Die Pan-Trilogie, Band 3: Die verborgenen Insignien des Pan (German Edition)
Stiefschwester mehr empfand als nur geschwisterliche Fürsorge. Seither waren Cheryl und er ein Paar. Zum Entsetzen ihrer Eltern – und unserem. Zumindest am Anfang. Cheryl hat seitdem viel von ihrer Biestigkeit verloren. Sie würde trotzdem nie meine beste Freundin werden.
Jetzt warteten alle unten. Alle meine langjährigen Freunde waren heute hier, am Berkeley Square. Bis auf eine. Und von der sprach nie jemand. In den letzten fünf Jahren war sie nur noch einmal erwähnt worden.
Ich war nach diesen Ereignissen nie mehr dieselbe. Es dauerte Monate, bis ich wieder lachen konnte. Ciarans Tod und Phyllis' Verrat hatten mich lange aus der Bahn geworfen. Alle waren geschockt gewesen über Phyllis' Verhalten. Nach der Schlacht hatten wir erfahren, dass sie mir das Gift ins Essen gemischt hatte. Phyllis hatte versucht mich zu töten. Zwei Mal. Wir hatten den anderen erzählt, dass sie Ciaran getötet hat und auch mich umbringen wollte. Ihr Tod war öffentlich als Unfall deklariert worden. Wie, spielte keine Rolle. Nur Ruby kannte die Wahrheit, aber sie war zum Stillschweigen verpflichtet.
Und jetzt waren alle am Berkeley Square versammelt, um Lees und meiner Hochzeit beizuwohnen. Sogar meine Familie – mit Ausnahme von Philip, der schon wieder im Knast saß.
»Feli, du siehst wunderschön aus.« Nicole zupfte vorsichtig eine Falte an meinem Kleid gerade.
»Finger weg!« Florence schlug ihr auf die Hand und drapierte nach.
»Warte ab, wenn sie erst das hier aufhat!« Ruby überreichte Florence die kleine filigrane Krone, die schon Eleonore von Aquitanien getragen hatte. Die texanische Französin setzte sie mir auf die hochgesteckten Haare und fixierte den Schleier am Hinterkopf.
»Meine Güte!«, hauchte Anna ehrfürchtig, die gerade mit ein paar Sektgläsern das Zimmer betrat. Mum war direkt hinter ihr und hielt eine geöffnete Flasche Champagner in den Händen.
»Prima«, sagte ich mit rauer Stimme. »Das brauche ich jetzt unbedingt.«
»Ich weiß nicht, ob das so klug ist«, meinte Ruby stirnrunzelnd. Ihr nach Avalon-Manier geschorener Kopf ließ sie noch zierlicher und fragiler aussehen. »Ich habe gehört, Alkohol hat ein paar seltsame Auswirkungen bei dir.«
Hoffentlich hatte sie nicht auch alles andere über mich erfahren, seit sie auf Avalon lebte …
»Papperlapapp«, widersprach Florence und reichte mir ein Glas. »Was soll schon passieren? Sie soll sich ja nicht die Kante geben. Wir sorgen nur für genug Stimme, damit gleich jeder das Ja hört.«
»Das hören wir gerne«, sagte Nicole und Mum goss den Champagner in die Gläser.
»Also«, verkündete Nicole, als jeder von uns ein Glas in der Hand hatte. »Auf dich, Feli. Auf dich und Lee, den schärfsten Typen, den London je gesehen hat.«
»Das habe ich überhört«, sagte eine Stimme hinter uns.
Eamon sah umwerfend aus. Er trug einen sehr eleganten Anzug – ich tippte auf John George.
»Bist du fertig?«, fragte er mich.
Ich kippte den Champagner in einem Zug hinunter, woraufhin sich Eamons Augen missbilligend verdüsterten.
»Mensch, bist du ein Miesepeter«, sagte Nicole in ihrer direkten Art. Ruby riss die Augen entsetzt auf. So getraute sich sonst niemand, mit dem König der Elfen zu sprechen. Aber das wusste Nicole ja nicht. Für sie war Eamon einfach nur Lees Cousin. Sie deutete mit beiden Händen auf mich. »Wie sieht sie aus?«
Ich fing Eamons Blick im Spiegel auf. Er musterte mich von oben bis unten, seine Augen verharrten kurz auf der Krone, dann lächelte er ein umwerfendes Lächeln, das ich nie zuvor an ihm gesehen hatte. Ich konnte Anna dahinschmelzen sehen.
»Du siehst großartig aus, Felicity. Du bist eine wunderschöne Braut.«
Ich lächelte im Spiegelbild strahlend zurück und freute mich, dass die dämliche Zahnspange ein solches Wunder vollbracht hatte. »Ich bin so weit. Falls man für so was so weit sein kann.«
Eamon nahm meine Hand – es zuckte leicht – und hakte mich unter. Ruby, Nicole, Anna und Mum stiegen in das Auto vor der Tür. Dann kam das Brautauto. Es hatte ein hübsches Blumenbouquet auf der Haube.
Die Fahrt zur Kirche war sehr kurz. Eamon und ich sprachen nicht. Ich war einfach zu nervös. Nicht allein wegen der Feier gleich, auch Eamon selbst schüchterte mich nach wie vor ein. Ich dachte an Ciaran. Mit ihm als Brautführer wäre mir wesentlich wohler gewesen. Ich vermisste ihn. Es tat weh, dass er nicht dabei war, nie wieder dabei sein würde.
Eamon half mir aus dem Auto. Wir standen ganz allein
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