Die Pan-Trilogie, Band 3: Die verborgenen Insignien des Pan (German Edition)
wurde er getroffen, konnte sich mit einem Ausfallschritt aber gerade noch außerhalb des nächsten Schlags bringen.
Oberon hieb jetzt noch erbitterter auf ihn ein. »Gib auf! Du wärst nie Merlin geworden. Ich weiß, dass du diesen Menschenjungen liebst. Meine Raben haben euch schon vor Jahren entdeckt. Hilf mir und du und er könnt Avalon verlassen. Ich verspreche euch ein freies Leben.«
»Hör nicht auf ihn, Liam«, beschwor ich ihn. »Er lügt. Er duldet eure Beziehung nicht. Er braucht Nachkommen für das Elfenreich.« Ich spürte, wie der Blutverlust meinen Kreislauf durcheinanderbrachte. Mir wurde schwindelig.
Eamon stand noch immer mit gesenktem Schwert neben mir. Ab und an umfasste er es, als wolle er losschlagen, dann ließ er es wieder sinken. »Ist das wahr, Oberon?«, fragte er, obwohl sein Vater gerade mit Lee focht.
Lee war wesentlich geübter als Liam. Er war Oberon ein würdiger Gegner. Liam dagegen war schon müde und fiel zurück. Nur noch ab und an hob er den Arm zu einem Streich. Oberon jedoch kämpfte beide verbissen zurück. Seinem Sohn antwortete er nicht, was bezeichnend genug war. Dann entdeckte Eamon den Schatten an der Wand. Seine Augen weiteten sich. Arthurs Geist nickte Eamon zu.
»Das ist Arthur Pendragon«, murmelte Eamon. »Ich erkenne seine Silhouette wieder.«
Der Schatten deutete auf Oberon, dann auf mich. Eamon sah mich an. Ich lehnte mich an die Wand unterhalb der Fenster, wo ich alle im Blick hatte. Ich wollte so gern aufstehen und Lee helfen, aber ich konnte nicht mehr. Mir war jetzt richtig schwindelig und ich musste mich arg konzentrieren, um nicht das Bewusstsein zu verlieren.
Eamon sah noch einmal von mir zum Schatten. Dann blickte er auf seinen kämpfenden Vater und Cousin. Endlich beugte er sich über mich und hauchte mich an. Der Duft von Minze, Zitronenmelisse und Liebstöckel umfing mich und der Schwindel verblasste. Ebenso die Schmerzen. Eamon zog sein Hemd aus, riss es in Streifen und band diese um die Wunde an meinem Bein. Es sickerte noch immer etwas Blut durch, aber es tat nicht mehr weh.
In der Zwischenzeit war Liam nassgeschwitzt, sogar Lee keuchte etwas. Oberon hieb nach wie vor unerbittlich auf beide ein. Liam rutschte das Schwert aus der wahrscheinlich schweißnassen Hand und er stolperte erschöpft zurück. Jetzt begann Lee erst richtig, als hätte er Rücksicht auf Liam nehmen wollen.
Der Kampf veränderte sich, die Schläge fielen in kürzeren, härteren Abständen, das Klirren nahm zu. Es war nicht auszumachen, wer von beiden der bessere Kämpfer war oder über mehr Vorteile verfügte. Lee überragte seinen Onkel um einen halben Kopf, aber der hatte Elfenmagie, die Lee nur halbwegs besaß. Und man konnte deutlich erkennen, dass Oberon diese jetzt einsetzte, weil er sonst verloren wäre. Seine FISS-Agenten waren eben gut ausgebildet. Anscheinend zu gut.
Jetzt tauchte Fynn doch noch auf. Die Bibliothek besaß scheinbar mehrere Ausgänge. Er stellte sich neben Eamon und mich und sah mit großen Augen und geöffnetem Mund dem Gefecht zu. Liam stand auf der anderen Seite der Kampfszene, neben ihm der Schatten.
Lee drängte Oberon immer weiter zurück. Doch plötzlich schlug Oberon einen Haken und änderte somit die Kampfrichtung. Sie kamen auf uns zu. Eamon stellte sich schützend vor mich. Ich rückte zur Seite, um an seinen Beinen vorbeizuschauen.
Oberon kam nun rückwärts auf uns zu, immer noch Lees Schlägen ausweichend. Liam suchte sein Schwert, aber es lag direkt neben den Fechtenden auf dem Boden – unerreichbar, wenn er nicht zwischen ihre Beine geraten und sein Leben riskieren wollte. Oberon holte aus, es wirkte, als sammle er sämtliche Kräfte und drängte Lee dazu zwei Schritte zurückzuweichen. Dann wandte er sich blitzschnell zur Seite und rammte dem abseits stehenden Liam sein Schwert in den Bauch.
Ich keuchte. Fynn schrie auf. Liam sackte zu Boden. Sogar Lee blieb einen Augenblick lang wie erstarrt stehen.
Damit hatte Oberon das erreicht, was er sich erhofft hatte: Er hatte einen Moment der Ablenkung geschaffen. Er ließ das Schwert los und zog wie aus dem Nichts einen stattlichen Dolch heraus. Sein nächster Hieb traf Lee am rechten Arm. Lees Schwert fiel zu Boden und wurde durch einen gezielten Tritt Oberons außer Reichweite geschleudert.
Lee sah Oberon fest in die Augen. Beide standen nur drei Meter von uns entfernt. Ich konnte Lees Augen sehen und in diesem Moment hörte ich auch seine Gedanken: Nicht Fay. Nicht sie. Und
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