Die Pan-Trilogie, Band 3: Die verborgenen Insignien des Pan (German Edition)
Verbündeten an seiner Seite.«
Fynn stützte seinen Freund und sie beide folgten Eamon.
Ich zögerte, dann zog ich das Schwert aus dem Rücken des toten Königs. Ein widerliches Geräusch begleitete den Zug.
Lee reichte mir ein paar Überreste von Eamons zerrissenem Hemd. Zerstreut wischte ich das Blut von der Klinge. Dann wandte ich mich dem Schatten zu, der noch immer im fahlen Sonnenlicht an der Wand hinter uns stand.
»Du bist also mein Bruder?«, fragte ich ihn.
Er nickte.
»So ein Mist.«
Er reckte sich beleidigt.
Frustriert schob ich mir mit der freien Hand die Haare aus dem Gesicht. »Ich entdecke, dass ich einen Bruder habe, den ich wirklich mag, und dann kann ich nicht richtig mit ihm sprechen.«
Die straffe Haltung des Schattens entspannte sich.
Ich hielt ihm das Schwert hin. »Hier. Das gehört dir.« An der Klinge hielt ich es gegen die Wand. Der Bernstein blitzte auf und schon verschmolz der Knauf mit dem Schatten an der Wand. Wenig später waren meine Hände leer und der Schatten gürtete Gram an seine Hüfte.
»Sehen wir uns trotzdem weiterhin? Auch wenn ich Scharade eigentlich hasse, die Unterhaltungen mit dir waren immer gut.«
Der Schatten nickte und warf mir dann eine Kusshand zu.
»Ich nehme dich beim Wort«, sagte ich und wandte mich wieder Lee zu.
Anscheinend hatte er unser Gespräch staunend verfolgt, denn seine Augen waren noch immer groß.
»Ich bin mir nicht mehr sicher, ob ich mich je mit deiner Familie arrangieren werde«, sagte er.
Das erinnerte mich an etwas. »Sie ist auch deine Familie. Tatsächlich bin ich so was wie deine Großtante. Es ist daher fraglich, ob wir überhaupt zusammenbleiben können.«
Lee umfasste mit einem Arm meine Mitte und zog mich fest an sich. »Nicht schon wieder, Morgan. Das Thema haben wir bereits durch. Und bei uns Elfen ist das nicht weiter schlimm. Also, such bloß keine Ausflüchte mehr. Uns ist eine gemeinsame Zukunft vorherbestimmt.«
Der Schatten neben uns an der Wand nickte heftig.
Was sollte ich sagen? Gegen das Schicksal konnte man nicht kämpfen, oder? Ich nahm Lees Gesicht in meine Hände und küsste ihn. Lange. Ich hatte geglaubt, wir würden sterben. Und hier standen wir.
Lee beendete den Kuss und legte seine Stirn sacht gegen meine. »Glaubst du immer noch, dass wir nicht füreinander bestimmt sind?«, fragte er.
Aber er sagte es nicht laut. Ich konnte seine Gedanken in meinem Kopf hören. Das funktionierte mit niemandem so gut wie mit Lee. »Ich liebe dich«, murmelte ich. »Können wir hier abhauen und irgendwohin springen, wo wir alleine sind?«
»Was schwebt dir vor? Ein einsamer Sandstrand in der Karibik?«
Ich sah ihn an und dachte, was mir wirklich vorschwebte. Er lächelte zärtlich.
»Gute Wahl. Fays Grotte ist wirklich wesentlich schöner.«
Und dann küsste er mich noch einmal.
BERKELEY SQUARE
FÜNF JAHRE DANACH
Ich stand vor dem Spiegel und konnte den Anblick nicht wirklich fassen. Weiß. Alles weiß. Ich in Weiß.
Fünf Jahre waren seit den Ereignissen auf Avalon vergangen. Fünf Jahre, in denen Lee Eamon geholfen hatte das Feenreich wieder aufzubauen. Auf Avalon hatten dieses Jahr alle Apfelbäume zum ersten Mal wieder geblüht und die Schule war vor ein paar Monaten wieder in Betrieb genommen worden. Mit Liam als Merlin und Fynn an seiner Seite.
Fünf Jahre. Ich hatte die A-levels geschafft – wenn auch durch meine ganzen Zeitsprünge an Lees Seite mit Müh und Not – und die Schule damit abgeschlossen. Sogar mein Lehramtstudium lag jetzt hinter mir und am ersten September – nach unseren Flitterwochen – würde ich an einer Grundschule in Camden-Town zu arbeiten anfangen.
Jayden hatte während seines Informatik-Studiums eine Software für Sportstudios entwickelt, die einschlug wie eine Bombe. Nicole hatte Betriebswirtschaft studiert und war letztes Jahr bei ihm eingestiegen. Jetzt jettete sie um die ganze Welt und verkaufte die Software an alle großen Fitnessketten.
Ruby war seit der Wiedereröffnung auf Avalon glücklich. Sie wollte sich nach ihrer Druiden-Ausbildung für Hilfsorganisationen einsetzen. Eamon unterstützte das. Es sei ein Bereich, in dem er noch keinen Kontaktmann habe. Seit Ruby auf Avalon studierte, war Eamon auch des Öfteren dort anzutreffen. Nicht immer geschäftlich.
Corey hatte, zum Erstaunen aller, Theologie zu studieren begonnen und trat in die Fußstapfen seines Vaters, des Reverends. Vor einem halben Jahr hatte er endlich erkannt, dass er für seine
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