sagte ich und wusste, es klang ruppiger, als ich wollte. »Ich hoffe, dein Vater hat nichts dagegen«, versuchte ich noch einmal mich vorzutasten.
    Lee erhob sich und streckte sich. Felicity Stratton würde bei diesem Anblick das Wasser im Mund zusammen laufen. »Mein Vater ist seltener zu Hause als deine Mutter. Ich bin mir sicher, er wäre von dir begeistert.«
    Ganz bestimmt sogar. Im Gegensatz zu den anderen Freundinnen seines sexy Sprösslings, schlief ich im Gästezimmer und würde auch nie das Bett wechseln.
    »Er hat noch nie eine von meinen Freundinnen kennengelernt«, sagte Lee.
    Ich sah ihn ungläubig an. »Sag nicht, er denkt, du seist schwul.«
    »Das wohl nicht.« Lee lachte gezwungen. »Ab ins Bett. Es ist spät genug.« Er schob mich zur Tür, aber ich blieb zögernd im Türrahmen stehen. »Was ist?«, fragte er stirnrunzelnd. »Ich gehe in mein Bett, versprochen.«
    Ich sah ihn funkelnd an. »Das meine ich nicht … Äh, glaubst du, die Spinne ist noch da? Ehrlich gesagt, habe ich doch Angst vor den Viechern.«
    Nach insgesamt zwei Wochen hatte ich meinen Frust soweit überwunden, dass ich zurück in unsere kleine Dachwohnung ziehen konnte. Mum tat einfach so, als wäre nie etwas vorgefallen. Sie nahm mich mit ihrem üblichen nachsichtigen Lächeln zur Kenntnis, als ich aus der Schule

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