Die Pan-Trilogie, Band 3: Die verborgenen Insignien des Pan (German Edition)
hattest du die Prophezeite mit?«
Wie schon gesagt: Meine Ausbildung war gut gewesen. Ich sah Eamon in die Augen. »Ich habe sie geküsst.«
Als mein Vater ein paar Minuten später aufbrach, klopfte er mir lobend auf die Schulter. »Gut gemacht, mein Sohn. Damit hast du dem Schicksal des Reiches eine ganz entscheidende Wende beschert. Oberon wird sehr zufrieden sein.«
Mit einem Mal fühlte ich mich schuldig. Ich wusste nicht einmal, wem gegenüber. Eamons Blick, ehe er mich verließ, sagte mir, dass er ahnte, was tatsächlich in mir vorging.
ANDERWELT
DER KRONRAT
Der Kronrat stand in der Halle zusammen. Als Meilyr und Eamon eintraten, verstummten die Gespräche und aller Augen wandten sich den beiden zu.
»Leander hat die Auserwählte auf unsere Seite gezogen«, erklärte Meilyr und wandte sich nun an Oberon. »Jetzt müssen wir nur noch warten, bis die Insignien sich bemerkbar machen.«
Die Gesichter entspannten sich. Zufriedenes Nicken war hie und da erkennbar.
»Was war in Böhmen?«, fragte die rothaarige Schatzmeisterin.
Meilyr sah sie an. »Er konnte die Insignie in Böhmen spüren, trotz ihres Schutzzaubers. Und das war nach der Bindung. Das beste Zeichen dafür, dass es bereits zu wirken beginnt.«
Der Konstabler und die Seneschallin wechselten einen triumphierenden Blick.
»Konnte er denn auch herausfinden, wen die Drachen auf die Prophezeite angesetzt hatten?«, wollte Oberon wissen.
»Nein. In dieser Richtung gab es noch keine Hinweise«, erklärte Eamon.
Oberon atmete tief ein. »Ab sofort müssen wir noch wachsamer werden. Es könnte sein, dass die Verheißene jetzt in Lebensgefahr schwebt. Wenn ihr etwas zustieße, wäre alles verloren.«
Die Männer und Frauen des Kronrates sahen sich ernst an.
FELICITY
SCHULE UND ANDERE PROJEKTE
Ich blinzelte zum Wecker. Neun Uhr. Erschrocken fuhr ich auf und prallte mit meinem Kopf gegen die Dachschräge über meinem Bett. Und plumpste zurück. Autsch. O verdammt! Wie hatte ich die nur vergessen können. Ich hielt mir Stirn und Nase fest. Tränen traten mir in die Augen.
Die Tür ging auf und Mum kam herein. Gefolgt von Anna, die den kleinen Jacob auf dem Arm hatte.
»Ja, sie ist wach«, erklärte Anna trocken.
»Oje. Das sieht aber übel aus.« Mum machte ein ganz erschrockenes Gesicht. »Es hat auch ganz schön gerumst.«
»Ich hol ihr einen kalten Waschlappen.« Anna verschwand wieder.
»Felicity, kannst du sehen, wie viele Finger ich hochhalte?« Mum hielt mir drei Finger so dicht vor die Nase, dass ich sie doppelt sah.
»Ja, kann ich.« Meine Stimme klang ganz nasal, weil alles geschwollen war. »Ich habe keine Gehirnerschütterung, wenn du das meinst. Ich habe verschlafen.«
Anna kam mit dem Waschlappen zurück. »Du warst verschwunden«, korrigierte sie mich. »Und jetzt siehst du so aus.«
»Felicity.« Mum sah mich ernst an. »Hast du Probleme?«
Keine, die meine Mutter lösen könnte. »Tut mir leid, Mum«, näselte ich.
»Du weißt, dass du immer zu uns kommen kannst, wenn was ist«, sagte sie ernsthaft.
»Ich soll dir von Carl ausrichten, er wäre auch für dich da«, fügte Anna hinzu.
Gott behüte. »Nein, nein. Ich habe mir nur gerade die Nase angehauen und der Waschlappen hilft nicht wirklich«, wehrte ich ab und setzte mich auf. »Was tust du hier?«, fragte ich Anna.
»Mum rief mich an und wollte wissen, wo du bist. Und stell dir vor, ich konnte es ihr nicht sagen.« Da war er wieder, der typische beißende Anna-Tonfall. »Nicht einmal Richard Cosgrove wusste, wo du sein könntest. Er gab uns die Adresse von diesem Lee, angeblich ja sein bester Freund. Aber der war auch nicht da.«
»Richard? Wie hast du Richard erreicht?«, fragte ich verblüfft.
»Carl hat seine Beziehungen spielen lassen.«
Äh … Hä? Welche Beziehungen besaß Carl zum Filmgewerbe?
»Na ja, eigentlich hat Richard Cosgrove Mum angerufen. Er wollte wissen, wie es dir geht. Er ist zurzeit in Amerika und bereut euren Streit. Er wollte von Mum wissen, ob du ihm vergeben hast. Hast du ihn etwa in den Wind geschossen? Ich kann es nicht fassen. Richard Cosgrove!« Anna war einen Moment lang abgelenkt und musterte mich eingehend. So als müsse sie überlegen, was an mir so Besonderes war. Sie schien zu keinem Ergebnis zu kommen. Dann stemmte sie die Fäuste in ihre Hüften. »Also, wo warst du die letzten zwei Tage?«
Mist. Ich hatte nie damit gerechnet, dass jemand einmal nachhaken könnte, wenn ich verschwand. Ich hatte mir keine Ausrede
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